Starship Troopers: Invasion

Starship Troopers: Invasion
Originaltitel: Starship Troopers: Invasion – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Shinji Aramaki



Stimmen (O-Ton):
Leraldo Anzaldua, Luci Christian, Melissa Davis, Justin Doran, David Matranga, Emily Neves, David Wald u.A.

Filmkritik: Da sind wir nun: Nach drei mehr oder weniger geglückten Realfilmen, die zumindest jeweils ganz neue Ansätze und Ideen mitbringen, wenn auch nicht unbedingt von jedem verstanden werden(, wie etwa die extreme Religions-Satire für Theologiestudenten in "Starship Troopers: Marauder" , die wohl man einer in seinen Querverweisen schlicht nicht folgen konnte), gibt es nun den ersten „Starship Troopers“-Streifen komplett ohne Subtext: „Invasion“. Und, Gott bewahre, ist dabei ein langweiliges Stück CG-Animation dabei heraus gekommen!

Anime, übernehmen Sie!

Shinji Aramaki, seines Zeichen unter anderem Regisseur einer „Halo Legends“-Episode und bereits zahlreiche andere Jobs in der Animationsbranche gemacht hat wie zum Beispiel das Charakter-Design bei der TV-Serie „Mask“ aus den späten 80ern, hat nun dieses CG-Gewitter vom Stapel gelassen. Der Autor Flint Dille hat dabei neben dem Slasher „Venom“ von 2005 vor allem die Drehbücher für eine etwas andere Sparte Unterhaltung geliefert: Videospiele! Und genau so sieht leider „Starship Troopers: Invasion“ nun aus: wie ein Videospiel! Wobei, das ist nicht ganz korrekt, der CG-Look ist ein durchaus gekonnter, die Animation hier und da vielleicht etwas ungelenk, aber insgesamt flüssig. Das Problem ist viel eher, dass der gesamte Film sich anfühlt wie ein Videospiel, nur leider ohne die Möglichkeit einzugreifen.

Kostprobe gefällig? Gerne: Die ersten zehn Minuten des Films begleiten einen bis dato unbekannten Trupp Soldaten in komplett gleich aussehenden Kampfrüstungen, die sich einzig durch einen klitzekleinen Namensschriftzug auf der Brust unterscheiden, wie sie sich hier durch Massen von Bugs kämpfen, bevor nach einer gefühlten Ewigkeit des „Wer ist das? Was geht hier ab und warum soll mich das interessieren?“ zwischen komplett gleichaussehenden Charakteren schließlich mal die Masken fallen. Und danach? Danach werden die hohlen neuen Figuren namens „Ice Blonde“ und Co. eingeführt, welche die gewollten Teenie-Abziehbilder aus Verhoevens meisterlichem ersten Teil direkt wie Shakespeare-Figuren aussehen lässt. Erschreckend.

Bekannte Gesichter, aber keine Zeit für Handlung

Bei einer sehr knappen Laufzeit muss der Plot nach diesem verschwenderischen Einstieg natürlich schnell weitergehen. Was tun? Klare Sache, es gibt jetzt erst einmal animierte Auszeit mit CG-Brüsten, Duschszenen und etwas Blabla zwischen den Abziehbildern, bevor man als Zuschauer realisiert, dass Captain Carmen Ibanez, der Charakter von Denise Richards, sogar wieder mit an Bord ist. Ein komplett anderes, nicht nach der Richards gemodeltes Aussehen und neue Stimme haben da nicht gerade zum Wiedererkennungswert beigetragen. Aber, Überraschung, Casper Van Diens Johnny Rico ist genauso wieder mit am Start wie Neil Patrick Harris telepathischer Wissenschaftsgestapo-Charakter. Alle mit anderem Aussehen, Rico sieht nun aus wie „Solid Snake“ aus den Videospielen und teils ziemlich anderen Stimmen. Das Irritierendste dabei? Casper Van Dien ist dem Streifen als ausführender Produzent treu geblieben, also warum konnte er nicht auch eben seine Stimme einsprechen?

Denn mit Ricos Auftritt geht die Geschichte dann auch los: Der Gute ist jetzt nämlich eine große Nummer beim Militär und koordiniert die Erdverteidigung, welcher aufgefallen ist, dass anscheinend ein Raumschiff von zerstörerischer Größe von Bugs gekapert wurde und nun in Richtung Erde unterwegs ist. Der Auftrag ist klar: Stoppt das Schiff und verhindert die titelgebende Invasion der Erde! Ende.

Action, Action und noch mal Action

Wie bereits erwähnt gibt es keinerlei satirisches Material, im Gegenteil. Der martialische Kontext wird bierernst vorgetragen und bekommt durch die Anime-Action-Attitüde eine ganz neue Dimension. In Slow-Mo durch Bug-Horden springende Marines die „Hiro“ heißen? Genehmigt! Ein Johnny Rico, der zum Schlussdrittel endlich mal jenseits eines Videobildschirms auftaucht, einen Mecha-Kampfanzug trägt und – da haben wir es wieder – einem Videospiel gleich durch das infizierte Schiff fetzt, um sich einen Bosskampf mit einem Riesenmonster zu liefern? Da blitzen schon geistig Knopfangaben für die unvermeidlichen Quick-Time-Events vor dem geistigen Auge auf.

All die überzogene Action, bei welcher die heroische "Starship Troopers"-Musik bis zum Erbrechen recycelt wird, stellt sich vor allem eines ein: Langeweile! Die sehenswerte Portion des Geschehens ist das letzte Drittel, in welchem endlich mal die Bekannten aus Teil 1 und 3 irgendetwas Handlungsrelevantes machen. Die paar Ersatz-Marines, welche vorher ungelenk eingeführt wurden, sind zu diesem Zeitpunkt entweder vergessen oder eh schon tot. Spannungsaufbau? Setzen, Sechs!

Am Ende kann man sagen, dass „Starship Troopers“-Fans sich diesen Teil auf jeden Fall anschauen sollten, aber das war es dann auch schon. Man will eben „auf dem Laufenden bleiben“, aber jenseits davon ist der Inhalt bereits fünf Minuten nach dem Herausnehmen der DVD einfach nur vergessen. Blut und Gekröse gibt es eigentlich auch, aber selbst hier schafft die emotionslose Inszenierung das Ganze so unspektakulär zu verpacken, dass am Ende eine FSK16-Freigabe und komplette Apathie dabei das Ergebnis sind. Extreme „Hau drauf, Handlung wurscht“-Animefans können wahrscheinlich noch einen Punkt obendrauf rechnen, insgesamt gibt es jenseits von CG-Brüsten und einem doch noch halbwegs zum Doch-Nicht-Abschalten motivierendes, letztes Drittel rein gar nichts, was überhaupt eine Existenzberechtigung bei diesem Film hätte. Und bei den CG-Brüsten bin ich mir da noch nicht einmal so sicher.

Beim nächsten Mal dann bitte wieder einen Realfilm. Und wenn es geht, bitte bitte kein Reboot, denn Verhoevens "Starship Troopers"-Kosmos lässt eigentlich noch zahlreiche, action- und satire-geladenen Geschichten zu. Man muss das Potential natürlich auch ergreifen wollen. Eine seelenlose Actionorgie kann man auch jenseits von Bugs und Infanterie abfilmen.

Filmbewertung: 4/10