Das Versprechen

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Das Versprechen
Originaltitel: Das Versprechen – Erscheinungsjahr: 2016 – Regie: Karin Steinberger, Marcus Vetter

Erscheinungsdatum: 27.10.2016

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Darsteller: Jens Söring, Steven Rosenfield, Ricky Gardner, Gail Marshall, Carlos Santos, William Sweeney, Tom Elliott, Ed Sulzbach, Rich Zorn, Gail Ball, Chuck Reid, Dave Watson, u.A.

Filmkritik: „Das Versprechen“ ist eine jener Dokumentationen über ein Verbrechen, die auch nach dem Sehen noch lange im Gedächtnis des Zuschauers nachhallen. So wurde Mitte der 80er Jahre der Mord an einem Elternpaar zu einem bis dato relativ beispiellosen Medien-Event, dessen Folgeprozess 1990 einer der ersten Live übertragenen Gerichtsfälle Amerikas wurde.

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Seit 1986 wird ermittelt und so viele Fakten vielen durch das amerikanische Rechtssystem. Eine erschreckende Billanz eines erschreckendes Falls.

Doch das Gute ist, dass die Regisseure Karin Steinberger und Marcus Vetter nicht nur an dem reinen Fall interessiert sind, sondern viele verschiedene Elementen in ihre oftmals exzellent strukturierte Doku hinzufügen. Ob es nun die seelischen Probleme einer gestörten Person beleuchtet, die xenophoben Tendenzen eines ganzen Landes aufarbeitet, oder auch die Probleme des – anscheinend saumäßig geführten – amerikanischen Rechtssystems vor Augen führt: Mit einem stetig roten Faden entwirft „Das Versprechen“ viel mehr ein Zeitgeistdokument, welches ausgehend von den Ermittlungen so viele andere Themen noch mitnimmt.

Aber das ist auch nur logisch. Zwei junge Liebende an der Universität. Beide sind etwas „off“. Er war ein junger Deutscher mit hohem IQ, sie eine manipulative Drogensüchtige mit bizarr erscheinenden elterlichen Verhältnissen, die im Suburbia der 80er Jahre total untergegangen sind. Als dann ihre Eltern ermordet werden und die beiden Liebenden auch noch nach Europa fliehen, wird die merkwürdige Geschichte immer verrückter. Mehr Verstrickungen, mehr absolute Idiotenmomente des amerikanischen Rechtssystems und so weiter.

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Jens Söring im Gefängnis. Er scheint gelassen, aber es schwingt vor allem viel Abgeklärtheit und Frustration mit in seinen Worten.

Wenn bei „Das Versprechen“ etwas hängen bliebt, eine Hauptbotschaft, dann die, dass man doch bitte soweit es geht von den US of A wegbleiben sollte, die anscheinend rechtlich von komplett inkompetenten Vollidioten geführt werden, während die paar cleveren Menschen hemmungslos in diesen Fallstricken des Systems verheddert sind. So viel verschwendete Zeit, so viel verschwendetes Lieben und wofür das alles?

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Eine weitere Anhörung, ein weiteres abgelehntes Gnadengesuch, obwohl so viele weitere Beweise für Jens Unschuld bislang aufgetaucht sind …

Inszenatorisch bewegt sich „Das Versprechen“ stets auch hohem Niveau. Zwischengeschnittene Ermittlungsepisoden von 2010 bis 2015 werden gemischt mit Archiv-Material der Berichterstattung von 1986 bis 1990. Abgesehen von einigen Stellen, die vielleicht etwas zu sehr im doppelten Umfang verschiedene Elemente besprechen, um auch die Fakten extrem eindeutig zu machen, gibt es am Schnitt nichts zu meckern. Vielleicht hätte man noch etwas mehr Zeit auf die Ermittler verwenden und deren Leben illustrieren können?
Aber vielleicht ist letzteres auch nur der generelle Punkt, dass man nach „Das Versprechen“ selber voller Emotionen, Fragen und Anklagen ist, denn Karin Steinberger und Marcus Vetter schaffen es, wie gesagt, exzellent, all die verschiedenen Themen, welche diesen Fall betreffen, auf das eigene Seh-Erlebnis zu übertragen.

„Das Versprechen“ ist eine faszinierende Arbeit, die abseits des aktuellen Kino-Fluffs eine angenehme Abwechslung darstellt, auch wenn wohl nur die Wenigsten den Streifen wohl leider im Kino sehen werden. Aber spätestens wenn das Ganze auf DVD und Blu-ray erschienen ist, dann sollte man sich durchaus mal zwei Stunden Zeit nehmen, um in die so faszinierende wie erschreckende Welt dieses Falls einzutauchen.

Filmbewertung: 8/10