Rio

Rio
Originaltitel: Rio – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Carlos Saldanh

Stimmen (O-Ton): Jesse Eisenberg, Anne Hathaway, Jamie Foxx, Will i Am, Jemaine Clement, Leslie Mann, Rodrigo Santoro u.A.

Filmkritik: Sphinx-Ara Blue hat ein gemütliches Leben in einem ständig verschneiten Teil von Amerika, ein inniges Verhältnis zu seiner Halterin, die einen kleinen Buchladen betreibt und lebt ansonsten ein domestiziert-geordnetes Leben. Dieses kommt schnell durcheinander, als sich rausstellt, dass er das letzte Männchen seiner Art sein und ganz schnell nach Rio soll, um möglich eben so flott mit dem letzten Weibchen für Nachwuchs zu sorgen.
So weit, so theoretisch, denn Blue kann nicht fliegen und lebt eigentlich viel lieber in einer gemütlichen Wohnung, als im gefährlichen Dschungel und vom anderen Geschlecht hat er bislang maximal vom Hörensagen etwas mitbekommen. Wie so oft ändert ein Besuch in Rio zur Karnevalszeit all diese Punkte aufs Gründlichste…

Die putzige Geschichte wurde gedreht von Carlos Saldanha, der bislang für die immer weniger gut werdenden „Ice Age“-Fortsetzungen verantwortlich war und vorher bei „Robots“ Co-Regie geführt hat. Doch insgesamt ist die Mischung aus Herz und Humor bei „Rio“ überraschend gut gelungen. Gleichzeitig mit dem gefiederten Helden wider Willen Blue macht auch dessen Halterin eine Wandlung vom keuschen Bücherwurm zur echten Frau durch und so spitzen sich die Geschehnisse bei Mensch und Tier gleichermaßen bis zum Höhepunkt zu.
Was sich hier vielleicht etwas anzüglich ließt, ist dann aber natürlich komplett familienfreundlich umgesetzt und weißt eine ganze Schar von namenhaften Sprechern im Original auf. Jesse Eisenbergs Blue ist instant-sympathisch und die von Anne Hathaway gesprochene Jewel als weiblicher Vogelgegenpart ist ebenfalls sympathisch. Ebenso Leslie Mann als Herrchen Linda sowie Rodrigo Santoro als sozialfremder Vogelforscher Tulio, die sich auf der der Jagd nach Blue, der zwischenzeitlich noch entführt wird, näher kennen lernen.

Kommt man zu den Nebenfiguren, kommt man auch schon zu einem der beiden negativen Punkte dieses ansonsten grundsympathischen Streifens:

Zum Einen gibt es viel zu viele kleinere Figuren die für den vermeintlichen Lacher zwischendurch sorgen sollten und so oftmals den Film unnötig strecken, zum Anderen sind manche Gesangseinlagen nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern schlicht und ergreifend unpassend. So verfällt der wunderbar schleimig und böse klingende Fieslingvogel Nigel, gesprochen von Jemaine Clement, beim Bösewichtsong plötzlich ins hiphopsche Gereime. Ebenso wie manch anderer Song wohl einzig und allein deshalb eingesetzt wurde, um die gesamte Handlung dann doch auf 90 Minuten aufzublasen. Das gleiche Problem gibt es bei den witzig gemeinten Nebenfiguren, denn wenn diese etwa statt einem Spruch sich gleich mal Zeit nehmen für eine (sich nach mehreren Minuten anfühlende) Comedy-Routine, läuft das Geschehen leider nicht mehr ganz rund.

Aber wenn die Handlung kurz darauf wieder weiter geht, hat man dies „Rio“ schnell verziehen, denn das Mitfiebern mit den Hauptfiguren klappt wunderbar und deren Komik ist es dann auch, die teilweise sogar noch lange nach dem Kinobesuch im Gedächtnis bleibt.

Wenn der Film, wie eigentlich alle größeren animierten Kinofilme in letzter Zeit, erfolg hat, wird es wohl sicherlich auch eine Fortsetzung geben. Was auch wünschenswert wäre, da gegen Ende des Films mal schnell ein mehrwöchiger Zeitsprung einsetzt, der auch noch einige Entwicklungen offen lässt. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass man ein unzufriedenstellendes Ende serviert bekommt, ganz und gar nicht, aber „die widerspenstige Verwilderung“ von Sphinx-Ara Blue ist so grundsympathisch und liebevoll umgesetzt worden, dass man gerne noch einen weiteren Trip zu den bunten Urwaldvögeln nachschieben kann.

Filmbewertung: 7/10

P.S.: Das 3D ist ebenso sehenswert und wer immer schon mal wissen wollte wie es aussehen würde, wenn man als flugunfähiger Vogel über eine steile Klippe in Rio geworfen wird, der sollte sich schleunigst eine Karte sichern. Aber keine Sorge, auch gemütlichere Flugeinlagen sehen verdammt gut aus!