Mama

Mama
Originaltitel: Mama – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Andrés Muschietti

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Darsteller: Jessica Chastain, Nikolaj Coster-Waldau, Megan Charpentier, Isabelle Nélisse, Daniel Kash, Javier Botet, Jane Moffat, Morgan McGarry, David Fox, Dominic Cuzzocrea, Christopher Marren, Julia Chantrey u.A.

Filmkritik: Crazy-Dad erschießt ein paar Kollegen und Muttern, rennt mit den beiden kleinen Mädchen (5 und 1 Jahre alt) von zu Hause weg. Baut direkt einen Unfall, landet in einer gruseligen Hütte, wird von einem mongoloid aussehenden Geist umgebracht und die Kinder werden nun für die nächsten fünf Jahre vom Geist aufgezogen.

Der Bruder von Crazy findet die Kleinen später im verwilderten Zustand und versucht sie zusammen mit seiner Punk Rocker-Freundin aufzuziehen. Doch der Geist haut den Bruder die Treppe runter, so dass Punky, die vorher keine Kinder wollte, sich nun mit den kleinen Beschäftigen muss, langsam ihre Muttergefühle weckt und gegen den Geist vorgeht. The End.

Zu erst einmal das Positive: Jessica Chastain sowie die beiden Kinderdarsteller sind große Klasse und das Drehbuch hat ein, zwei interessante Ideen, welche eine deutlich bessere Umsetzung verdient hätten. Der Rest ist Mist. Aber der Reihe nach…

Von Geistern und Geistlosen

Dies ist einer von jenen Streifen, der von Guillermo Del Toro produziert wurde. Was heißt das? Zumeist eine Mischung aus Horror und „Märchen“, wie viele Reviewer schreiben, wobei das eher wiedergekautes Presse-Text-Gelaber ist, als Anderes. Märchenhaft ist hier gar nichts und die bewusst „wunderliche“ Stimmung in Form der Kombination „Kleine Kinder + übernatürliches Böse“ greift so gut wie gar nicht. Warum?

Weil eigentlich alle Figuren im Geschehen schlicht damit zu tun haben endlich auf den Wissenstand der Zuschauer zu kommen, welcher bereits ab der Pre-Titel-Sequenz wissen, wohin der Hase läuft. Nein, sogar seit dem Trailer, welcher bereits 90% der Filmhandlung(!!!!!!!) abdeckt. Bravo.

Weiß der zwielichtige Psychiater mehr, als er sagen will und liefert die frischen Ersatzeltern extra dem Geisterterror aus? Es scheint so, aber das Drehbuch interessiert sich nicht weiter dafür. Ist der Crazy-Dad, der gerade noch seine eigene Tochter erschießen wollte, plötzlich ein lieber Geist, weil er seinem Bruder sagt, dass dieser die Kinder retten soll? Und sind eigentlich alle Figuren in diesem Film blöde? Die Antwort, zumindest auf die letzte Frage, ist „Ja“!

„Mama“ ist einer von den Filmen, wo ein Psychiater gerade effektiv vor dem Geist geflüchtet ist, weiß, dass dieser existiert und wo er haust, nur um direkt alleine, nur mit einem Fotoapparat (natürlich mit Blitz, damit wir das voll toll inszenieren können mit Strobe-Licht!) NACHTS in die gruselige Waldhütte zu gehen. Das Ergebnis dürfte klar sein und dem Gen-Pol nur gut tun.

Schockeffekte der lahmen und lustigen Sorte

Derweil bemüht sich der Streifen händeringend jede Form von ordentlichem Grusel zu zerstören und dreht sich besonders im Mittelteil konsequent im erzählerischen Kreis. Neben den zahlreichen, gar nicht zu Ende gedachten Ansätzen wie dem teilweise erfolgenden Hrausschreiben des guten Bruder, über die Visionen der Hauptfiguren oder konträre Handlungsweisen, lärmt sich auf die Inszenierung einen ab, damit die Zuschauer ja nicht einschlafen. Dies wird dann mit der üblichen „plötzlich ist der Ton ganz leise, und in 5, 4, 3, 2 …BOOO, springt was ganz schnell ins Bild“-Formel versucht. Echte Atmosphäre? Was ist das denn, kann man das Remaken?

Die Effekte rund um die böse Geister-Nanny (ich nenn sie jetzt mal so), sind dabei gut gelungen, obwohl auch hier manches Mal wohl der Regisseur nicht wusste, wie bescheuert seine Idee nachher auf der Leinwand aussieht. So verschwindet an ein paar Stellen der bereits zu Lebzeiten wie eine Gruselgestalt aussehende Retardo-Geist im Boden, so dass nur dessen grauen, fließenden Haare über den Boden auf ihr Ziel zusteuern. Super gemacht, dass sieht dann direkt aus wie der Angriff des Killertoupets. Bravo!

Gegen Ende aufgewacht

Nach all den vorherseh- und sagbaren Schockmomenten, der diffusen Filmausrichtung sowie den hirnverbrannten Aktionen, welche das Drehbuch den Charakteren vorschreibt, ist wenigstens das Ende mal „etwas anderes“. Zugegeben, um noch einen Schocker zu servieren, wird es hier beinahe übertrieben dramatisch (und ignoriert dabei etliche vorher stattfindenden Entwicklungen), aber wenigstens nicht so sattsam bieder-bekannt wie noch zuvor. Am Ende steht dann wieder eine etwas verquere Bild-Analogie, bevor der Abspann überraschend schnell ins Bild knallt. Gerade hier wäre ein etwas runderer, auslaufender Handlungsstrang samt Epilog angebracht gewesen, aber das Ganze passt dann wieder perfekt zur ansonsten suboptimalen Inszenierung, die scheinbar keine gerade Linie, noch originelle Ansätze finden kann.

Im Fazit kommen wir mit drei guten Darstellern und einem eigentlich ganz nett aussehenden Gespenst noch auf eine knapp unter dem durchschnitt vorbeischrammenden Bewertung. Das Kinopublikum scheint sich derweil genau so einen Quatsch zu wünschen, denn ohne viel nach zu denken sagt ja bereits die Tonspur direkt jeden Erschrecker an, warum sollte man sich also dazwischen mit so etwas wie gut geschriebenen Figuren, sinnvollen Handlungsabläufen oder nachvollziehbaren Motivationen rumärgern?

Wer einfach nur mal die Seele und vor allem das Hirn baumeln lassen will, der kann sich „Mama“ vielleicht geben. Vielleicht. …ok, vielleicht auch nicht. Schaut am besten einfach den Kurzfilm bei YouTube. Der ist viel kürzer, kostet viel weniger und macht zwar auch nicht so viel Sinn, ist dafür aber mit eine der spannendsten Sachen, welche man auch nachher im Film zu sehen bekommen wird. (Und interessanterweise kann man mit Hinblick auf den Kurzfilm sich auch noch zahlreiche andere, wahrscheinlich oftmals gar bessere Varianten vorstellen, wie man diese kurze Sequenz zu einem Spielfilm hätte ausbauen können.)

Aber genug des Meckerns, kommen wir so schlicht zur unterdurchschnittlichen

Filmbewertung: 4/10