Die Schlacht der Centurions – I Guerrieri dell’anno 2072

Die Schlacht der Centurions
Originaltitel: I Guerrieri dell’anno 2072 – Erscheinungsjahr: 1984 – Regie: Lucio Fulci



Darsteller:
Jared Martin, Fred Williamson, Howard Ross, Eleonora Brigliadori, Cosimo Cinieri, Claudio Cassinelli, Valeria Cavalli, Donald O’Brien, Penny Brown, Al Cliver, Mario Novelli, Hal Yamanouchi u.A.

Filmkritik: Willkommen zurück in der Italo-Apocalypse! Dieses mal darf Splatterfilm-Kultregisseur Lucio Fulci Hand anlegen und die Gladiatoren des Jahres 2072 passend ins heimatliche Kolosseum zurückverpflanzen. Mit dabei ist eine ganze Armada an bekannten Italo- und B-Movie-Recken. Angefangen beim immer sympathisch-endcoolen Fred Williamson, über Hal „Quotenasiate“ Yamanouchi bis hin zu Al Cliver, der sich bereits bei Fulci auf der „Schreckensinsel der Zombies“ mit den Untoten prügeln durfte.

Hier geht es nun um ein totalitäres Regime der Zukunft, welches weltweit von verschiedensten Fernsehstationen unterjocht ist, deren oberster Kopf nun mit „Spielen für die Massen“ ein neues Mega-Event plant. Dabei wird viel Zeit weniger für die Action, sondern viel mehr für die Mediensatire benutzt, die ironischerweise immer aktueller wird. Wenn da der keifende Regisseur meint, dass ihm einzig die Quoten wichtig sind, fühlt man sich an das grandiose „Millionenspiel“ genauso erinnert wie an aktuelle Ausflüge in diese Richtung wie „Gamer“ und Co.

Dabei ist eine Sache bei Fulci sowohl fantastisch als auch fantastisch übertrieben: Das Produktionsdesign. Wo sich vergleichbare Zukunftsstreifen auch budgetbedingt einer Endzeit hingeben, so schwelgt Fulci in Miniaturbauten eines von Tausenden von Lichtern erhellten Roms in der Zukunft, haut in jede zweite Szene soviel Stroboskop-Licht, dass jeder Epileptiker wohl bereits nach 15 Minuten tot vom Stuhl fällt und flammendes Neon-Design, so weit das Auge reicht. Das Ganze als den italienischen Blade Runner zu bezeichnen wäre vielleicht inhaltlich etwas vermessen, aber passt optisch wie die Faust aufs Auge. Auch wenn die düsteren Gassen hier meistens außen vor bleiben, der Fokus ist eben auf die (wortwörtlich) schillernde Fernsehwelt gerichtet.

Da darf dann auch der typisch zu unrecht Verurteilte um sein Leben genauso wie die Anerkennung seiner Mitstreiter kämpfen. Das Problem dabei ist, dass eigentlich bis auf einen größeren Block im letzten Drittel durchaus wenig Action vorhanden ist und selbst dann diese komplett in Motorrad-Montur ausgetragen wird, weswegen durch die komplett verhüllenden Helme die Identifizierung deutlich zu kurz kommt.

Zwar hat jeder seine bestimmte Farbe und ebenso seinen Namen auf dem Kostüm, allerdings geht es dennoch in der Hitze des Gefechts des Öfteren ziemlich unübersichtlich zu. Zum Schluss wird es dann noch etwas abgedrehter, wenn heraus kommt wer denn nun wirklich hinter all dem steckte, aber es passt zum restlichen Geschehen.

Im Endeffekt kann man das Ganze wohl natürlich Italo-Fans ans Herz legen, die dann vielleicht mit einem Hang zum Dark Future-Film vielleicht noch einen Punkt zusätzlich draufrechnen könnten, aber für den 08/15-Zuschauer dürften die Sets und die generelle Attitüde aus heutiger Sicht wohl schlicht etwas altbacken erscheinen. Die Ideen und insbesondere die satirischen Momente sitzen aber eben, wie bereits erwähnt, heute sogar besser als noch bei der Entstehung des Films. Auch wenn das Tief blicken lässt. Nicht, dass 2072 wirklich noch bunt gekleidete Menschen auf Motorrädern im Kolosseum um ihr Leben kämpfen und sich gegenseitig in Feuer- oder Enthauptungsfallen schubsen… 

Filmbewertung: 6/10