Oz the Great And Powerful – Die fantastische Welt von OZ

Die fantastische Welt von OZ
Originaltitel: Oz the Great And Powerful – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Sam Raimi

Darsteller: James Franco, Mila Kunis, Rachel Weisz, Michelle Williams, Abigail Spencer, Zach Braff, Bill Cobbs, Martin Klebba, Tony Cox, Francisca Viudes, Jon Overgaauw, Otis Winston u.A.

Filmkritik: Der schelmische Frauenheld und Wanderzirkus-Magier Oz hatte die Finger mal wieder an der falschen Dame. Noch schlimmer: Seine knappe Flucht per Heißluftballon endet in einem Wirbelsturm. Wo andere Geschichten aufhören, fängt die von Oz jetzt aber gerade erst an, denn der Illusionist mit dem Grinsekatzen-Gesicht – es ist eben James Franco – landet im magischen Land von Oz.
Vor Ort wird ihm gleich klar gemacht, dass sein Kommen anscheinend vorausgesagt wurde und wer könnte diese Nachricht auch besser unterstreichen als eine wunderhübsche Mila Kunis als Hexe?

Oz soll nämlich die böse Hexe besiegen, dem Land Oz die Freiheit bringen und für all seine Mühen nachher als König das Land regieren. Prall gefüllte Schatzkammer inklusive. Aber ob sich der gute Oz da nicht etwas übernommen hat?

Army Of Darkness 2 – The Yellow Brick Roade Adventure

Eines gleich vorab: Sam Raimi verwurste hier sowohl Struktur als auch etliche Szenen aus seiner „Armee der Finsternis“. Der vom Himmel fallende Held, die Prophezeiung, der gruselige Friedhof, die „Getting Ready“-Montage vor dem Finale, die Art und Weise wie er sich für das Finale fertig macht und was Oz baut, sowie ganz zu schweigen davon, dass als – kleiner Spoiler-Alarm – eine Hexe im Film rapide altert, diese nachher ziemlich genau wie jene aussieht, die Ash in seinem dritten Filmabenteuer angreift, als dieser es sich gerade nach seinem Ausflug in die Grube mit Wein, saftiger Keule und Sessel gemütlich macht.

Was haben diese Anleihen zu bedeuten? Gute Frage, nächste Frage.
Am ehesten würde ich persönlich darauf tippen, dass Raimi einfach nur faul gewesen ist. Dafür sprechen auch noch zahlreiche weitere Punkte.

CGI – The 3D Experience

Das größte Problem bei “Oz” ist, dass er so extrem mit bunten Computereffekten zugesch… äh, vollgestopft ist, dass beinahe die Darsteller an sich zu Fremdkörpern werden. Wenn etwa eine Verfolgungssequenz mit einer Aufnahme von Franco und Kunis beginnt, dann die Kamera hochfährt, plötzlich die beiden Figuren komplett aus dem Computer einen Videospielparcour samt sausender Kamerafahrt ablaufen, nur damit am Ende der Bildausschnitt wieder etwas näher gehen und zum Abschluss die etwas schnaubenden Darsteller zeigt, ja, dann gibt es hier ziemlich wenig, was überhaupt physisch gemacht wurde.

So hat das kunterbunte Geschehen immer dann seine besten Momente, wenn es „Fuck You!“ zum eigenen Inhalt sagt und hübsche, durch direkt in 3D gefilmte sogar dreidimensional ziemlich imposante Kamerafahrten seiner Fantasielandschaft abfeiert. Aber der Inhalt? Francos Oz ist hinter jedem Rock her, was sich auch nicht wirklich ändert und will „einer der ganz Großen werden“. Zum Ende hin gibt er dann doch zu „ein Hochstapler zu sein“, dass er aber rein per Definition hier auf unserer Erde ein Zauberer – und nach seinen Tricks im Film zu urteilen, sogar ein verdammt guter – ist, wird nicht angesprochen.

