Trainer!

Trainer!
Originaltitel: Trainer! – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Aljoscha Pause

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Darsteller: Frank Schmidt, André Schubert, Stephan Schmidt, Frank Wormuth, Jürgen Klopp, Hans Meyer, Peter Neururer, Michael Oenning, Thomas Schaaf, Mirko Slomka, Armin Veh

Filmkritik: Mit seinem Erstlingswerk „Tom Meets Zizou – Kein Sommermärchen“ brachte Regisseur Aljoscha Pause im Jahr 2011 eine wahrhaft herausragende Doku des Fußballlebens auf den Markt und in die Kinos. Ganze 7 Jahre folgte der Filmemacher dem unkonventionellen Fußballer Thomas Broich auf seinen vielen Stationen als Spieler und auch das Privatleben und die Person Broich kam dabei nicht zu kurz. 2 Jahre später erschien nun sein zweiter Film. Erneut beschäftigt er sich mit dem Lieblingssport der Deutschen, dem Fußball. Doch wie der Titel schon zeigt, geht es diesmal nicht um einen Spieler sondern um „Trainer!“.

Pause folgt in „Trainer!“ den 3 Profi-Trainern Frank Schmidt (1. FC Heidenheim), André Schubert (FC St. Pauli) und Stephan Schmidt (SC Paderborn) über die gesamte Saison 2012/2013…oder zumindest so lange wie der jeweilige Protagonist im Amt ist. Schnell wird also klar, die beschauliche Beleuchtung einer einzelnen Person kann und will „Trainer!“ nicht liefern, hier soll vielmehr der Einblick in einen von vielen Menschen völlig unterschätzen Beruf gegeben werden und dieser Einblick soll aus möglichst vielen unterschiedlichen Teilen.

Und so folgt Pause den 3 Trainern beim täglichen Training, bei internen Besprechungen, bei der Mannschaftsansprache, in der Halbzeit und auch vor Arbeitsbeginn und nach Feierabend. Bei 3 Trainern kommt hier schnell viel Material zusammen und ungeschnitten geht die Doku auch satte 135 Minuten, eine geschnittene WDR-Version hingegen nur noch 90.

Pause gliedert die Doku sanft in verschiedene Bereiche. U.a. geht es um das zeigen oder verstecken von Emotionen, den medialen Erfolgsdruck oder die Freude am Job. Zu diesen Kernthemen, die nicht durch Überschriften eingeleitet werden aber dann doch deutlich erkennbar in der Doku auftauchen, kommt parallel zu den 3 Hauptfiguren auch immer eine Reihe an bekannten Profi-Trainern zu Wort. Die Rampensau Jürgen Klopp, der besonnenen Armin Veh oder Brummbären wie Thomas Schaaf oder Hans Meyer kommen zu Wort und schildern ihre Sicht der Dinge aus teilweise gar 40 Jahren Berufserfahrung.

Ein weiterer Aspekt der Doku wendet sich der Lehre zu, also wie man überhaupt Trainer wird. Es werden Einblick in die Schulung zur Trainerlizenz gegeben, gezeigt wie geprüft wird und wer dort lehrt.

Was man Pause bei all diesen Faktoren ankreiden muss ist, das der Dokumentation bereits früh etwas der Fokus abhandenkommt. „Tom Meets Zizou – Kein Sommermärchen“ konzentrierte sich auf eine Figur, tat sich dadurch entsprechend leicht den Film zu fokussieren und somit auch interessant zu halten. Bei „Trainer!“ hingegen wird André Schubert bereits im Herbst bei St. Pauli entlassen und ein Stephan Schmidt kommt (gewollt oder nicht) derart unsympathisch rüber, dass man nicht nur wenig um seine Szenen gibt sondern auch wenig leidet wenn auch er gegen Ende der Saison den Trainerstuhl räumen muss.

Dem Film fehlt der Bezugspunkt vom Zuschauer zu seinen Protagonisten, was die Laufzeit von 135 Minuten hier und da etwas lang erscheinen lässt, denn irgendwann wiederholen sich sogar Abläufe anstatt neues einzubringen. Da hätte man lieber Details der Trainingsvorbereitung oder des eigentlichen Trainings gezeigt. Oder wie bestimmte Taktiken des Gegners analysiert werden und Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Generell kommen einige Aspekte des Trainer Daseins zu kurz, wohingegen wieder andere zu lange im Mittelpunkt stehen ohne neue Ansichten zu gewinnen. Besonders die Macht der Medien wird einfach wertungslos kommentiert, mit plakativen Schlagzeilen unterstrichen aber nicht wirklich Wertend betrachtet. Hier schwächelt Regisseur Pause ein wenig.

Insgesamt kann man als Fußballfan mit „Trainer!“ nicht unzufrieden sein. Zwar baut man kein „quasi“ persönliches Verhältnis zu den Trainern auf wie es noch mit Thomas Broich der Fall war, doch die Einblicke die Pause in seinem neusten Streich liefert sind erneut vielseitig und interessant. Für Fans ist auch diese Doku ein klares Muss.

Filmbewertung: 7/10