Here Comes The Boom – Das Schwergewicht

Das Schwergewicht
Originaltitel: Here Comes The Boom – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Frank Coraci



Darsteller:
Salma Hayek, Kevin James, Henry Winkler, Melissa Peterman, Greg Germann, Reggie Lee, Joe Rogan, Alexandra East, Charice, Sarah Fischer, Frank Coraci, Bas Rutten  u.A.

Filmkritik: Biolehrer Scott (Kevin James) hat auch schon mal bessere Tage gesehen, meist ist er einfach faul und ergötzt sich an seinem „Lehrer des Jahres“-Preis, welchen er vor über 10 Jahren verliehen bekommen hat. Neuen Antrieb findet er schließlich, als ein guter Freund und Musiklehrer samt seinem ganzen gemeinnützigen Programm wegen Budgetkürzungen von der Schule geworfen werden soll. Geld muss her und Scott kommt über Umwege auf die Idee sich bei Mixed-Martial-Arts-Turnieren verprügeln zu lassen, da dort auch die Verlierer satte Geldpreise einstreichen. Dass seine Kollegin (Salma Hayek), auf die Scott ein Auge geworfen hat, von dem neuen Elan des Biologie-Lehrers angetan ist, ist dabei ein willkommener Zusatz…

Guter Trailer, lahmer Film

Ja, „das Schwergewicht“ landet als Film ziemlich schnell auf der Schnauze. War der Trailer flott montiert und sympathisch aussehend, so gibt es im fertigen Film die gleiche Wirkung, nur gestreckt auf 90 Minuten, wobei die besten Szenen dieses Mal im Trailer vorhanden waren. Noch schlimmer: Die beiden größten Lacher – eine Kotz- und eine Kuchenschlacht-Szene – waren ebenfalls bereits in der Filmwerbung zu sehen. Das lässt sowohl vom Inhalt als auch vom Marketing tief blicken.

Die Co-Stars wie Salma Hayek, die hier nicht nur wieder einmal toll aussieht, sondern auch überraschend witzig agiert, über den droligen Henry Winkler als Musiklehrer bis hin zu Mixed-Martial-Arts-Star Bas Rutten, welcher hier auch überraschend sympathisch und witzig rüberkommt, retten so einiges bei diesem Streifen, welcher leider als Action oder Sportfilm komplett versagt. Die paar Kampfszenen aus dem Trailer sind beinahe alles, was man auch im fertigen Film zu sehen bekommt, bevor erst im Finale(!) ein richtiger Kampf gezeigt wird, welcher zwar ein lahmes Finish hat, dafür aber auch durchaus Spannung aufbauen kann. Für die etwa überhaupt nur anderthalb zur Gänze gezeigten Kämpfe gibt es deshalb keinen „Action“-Genre-Tag, so viel steht schon einmal fest.

Bis zu diesem Zeitpunkt wurde viel dumm herumgelabert, Plotpoints sind gekommen und gegangen, ohne überhaupt richtig in die Handlung eingebunden oder gar aufgelöst zu werden. Der Musiklehrer hat seiner Frau nicht erzählt, dass er seinen Job verliert? Wurde irgendwie offscreen geklärt. Ein eigentlich netter Typ entpuppt sich in den letzten zwanzig Minuten ebenfalls offscreen als Fiesling und Plotdevice, um den Showdown noch etwas dramatischer zu gestalten und die komplette Wandlung von Kevin James anfangs reichlich desinteressiertem Lehrer zu dem, der er früher war, wird auch teilweise behandelt, nur um dann ebenfalls zum Ende hin wahre Bocksprünge zu vollführen, um doch noch einen Abschluss zu generieren.
All das wirkt ganz so, als würden sich etwa sechzig Minuten an entfallenen oder erweiterten Szenen nachher auf der Heimkino-VÖ befinden und ganz so, als hätte der Cutter hier einen lausigen Job gemacht.

Nebenhandlung Einwanderungsschwierigkeiten?!?

Merkwürdig bei dem Ganzen ist auch die teilweise (siehe dazu einmal mehr den unausgewogenen Endschnitt des Geschehens) verfolgte Nebenhandlung über einen Kurs in der Abendschule, welchen Scott leitet und der Einwanderer auf die Aufnahmeprüfung zur amerikanischen Staatsbürgerschaft vorbereitet. Irgendeinen Einfluss auf die Handlung hat dies einzig dadurch, dass sich so Scott und der Holländer Niko (Bas Rutten) kennen lernen und Letzterer Kevin James Figur dann beibringt wie man kämpft. Ein weiterer Subplot, nämlich das Niko neidisch ist auf Scotts Erfolg und einen größeren Kampf deshalb einfach mal absagt, nur um beim anschließenden Gespräch sofort einzulenken und sich zu entschuldigen, ist dazwischen auch irgendwie versteckt, taucht aber nur für ein, zwei Minuten überhaupt aus der ungenügenden Schnittsuppe auf, welche hier die Struktur des Geschehens bildet.

Der Soundtrack untermalt währenddessen mit nettem Rock das Geschehen, kann aber auch nicht von all der inhaltlichen Schmalzigkeit ablenken. Das große Finale nach dem Finale ist dann die Einwanderungsklasse (voller nerviger, pseudo-rassistischer Stereotypen) und wie sie ihren Abschluss kriegt, während ein anscheinend komisch wirken sollender Mexikaner mit anscheinend geistiger Behinderung „Hurra, Amerika, Amerika!“ jubelt, die Kamera über den Horizont ins Abendrot und über eine riesige Amerika-Flagge führt. Wo kam jetzt noch mal die große Ladung Patriotismus her und warum wurde dieser Subplot zu Gunsten von handlungsrelevanten Momenten nicht rigeros zurechtgestutzt? Keine Ahnung!

Im Endeffekt gibt es einen Punkt für die immer noch süße Salma, einen für Bas Rutten, einen für Henry Winkler, einen für Kevin James und mit viel, viel Wohlwollen und einem zugedrückten Auge (auch wenn es dieses Mal ein geschwollenes Auge wohl besser beschreiben würde) bekommt das schmalzige, aber wenigstens spannende MMA-Finale auch noch einen Punkt, so dass wir mit Ach und Krach gerade so über die Hürde der absoluten Mittelmäßigkeit kommen. Was für eine leider ziemlich verschenkte Chance von einem Film… 

(Und erst recht erschreckend, dass dabei im Vergleich so ein faules Sandler-Vehikel wie Jack und Jill sogar eigentlich unterhaltsamer war. Dort machte der Film zumindest nicht die Anstalten, dass irgendetwas Originelles dabei hätte entstehen können. Das ist dann insgesamt schon ziemlich bitter.)

Filmbewertung: 5/10