Prometheus – Dunkle Zeichen – Prometheus

Prometheus – Dunkle Zeichen
Originaltitel: Prometheus – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Ridley Scott



Darsteller:
Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, Idris Elba, Guy Pearce, Logan Marshall-Green, Sean Harris, Rafe Spall, Emun Elliott, Benedict Wong, Kate Dickie, Patrick Wilson u.A.

Filmkritik: Archäologen finden Ende dieses Jahrhunderts überall auf der Welt bei Höhlenmalereien die immer gleiche Sternenkonstellation: Eine Karte zu einem fernen Planeten! Da die Wissenschaftler dann auch noch glauben, dort den Ursprung der Menschheit zu finden, können sie einen alten Exzentriker mit grenzenlosem Checkbuch dazu überreden, eine Reise genau zu diesem entfernten Stern zu machen. Sie wollen wissen: Wieso existieren wir, wer hat uns geschaffen und was ist der Sinn dahinter?
Zwei Jahre später erwachen alle aus dem Hyperantrieb, der Androide David (fantastisch: Michael Fassbender) hat derweil über die Crew gewacht. Relativ einfach finden die Forscher sogar schließlich den vermeintlichen Ausgangsort. Doch die vermeintlichen, humanoiden Vorväter der Menschheit scheinen nicht die Lichtgestalten zu sein, welche sich die Crew erhofft hat, denn schon bald heißt es auch hier: „Im Weltall hört dich niemand schreien!“

Das Prequel zu „Alien“?

Nur um es aus dem Weg zu kriegen: Im Vorfeld wurde groß und breit darüber diskutiert, wie sehr „Prometheus“ nun ein „Prequel“ für die „Alien“-Reihe ist. Am Ende ist diese Frage eigentlich komplett vergessenswürdig, denn ja, vieles dürfte dem Zuschauer bekannt vorkommen, der vorher die vierteilige Reihe gesehen hat, aber nein, außer ein paar „Ah-ha!“-Erlebnissen dahingehend können auch komplette Neulinge sich ohne zu zögern diesen Film anschauen, welcher inhaltlich dann doch in eine ganz andere Richtung geht und abseits von einigen Designkonzepten der Schiffe und Ausrüstung komplett sein eigenes Ding durchzieht. Und das ist auch gut so!

Bereits in der Titelsequenz ganz am Anfang wird dann sogar eine der ersten, großen Fragen des Films direkt geklärt, weswegen der aufmerksame Zuschauer den Filmfiguren immer etwas voraus ist, wodurch sich viele großartige, klassische Spannungsmomente ergeben, bei welchem die Mitgucker meistens wissen: „Oh nein, geh doch nicht da um die Ecke, da ist…“ und so weiter und so fort. Dabei lässt sich der Film auch etwas Zeit damit, bevor sprichwörtlich die Hölle losbricht auf dem fremden Planeten. Guter, alter Spannungsaufbau ist angesagt und so erinnert der Film eher wegen seiner ähnlichen Struktur an Ridley Scotts wegweisenden SciFi-Streifen "Alien" als wegen langweiliger, inhaltlicher Wiederholungen.
Dabei stimmt eigentlich alles: Die Hauptfiguren, allen voran der Androide David in Form des wie bereits geschrieben fantastisch agierenden Michael Fassbenders, ist alleine schon die absolute Wucht, dazu kommt noch Noomi Rapace, die weltbekannt wurde durch die Darstellung der Salander aus der „Millennium“-Trilogie. Obendrauf kommen noch Charlize Theron, ein hier ziemlich mit Make-Up zugeklatschter Guy Pearce sowie Idris Elba, den Kinogänger schon aus „Thor“ und anderen Streifen kennen dürften/sollten und der hier den durchgreifenden Piloten des Raumschiffs „Prometheus“ spielt, welches sich aufmacht die menschlichen Ursprünge zu erkunden.

Dunkle Zeichen, großartiges 3D

Dankenswerterweise hat Ridley Scott sein 250 Mio. Dollar teures Weltraumgruselabenteuer dann auch direkt in 3D gedreht, anstatt es erst nachher zu konvertieren um den Gewinn zu maximieren. Was heißt das? Großartige Tiefenschärfe, zahlreiche Elemente die in den Bildvordergrund gehen und selbst kleinere Momente, wie Luftverwirbelungen hinter einem landenden Raumschiff wirken so, als würden sie geradewegs aus der Leinwand herauswirbeln. So muss es gemacht werden und nicht anders!
Ein weiterer positiver Punkt, welcher mir erst nach dem Kinogenuss spontan in den Kopf gefahren ist: „Oh mein, kann es sein, dass hier anstatt auf Computereffekte zu setzen alle Kreaturen und Monster als richtig handgemachte Effekte am Set waren?“
Ja, dem war so! Zwar gibt es natürlich hier und da Nachbearbeitungen an den Monstren, aber allein das mal wieder richtige Monster richtig sehbar richtig doll über den Bildschirm wüten ist eine Großtat, nach all den wackelkamera-verseuchten, jugendfreien Effektgewittern, die in letzter Zeit, wenn überhaupt, im SciFi-Horror-Genre zu sehen waren. Apropos Horror: Ein Glück, dass Macher Ridley Scott nicht auf Geheiß seines Studios die Schere angesetzt hat und man so als Kinogänger direkt die teils durchaus intensiven Szenen ungeschnittenen zu sehen kommt. Einfach nur klasse!

