Assassin’s Creed

Assassin’s Creed
Originaltitel: Assassin’s Creed – Erscheinungsjahr: 2016 – Regie: Justin Kurzel

Erscheinungstermin: Jetzt im Kino

Darsteller: Michael Fassbender, Jeremy Irons, Marion Cotillard, Michael Kenneth Williams, Brendan Gleeson, Ariane Labed, Callum Turner, u.A.

Filmkritik: Ah, guten Morgen. …wie, was ist? Wie ich „Assassin’s Creed“ finde? Hab ich den etwa … Oh ja! Ich hab den Streifen gesehen. Ach du Sch… Das hab ich ja völlig vergessen. Fazit: Vergessenswert. Review Ende.

„Autsch. Na, das kann ja heiter werden.“

Ok. Jetzt doch einmal etwas ernster: „Assassin’s Creed“ ist eine langlebige Videospielserie und die filmische Adaption mit Fassbender soll nun „endlich mal ein guter Game-Streifen werden“. Soweit das Medien-Blahblah zum Werk. Dabei wird völlig ignoriert, dass zwar nicht unbedingt „gute“ Arbeiten dennoch eines sein können: Unterhaltsam! Und aus dieser Richtung hat es bereits etliche spaßige Videospiel-Adaptionen gegeben.

Wobei der generelle Punkt „Unterhaltung“ auch bei „Assassin’s Creed“ anscheinend extrem kleingeschrieben wurde. Anders sind viele bizarre Regie-Entscheidungen einfach nicht zu erklären. Justin Kurzel, der zuletzt „Macbeth“ mit Fassbender in der Hauptrolle abgeliefert hatte, geht die gesamte Geschichte rund um Templer, Assassinen und die Jagd nach mystischen Artefakten, welche die Geschicke der Menschheit lenken können, unglaublich trocken an. Wenn da von genetischen Erinnerungen und „Eden Äpfeln“ die Rede ist, gibt es ein Wettrennen zwischen den Darstellern und der Inszenierung: Wer interessiert sich weniger für das, was gerade passiert? Schließen Sie jetzt ihre Wetten ab!

„Siehst du die Handlung irgendwo?“ -„Ja, sie ist da drüben, im zweiten Teil!“ „Wir bekommen einen zweiten Teil?!?“

Ein cineastischer Todessprung

Ausnahme bei den Schauspielern auf Autopilot sind Ariane Labeds weibliche Assassinnin in der Vergangenheit sowie natürlich Fassbender, der „Assassin’s Creed“ beinahe erträglich macht. Beinahe. . Jene Sequenzen, die zuvor kaum jemand im Spiel selber machen wollten, die Momente, in denen der Protagonist durch die Abstergo-Lounge schlurft, um sich wieder in die Vergangenheit einzuklinken, bekamen den Großteil der Laufzeit spendiert. Wer also Menschen sehen will, die in zu Tode blaugefilterten Bildern in irgend einem Institut rumsitzen oder –stehen: Herzlichen Glückwunsch, das wird euer Lieblingsfilm!

Wie fährt man einen Film gegen die Wand – Eine To-Do-Liste von Justin Kurzel

Kurzel schafft es gleichzeitig sämtliche Sequenzen – drei plus ein Prolog – aus der Vergangenheit zur Zeit der Inquisition – dermaßen hektisch und wirr zu inszenieren, dass schnell sämtlicher Spaß flöten geht. Ja, inhaltlich macht es Sinn, immer wieder zu Fassbender zurückzuschneiden, um zu zeigen, wie dieser seine Action-Pantomime macht, während er in einem riesigen „Greifarm-Automat“ festhängt. In der Realität führt dies allerdings dazu, dass der Zuschauer ständig aus dem Geschehen gerissen wird. Aber das ist nicht schlimm. Eben jenes wird auch im Sekunden-Schnitt-Stakkato serviert. Immer wieder blitzen elegante Einstellungen auf, nur um anschließend mit drei weiteren Sekundenaufnahmen bombardiert zu werden. Dass zusätzlich der Streifen auch noch mit kaum vorhandenem 3D die Augen quält, ist ein weiterer Verlust. Die wortwörtlich pissgelbe Farbgebung der Vergangenheitssequenzen ist dann nur noch ein weiterer Tropfen in das längst übergelaufene Glas. Apropos: Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass Kurzel es allen Ernstes schafft echte Stuntman-Arbeit schlecht aussehen zu lassen. So ist der – im eigentlichen Streifen furchtbar gefilmte – „Leap Of Faith“ vor Ort ausgeführt worden. 40 Meter tief ist ein richtiger Stuntman gesprungen. Im fertigen Werk geht dies im gelbgefilterten Schnittgewitter unter und könnte jeder x-beliebige digitale Klon aus dem Rechner sein. Schäm dich was, Kurzel, es ist einfach nur eine Schande!
(Oh ja. Und die urinfarbene Optik? Die ist auch auf dem Mist der Filmemacher gewachsen und lässt im Vergleich die Games gleich viel imposanter UND realistischer aussehen. Es wäre fast schon zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.)

„Ok, wer hat auf das Bildmaster gepinkelt? Kommt schon Leute, einer muss es gewesen sein!“

Desinteressie Deluxe – Ruft mal jemand bitte einen Assassinen?

Dass zusätzlich die Zuschauer eigentlich gar nichts über ihren Helden erfahren, die Schurken blass bleiben und das Ende mit einem fetten „Wird Fortgesetzt“ abschließt – nicht direkt im Bild, denn das wäre zu ehrlich – all das sind weitere Faktoren, die dafür sorgen, dass „Assassin’s Creed“ wahrscheinlich die schlechteste Videospielverfilmung aller Zeiten ist. Von den Darstellern, dem Produktionsdesign: Alles hat durchaus seine Wertigkeit, auch wenn nichts ordentliches damit gemacht wird. Selbst die Inszenierung ist in den Jetzt-Szenen durchaus ordentlich – auch wenn sie komplett im Blau absäuft – aber das völlige Fehlen von irgend einem Unterhaltungswert und das aktive inszenatorische Zerstören der eigentlich von Haus aus faszinierenden Vergangenheitsmomente ist einfach nur unglaublich.

Fazit: Eine Fortsetzung wird es wahrscheinlich nicht geben, weswegen diese halbe Geschichte im Nachhinein nur noch schlechter wirkt. Fans der Spiele können einen Blick riskieren, um nach der Sichtung ihre geliebten Games nur noch mehr ins Herz zu schließen. Selbst solche Rohrkrepierer wie die „King Of Fighters“-Adaption sind aufgrund ihres schieren Bullshit-Faktors noch unterhaltsamer als dieser trübe, hektisch gefilmte und schlicht langweilig Rotz.

Filmbewertung: 3/10 (weil ich gerade einen guten Tag habe und ein Auge zudrücke)