The Pirates! Band of Misfits – Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen

Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen
Originaltitel: The Pirates! Band of Misfits – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Jeff Newitt, Peter Lord



Stimmen (O-Ton):
Hugh Grant, Martin Freeman, Imelda Staunton, David Tennant, Jeremy Piven, Salma Hayek, Lenny Henry, Brian Blessed, Anton Yelchin, Brendan Gleeson, Ashley Jensen, Al Roker u.A.

Filmkritik: Die Macher von „Wallace & Gromit“ haben nun also einen Piratenfilm gemacht. „Da will wohl jemand auf einen hippen Trend aufspringen?!?“ denkt sich da vielleicht manch einer und auf den ersten Blick bestätigen die Poster durchaus die Befürchtungen, dass hier ein gerade aktuelles Thema durch den Familienfilm-Wolf gedreht wurde, um eben mit putzigen Piraten und schrulligen Schiffsbewohnern noch eine schnelle Mark zu machen.

Unterhaltung, ahoi!

Glücklicherweise ist der eigentliche Streifen dann aber weit mehr, als man anfangs erhoffen konnte. Peter Lord und Jeff Newitt haben ihren typischen, ganz eigenen und sehr britischen Humor in das Projekt gesteckt, welches am Ende nun fast schon weniger etwas für die ganze Familie, sondern viel eher für die unterhaltungswilligen Mittelalten ist. Denn, beim besten Wille, welcher Knirps versteht schon Witze bezüglich Charles Darwins Evolutionstheorie, dem Elefantenmenschen oder Jane Austen?

Dabei legen „Die Piraten“ ein extrem flottes Tempo an den Tag, allerdings ohne dabei wie die meisten ihrer US-Kollegen gleich ins hektische und nervtötend flippige zu verfallen. Hier gibt es etwa eine durchaus spannende Geschichte um die ausgestoßenen, weil nicht wirklich coolen Piraten rund um den „Piratenkapitän“ (ja, dies ist sein Name!) und deren Versuch groß Beute zu machen, um vielleicht wenigstens dieses Mal „Pirat des Jahres“ zu werden. Dabei stößt die sympathische Crew auf Charles Darwin und wird in eine Verschwörung der britischen Königin hineingezogen, bei der sich alles um das Schiffmaskottchen dreht: den letzten lebenden Dodo!

Dabei gibt es für Peter Lord typisch etliche kleinere Gags im Hintergrund, für die allein sich schon das doppelte Anschauen lohnt, denn all die Feinheiten, Kleinigkeiten und drolligen Design-Ideen kann man so kaum beim ersten Mal in sich aufnehmen. Der Animationsstil ist dabei ganz dem klassischen „Wallace & Gromit“-Look entsprechend, wenn auch hier und da mit einigen Computererweiterungen, die sich aber harmonisch in die Gesamterscheinung einfügen.
Für die Ohren gibt es dann einen Soundtrack, welcher interessanterweise klassische Musik wie aus einem Piratenfilm ab und an mit aktuellen Songs mixt, was aber weniger Stilbruch, sondern viel mehr clevere Atmosphären-Erweiterung ist und an ein, zwei Stellen die Funktion von hier fehlenden, disney-typischen Song-Einlagen übernimmt.

Britische Crew, böser Humor

So ganz und gar nicht Disney ist dann erfrischender weise der Humor, welcher ständig zwischen gut vorbereiteten Gags und feinem Dialogspaß wechselt, während der anfangs angesprochene britische Humor dann wieder zum Tragen kommt.
Wenn etwa der Piratenkapitän meint, dass „es doch vielleicht eine blöde Idee war mit den Babys nach Kraken zu angeln, aber ich hab mich schließlich nachher auch dafür entschuldigt!“, regieren durchaus die anarchistischen Spitzen mit leicht schwarzem Humor. Nicht so stark, dass es die Kleinen im Publikum traumatisiert, aber so viel, dass auch manch ein zynischerer Mitzwanziger im Publikum seinen Spaß mit diesem „Haufen merkwürdiger Typen“ hat.

Bei all der Unkonventionalität umschifft der Streifen sogar noch nett typische Klischees wie Love-Interests oder Moralbotschaften, ohne diese allerdings unerwähnt, oder besser gesagt, unveräppelt zu lassen.
Wer generell denkt, dass das Beschriebene nun für Ihn spaßig sein könnte, der sollte definitiv mal einen Abstecher zu diesen Piraten machen, denn nach all den bewusst lustigen und gezwungener Maßen nicht so bösen „Pirates Of The Caribbean“ versprühen diese „Pirates“ hier endlich einmal wieder den rauen, anarchistischen Charme, den Freibeuter haben sollten. Ein mordsunterhaltsames Stück Film!

Filmbewertung: 9/10