Einzig, dass hier und da zugunsten der Handlung ein paar Dummheiten begangen werden, fällt im Endeffekt etwas negativ auf. Etwa in Alien-Territorium mal eben die Helme runterzunehmen, nur „weil es hier Luft zum Atmen“ gibt, ist für Wissenschaftler schon ziemlich blöde. Ein wie eine Schlange zischendes Alienmonster allerdings streicheln zu wollen ist dann schon durchaus der Gipfel der Dummheit, wird aber wenigstens auch nicht mehr überboten.
Ebenso dürfte der nachher auf DVD/Blu-Ray erscheinende Director’s Cut interessant sein, denn im Film selbst gibt es hier und da Stellen, die durchaus etwas gerafft wirken. Wer etwa einmal Ridley Scotts „Robin Hood“ sowohl in der Kinofassung wie auch im „Director’s Cut“ gesehen hat dürfte hier einige Stellen bemerken, die wohl im Heimkino-Release einen Tacken länger sein werden. Aber das zumeist sehr positive Gefühl der Kinofassung schafft dieser Umstand dann doch nicht zu schmälern.

„Prometheus“ ist vielleicht gerade deshalb ein so willkommener, frischer Wind im Kino, weil er schlicht die Qualitäten einer vergangenen Ära, die der frühen 80er des SciFi-Horrors, wiederbelebt und es trotzdem schafft aktuelle Computereffekte, 3D und moderne Attitüde mit den Qualitäten von damals zu kombinieren. Dabei gibt sich die Handlung angenehm philosophisch und lädt auch nach dem Film nach zum Diskutieren über das Gesehene ein. Und all das ist eigentlich genau das, warum „Prometheus“ nun eigentlich von jedem Freund der bereits erwähnten Versatzstücke im Kino geschaut werden sollte. Darum und damit vielleicht doch noch eine Fortsetzung erscheint, oder zumindest Filme, die zumindest ähnlich sind.

Filmbewertung: 8/10

P.S.: Die in Amerika häufig aufkommenden Fragen nach inhaltlichen Anschlüssen und sonstigen Ungereimtheiten des Films ist ein Punkt, den ich noch einmal gesondert ansprechen möchte: „Prometheus“ ist glücklicherweise einer jenen Filme, die ihre Informationen in Bild und Ton geben. „Show, don’t tell“, wie es eben bei „Movies“, sprich: bewegten Bildern, eigentlich sein sollte. Es gibt zu keinem Zeitpunkt eine Situation, wo man als Zuschauer auf sich alleine gestellt ist, aber man sollte eben auch mal aufpassen und nicht ständig mit dem Handy spielen oder sich sonst wie ablenken. Informationen werden hier eben nicht bis zum Gehtnichtmehr wiedergekäut. Wer also bei jedem inhaltlich wichtigen Moment ein riesiges Ausrufezeichen welcher Form auch immer im Film bedarf, der sollte sich dann doch vielleicht etwas einfacherer Kost zuwenden. Gehirn am Kinoeingang also bitte nicht abgeben! 

C4rter holt’s auf Blu-ray nach:
Fürs Kino hats damals zwar nicht mehr gereicht, aber auf Blu-ray war die Sichtung unvermeidbar.
Generell kann ich mich der ausführlichen Beschreibung meines Kollegen wie so oft nur anschließen. "Prometheus" ist ein richtig starker Sci-Fi Film der alten Schule, ohne auf die Vorteile der Neuzeit im Bezug auf CGI zu verzichten.
Die Effekte werden aber derart behutsam und perfekt eingesetzt, das man sich in einer durch und durch homogenen Welt bewegt.
Der Spannungsbogen wird perfekt durchgezogen und der "Prometheus" hat zudem die ein oder andere Überraschung auf Lager, mit der man so nicht gerechnet hätte.
Rundum gelungene Sci-Fi Unterhaltung, die seinen Zuschauer nicht für Dumm verkauft. Stark.

Filmbewertung: 8/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 8/10