Captain Phillips

Captain Phillips
Originaltitel: Captain Phillips – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Paul Greengras

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Darsteller: Tom Hanks, Catherine Keener, Faysal Ahmed, Michael Chernus, David Warshofsky, Corey Johnson, Chris Mulkey, Yul Vazquez, Max Martini, Omar Berdouni, Mohamed Ali, Thomas Grube u.A.

Filmkritik: Hier gibt es nur relativ wenig zu zusagen:

Captain Phillips, gespielt von einem wie immer erstklassigen Tom Hanks, soll eine Frachtladung transportieren. Es kommt bei der Überschiffung zu einem Kontakt mit somalischen Piraten, welche Phillips schließlich als Geisel nehmen. Die US-Marine schaltet sich ein…

Aus dieser simplen Geschichte macht Regisseur Paul Greengras erstklassiges Spannungskino. Dabei ist der gesamte Inhalt naturalistisch belassen, ohne Ausfälle in der Glaubwürdigkeit. Durch diese geerdete Herangehensweise wirkt die Atmosphäre richtiggehend „real“, was im Umkehrschluss die Spannung rund um die Geschehnisse noch weiter erhöht.
Obendrauf gibt es Greengras typische unruhige Kamera, die man hier – wahrscheinlich sogar durchaus absichtlich – wirkt, als hätte sie Seegang. Aber daran gewöhnt man sich nach einiger Zeit auch, eben wie auf einem richtigen Schiff. Allzu schlimm wirkt das Ganze aber ohnehin nicht und ist demnach vernachlässigbar.

Vielleicht hätte man noch etwas mehr aus den verschiedenen Persönlichkeiten – Phillips, seiner Crew und den Piraten – herausziehen können, vielleicht hätte man den Film mit etwas mehr Parabeln aufladen können (dazu später mehr). Aber all dies hätte auch dem anscheinend gewollten Doku-Charme im Weg gestanden, welcher durch seine nüchterne Tatsachenschilderung die Geschehnisse unmittelbar und intensiv erscheinen lässt. Für dieses schnörkellose Spannungskino samt dokumentarischem Anstrich gibt es die

Filmbewertung: 8/10

PV: Interessant war, dass nach dem Presse-Vorführung einige Kritiker draußen lang und breit über die sozialen Intentionen diskutiert haben. Darüber, dass die somalischen Piraten vielleicht die eigentlichen Helden seien, da man eben mit ihrem Schicksal mitfühlen konnte und weil sie halt eine nachvollziehbare Motivation hatten. Darüber, dass die amerikanische Marine nicht im besten, sondern eher im klinisch objektiven Licht als Befehlsempfänger und mal nicht die Helden des Tages gezeichnet wurden. Mein Senf dazu? (Natürlich wollt ihr meinen Senf dazu haben, ihr haltet ja schließlich den Rest des Review-Hot Dogs schon in der Hand!)

Ja, der Bösewicht hat eine nachvollziehbare Motivation und ja, man kann durchaus mit seinem Schicksal sympathisieren, aber all dies macht ihn noch lange nicht zum Helden. Seine Taten sind weiterhin moralisch falsch, er sucht „den falschen Weg“, auch wenn natürlich diskutierbar ist, dass es natürlich generell wenig Möglichkeiten gab, für die Piraten, sich aus der Situation herauszuwinden. (Und ich entschuldige mal die vage Beschreibungsweise, aber man sollte halt nicht zu viel verraten, obwohl hier nur bekannte Umstände geschildert werden.)

Lustig ist eher, dass jetzt – wo einfach ein Antagonist mal wieder mit nachvollziehbaren Motivationen und Co. versorgt wurde – solch eine Herangehensweise schon scheinbar überlegen lässt, ob dieser nicht gleich der Held des Ganzen sein soll. Bizarr. Gleiches gilt für die US-Marine, welche hier schlicht, wie eben auch die anderen Figuren des Films, als normale Menschen mit einem Job dargestellt werden, anstatt einen auf Super-Rambo zu machen. Hat das aktuelle Popcornkino die Resonanzmöglichkeiten auf Feinheiten so sehr verdreht, dass bei schlicht naturalistischer Prägung einem Regisseur gleich subversive Tendenzen zugesprochen werden? Nein, die Piraten sind nicht die Helden, die Leute von der Marine sind nicht die Helden. Selbst Phillips ist nicht im eigentlichen Sinne ein Held, sondern ein Mensch wie du und ich, der sich in einer Extremsituation so gut es geht auf das Verlassen muss, was er gelernt hat und selbst dann gute Chancen hat unter dem Druck zu zerbrechen…