Margin Call – Der Große Crash

Der Große Crash – Margin Call
Originaltitel: Margin Call – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: J.C. Chandor



Darsteller:
Kevin Spacey, Paul Bettany, Jeremy Irons, Zachary Quinto, Penn Badgley, Simon Baker, Mary McDonnell, Demi Moore, Stanley Tucci, Aasif Mandvi, Grace Gummer, Ashley Williams

Filmkritik: Eine Investmentbank in den USA. Als Eric Dane (Stanley Tucci), Chef des Risikomanagements, mit anderen Kollegen aufgrund von Einsparungen entlassen wird, übergibt er auf dem Weg nach draußen seinem bisherigen Untergebenen Peter Sullivan (Zachary Quinto) einen USB-Stick mit einer Risikoanalyse an der er kurz zuvor gearbeitet hat. Die Analyse war nicht abgeschlossen, doch das was er bisher als Ergebnis hatte machte ihn bereits stutzig.
Sullivan stellt am selben Tag bis tief in die Nacht die Analyse fertig und sieht ernsthafte Gefahr für seinen Arbeitgeber nahen. Die Bank hat mit Immobilienprodukten eine riesige Investmentblase aufgebaut, die bei Kursverlust den Wert des Unternehmens komplett auffressen würde.
Jetzt ist guter Rat teuer und muss zudem eingeflogen werden. Innerhalb weniger Stunden wandert die Diskussion über das weitere Vorgehen und die Verantwortung für das bisher Geschehene vom Vorgesetzten Sam Rogers (Kevin Spacey) über dessen Chefs Jared Cohen (Colin Baker) und Sarah Robertson (Demi Moore) zum direkten Vorsitzenden der Firma, John Tuld (Jeremy Irons). In einer brisanten Nacht- und Nebelaktion bereitet man unter Tulds Führung eine radikale Lösung vor, die die Finanzmärkte der Welt ins Mark erschüttern wird…

Das wichtigste bei Finanz-Thrillern oder Filmen über die jüngste Bankenkrise ist, dass der Zuschauer beim Thema nicht auf der Strecke bleiben darf. Ein gewisses Grundwissen sollte man zwar mitbringen, doch zumeist kennt man sich, selbst wenn man häufig die Nachrichten verfolgt, nur unzureichend im Finanzsektor aus, um bei allzu ausgefuchsten Zahlenspielen den Überblick zu behalten oder überhaupt zu verstehen was da passiert ist.

„And please speak as you might to a young child or a golden retriever. Just speak to me in plain english.“

Auch Regisseur und Autor J.C. Chandor scheint dies klar gewesen zu sein und er bedient sich eines sehr geschickten Mittels um dieses Problem zu umschiffen: Er lässt ausgerechnet die Großen in den Schlüsselszenen erst einmal dumm dastehen. Sei es Kevin Spacey als Abteilungs- bzw. Etagenchef oder auch direkt der ganz dicke Fisch, gespielt von Jeremy Irons. Alle wollen immer absolute Klarheit und einfach erklärt haben, was denn nun vorgefallen ist. Und so packen die „kleinen“ Berater, denen der Vorfall als erstes Auffiel, in verständlichen Worten auf den Tisch, wie so eine Krise denn letztlich entstehen könnte. Ja, „könnte“, denn „Margin Call“ ist keine Verfilmung der echten Bankenkrise, auch wenn sich hier und da auf gewisse Randdetails bezogen wird. Es ist im Prinzip nur ein weiterer Vorfall der so passieren könnte.

Dabei lässt J.C. Chandor in seinem 100 Minuten Film keine Sekunde etwas anbrennen. Es geht direkt zur Sache und die Fakten kommen zu den besten Zeiten des Films Schlag auf Schlag. Kurzweil, Spannung und auch pures Entsetzen wenn es an die Schadenbegrenzung des Ganzen geht, die völlig kompromisslos vollzogen wird und dabei jeden Beteiligten und Unbeteiligten mit ins Verderben stürzen.
Unterstützt wird die Finanz-Chose von klangvollen Schauspielern. Der König ist ohne Frage ein großartig aufspielender Jeremy Irons, aber auch Spacey, Bettany, Quinto und Moore machen einen guten Job. Als Schlüsselfigur überzeugt Stanley Tucci zudem u.a. mit einem tollen Monolog.

„Margin Call“ kann all denen empfohlen werden, denen „Wall Street 2“ zu sehr Familienfilm war und die gleichzeitig bei Filmen die mehr auf das Thema eingingen entnervt die Segel strichen. „Margin Call“ geht auf die Fakten ein, ohne dabei in einer Uni-Vorlesung zu münden. Das tolle Drehbuch vergisst bei all den Fakten seine Darsteller und eine flüssige Erzählstruktur nicht. Einfach stark.

Filmbewertung: 8/10