Operation: Overlord

OPERATION: OVERLORD
Originaltitel: Overlord – Erscheinungsjahr: 2018 – Regie: Julius Avery

Erscheinungstermin: Ab dem 8. November 2018

Darsteller: Wyatt Russell, Iain De Caestecker, Pilou Asbæk, Bokeem Woodbine, Jacob Anderson, John Magaro, Jovan Adepo, Marc Rissmann, Éva Magyar, Ben Tavassoli, u. A.

Filmkritik: Ja, ist denn heute schon mein Geburtstag? Denn OPERATION: OVERLORD ist alles, was ich mir gewünscht habe! Ein Nazi-Zombiefilm, der spannend und gruselig ist, aber auch coole Charaktere und Action bietet. Der nicht zu extreme Gewalt zeigt, sondern weiß, wie man gekonnt intensive Szenen inszeniert, ohne zu viel zu verraten? OPERATION: OVERLORD ist so gut geworden, dass man entweder an dieser Stelle des Reviews sofort aufspringen und ins Kino rennen sollte, oder den weiteren Text nun liest, um sich so richtig auf diesen Genre-Film-Streifen vorfreien zu können, der auf jeden Fall in der Top-5 des Jahres landen wird.

Retro-Spaß ohne aufgesetzte Augenwischerei

Bereits der Beginn schafft es alles richtig zu machen: Von der stilistisch an die 70er Jahre angelehnte Titeleinblendung samt Produktionsfirma-Logo darunter, über die Einführung der Soldaten im Flugzeug alla PREDATOR, bis hin zu den eigentlichen Figuren. Schnell wird klar, dass man es bei OPERATION: OVERLORD mit einem fantastischen Stück Retro-Unterhaltung zu tun hat, das sich aber nicht in dilettantischem Nostalgie-Porn suhlt, sondern den Geist der vergangenen Jahrzehnte perfekt ins Jetzt transportieren kann.
Die die untoten Soldaten ersteht hier der Flair eines lustvollen Genre-Streifens aus den 70er Jahren wieder auf, ohne dabei künstliche Filmfehler oder andere Augenwischerei zu brauchen, damit auch das letzte Helm-Kind im Kino versteht, dass hier frühere Einflüsse zum Tragen kommen.

Muntere Klischee-Figuren zum Liebhaben

Schnell fokussiert sich OPERATION: OVERLORD auf eine kleine Anzahl von Soldaten. Die kommen zwar größtenteils nicht über immens sympathische Klischee-Figuren hinaus, doch die Schauspieler können zusätzlich mit viel Schauspiel-Charme punkten. Dabei kommen wunderbar Brooklyn-Akzente und natürlich der wunderbare US-Kraut-Slang zum Tragen. Der Däne Pilou Asbæk spielt einen erstklassigen Nazi-Schurken, der mit seiner sleazigen Art wie direkt aus einem italienischen Lagerfilm herbeiteleportiert wird. Einfach klasse.
Vom neuen Rekruten, der seinen Wert beweisen muss, über die terrorisierte Widerstandsdame, bis hin zum seelisch zerrütteten, erfahrenen Kämpfer sind hier alle Figuren, die man bei dieser Art von Film erwartet. Man hätte gerne dem verrückten Wissenschaftler auf Seiten der Deutschen noch mehr Zeit widmen können, aber das sind alles Kleinigkeiten.

Wir brauchen einen zweiten Teil. Sofort!

Der große Triumph bei OPERATION: OVERLORD ist, dass er genau weiß, was er sein will und jede seiner Stilrichtungen – Krieg, Horror und Action – erstklassig auf die Reihe kriegt. Zwischendurch gibt es einige kleinere Humor-Elemente, die sich aber eben aus dem Geschehen ergeben und nicht mit wildem Augenzwinkern in Richtung des Zuschauers die Spannung zerstören.
Am Ende hätte es vielleicht noch etwas mehr Fokus auf die Zombies sein können, ein klein wenig mehr von den bizarren Experimenten, die da im mysteriösen französischen Dorf geführt werden. Aber vielleicht war es auch genau so richtig, dass man nun eben nach OPERATION: OVERLORD 2 giert, der hoffentlich auf dem Weg ist. Denn was Filme wie die OUTPOST-Reihe oder FRANKENSTEINS ARMY zuvor maximal teilweise geschafft haben – wenn überhaupt – das ist Regisseur Julius Avery hier gelungen:
OPERATION: OVERLORD ist perfektes Genre-Popcorn-Kino und jeder, der ansatzweise Nazi-Zombies im Kino erleben will, für den führt kein Weg an diesem Streifen vorbei. Dass Avery anscheinend einen neuen FLASH GORDON drehen soll, lässt mich nach OPERATION: OVERLORD erst recht in freudiger Erwartung die Tage bis zur Veröffentlichung zählen.

Fazit: OPERATION: OVERLORD macht eigentlich alles richtig und hätte nur gerne von einigen Elementen gerne noch mehr haben können. Doch gerade die Zurückhaltung – wie etwa der perfekt passende Härte- und Intensitätsgrad – zeigen, dass hier richtige Könner am Werk waren. Regisseur Julias Avery sollte man unbedingt im Auge behalten!
… Ok. Und einen Punkt Abzug gibt es auf jeden Fall für den Rap-Song im Abspann. Den könnte man sich zwar mit „moderne Exploitation-Zutat“ und „zeitgenössische Blaxploitation“-Anleihe schönreden, aber das machen wir hier jetzt nicht. Da hätte einfach etwas anderes hingehört.

Filmbewertung: 8/10 mit Liebhab-Garantie