Von einer bunten Bedrohungssituation zur nächsten rennt das Geschehen, wobei die „Bedrohung“ in großen Anführungszeichen steht. Denn immer wenn es irgendwie gefährlich wird, ist die Sequenz schon wieder vorbei.

Das Prequel, das eigentlich keines ist

Richtig dreist sind die Umstände, die bei „Oz“ wohl die Rechteinhaber des originalen „Der Zauberer von Oz“ zur Weißglut treiben werden. Denn alles bei „Oz“ ist darauf ausgelegt als Prequel zu dem Klassiker aus den 30er Jahren zu fungieren. Das Problem dabei? Die Rechte zu diesem Streifen gehören einer ganz anderen Filmfirma. Uups. Bei so vielen Hinleitungen, Referenzen und dreisten 1:1 Übernahmen schon ein starkes Stück, dass der Film überhaupt so produziert wurde, wie er es jetzt nun ist.

Wo Filmfans vor dreißig Jahren die Tatsache manches Mal belächelten, dass etwa die Italiener oder andere europäischen Länder semi-Sequels oder –Prequels zu bekannten US-Streifen gedreht haben, so ist nun Amerika soweit sich selbst an der Nostalgie und kommerziellen Erfüllungskraft der eigenen Produktionen zu bedienen. Ist für den Inhalt nicht weiter schlimm, hinterlässt aber ein stetiges „Das ist ein liebloses Cash-In!“-Gefühl beim Anschauen.

So sind leider auch richtig packende Sequenzen selten, meistens plätschert der Inhalt vor sich hin. Erst trifft Oz einen fliegenden Affen in Pagen-Uniform, danach macht er die Bekanntschaft eines kleinen Mädchens aus Porzellan. Dies ist dann eine Sequenz, die sowohl zu Herzen geht, als auch bereits schön vorbereitet wurde. So schafft es Oz der Kleinen die abgebrochenen Beine wieder dran zu kleben. „Das hier ist flüssige Magie!“ sagt er, als er die Stumpen bestreicht und der Kleinen die Möglichkeit zu Laufen wiedergibt. Ein zu Herzen gehender Moment.

Die Laufzeit von 130 Minuten verfliegt beim Anschauen, aber eben weniger aufgrund des packenden Inhalts, sondern viel mehr, weil überall so viel buntes Zeug, so viel teure Ausstattung, so viel üppiges Dekollete herumwabert. Gut, letzteres dürften wohl die Kleinen noch nicht so bemerkt haben, dafür freut sich Papi wohl über Kunis und Co. in Corsagen. Das nennt man dann wohl nachher „Familienfilm“, wenn es eben Elemente für die ganze Familie enthält. Mami ist derweil von all den tollen Kleidern und funkelnden Kristallblumen begeistert.

Erst beim überraschend lahmen Showdown geht „Oz“ dann das „Ui, was Tolles zum Gucken!“-Momentum aus. Wo die böse Armee hin geht wird nicht so klar, die Weichen sind alle für das „Original“ gestellt und Franco darf ein letztes Mal mit seinem „breiten“ Grinsen in die Kamera schauen. Das macht dann zusammengerechnet wohl das 27. Franco-Grinsegesicht innerhalb des Werkes. Aber vielleicht kann man daraus ja irgendwie ein Trinkspiel basteln?

Im Endeffekt ist „Die fantastische Welt von Oz“ sicherlich ein netter Kinderfilm, der in Computereffekten ein ums andere Mal beinahe ersäuft, während inhaltlich etwas Substanz fehlt. Ganz zu schweigen von zwei, drei Stellen die schlicht unlogisch oder unerklärt bleiben. Dass aus der bösen Hexe im Original „Zauberer von Oz“ nun aber retroaktiv gar ein „tragischer Charakter“ geworden ist, ist schon ein starkes Stück. Aber egal, die Reise dorthin war bunt, kreativ und mit sehr viel sehr gutem 3D gesegnet. Am Ende reicht es so einzig dank der dreidimensionalen Gaudi sehr knapp zur

Filmbewertung: 6/10