Immortals – Krieg der Götter

Krieg der Götter
Originaltitel: Immortals – Erscheinungsjahr : 2011 – Regie: Tarsem Singh



Darsteller:
Luke Evans, Henry Cavill, Kellan Lutz, Mickey Rourke, Isabel Lucas, John Hurt, Joseph Morgan, Freida Pinto, Mark Margolis, Stephen Dorff, Robert Maillet, Stephen McHattie u.A.

Filmkritik: Bereits ins Internet gestellte Kampfszenen versprachen eine imposante, 300-hafte Optik, das Kinoplakat wirbt mit zig Göttern, die sich in einer riesigen Schlacht versammelt haben und Regisseur Tarsem schafft es dennoch das erste Mal in seiner Karriere so richtig zu enttäuschen.
War „The Cell“ noch inhaltlich komplett hohles Eye-Candy, während sein „The Fall“ einige Jahre später dann sogar von Seiten der Darsteller und Handlungen zumeist überzeugen wusste, so ist jetzt sein „Immortals“ nicht nur eine ziemliche zahnlose Mischung aus „300“ und „Kampf der Titanen“, sondern wird auch noch so falsch vermarktet, dass man kaum eine andere Chance hat, als enttäuscht das Kino zu verlassen.

Der Promotion-Kampfclip im Internet? Der stellte bis auf einige Handlungs-Zwischenschnitte den gesamten Showdown dar. Das opulente Kinoposter? Das stellt nichts anderes dar, als ein Bild, welches dreißig Sekunden(!) vor dem Abspann gezeigt wird und im Handlungsgeschehen schlicht Fortsetzungsköder ist.
Das ist dann schon eine so extreme Dreistigkeit der zuständigen Promotion-Abteilung, dass man aus dem Staunen kaum mehr rauskommt. Beim eigentlichen Film fehlt dieser Faktor dann leider überraschend oft…

Zusammengeklauter Abklatsch oder doch eine ganz eigene Vision?

Das bei Regisseur Tarsem die Optik eigentlich immer stimmt, war sogar schon vor dem ersten Trailer zum „Kampf der Götter“ klar, auch wenn selbst da bereits der Streifen nicht alles richtig macht. Denn selbst für die zähesten Vertreter der „suspension of disbelief“-Fraktion sind einige Design-Ideen und Kostümierungen alles Andere als erstzunehmend. Angefangen bei den eingekerkerten Titanen, die in einem goldenen Käfig gefesselt sind, indem sie auf Holzstreben beißen(?) und blassen Götterdarsteller, die mit riesenhaften Helmkonstruktionen auftauchen,
über einige Szenenaufbauten, die einem ihre bewusste Abstraktheit schon regelrecht ins Gesicht schreien wollen, bis hin zu etlichen Szenenabläufen: Hier liegt verdammt viel unfreiwillige Komik drin! Dabei sind etliche Szenen, wie das Mutmachen bei einer schier aussichtlosen Situation oder seherische Visionen, die nicht nur extrem von „300“ inspiriert wurden, sondern durch ihre Überhöhung hier schlicht wie Parodien auf die aus jenem Film bekannten Szenen wirken. Und wir haben es bislang ja noch nicht einmal bis zur eigentlichen Story geschafft…

Der Held, die Jungfrau und der böse Despot

Mehr als diese Dreieinfältigkeit des Barbaren/Antike/Historien-08/15-Films braucht man eigentlich nicht für einen unterhaltsamen Abend. Das der (sehr) blasse Held jenseits irgendwelcher Charaktermängel dann auch gleich noch unter Zeus (einzig als alter Mann, dargestellt durch John Hurt überzeugend) Obhut großgezogen wurde, ist eigentlich in interessanter Ansatz, der aber über eben jenen nie hinaus geht oder irgendwie weiter erforscht, warum Zeus denn nun den jungen Theseus mag. Der wird nämlich mit seiner Mutter aus seinem Dorf verjagt, da die Horden des ruchlosen König Hyperion beinahe vor der Haustür stehen. Hyperion, der wortwörtlich dauermordend und –vergewaltigend das Land unter seine Kontrolle bringen will, wird durch Mickey Rourke dargestellt, der dem nicht zimperlichen Monstrum durchaus menschliche Züge zu verleihen weiß und leider das dahingehend einzige Glanzlicht des Casts ist. Henry Cavills „Theseus“ ist, wie gesagt, blass bis zum gehtnichtmehr, was ihn dann sicherlich auch zum Traumpartner der ebenso blassen Frieda Pinto macht, die zumindest aus jungfräuliches Orakel optisch fast schon verboten schön aussieht, wodurch sie ihre Funktion dann auch komplett erfüllt hat.
Stephen Dorff darf als Gauner und Sidekick von Theseus immer wieder fast vergeblich versuchen Menschlichkeit und Humor in das Geschehen zu bringen, während Joseph Morgan als Verräter nicht nur ein verdammt böses Kainsmal durch Rourke bekommt, sondern auch für den Rest des Films zwischen nutzlos und unnötig schwankt.

„Aber Action und Gewalt kann das doch alles irgendwie rausreißen, oder?“ wird man da nun vielleicht hoffend fragen, aber leider, leider gibt es gerade im Bezug auf den Krawallfaktor zwar einige Highlights, aber die lassen sich an einer Hand abzählen. Ein gutes Beispiel ist der Epeiros-Bogen: Ein magischer Bogen, der Pfeile aus Licht mit großer Zerstörungskraft zu verschießen weiß. Nachdem etwa 45 Minuten lang von diesem magischen Gegenstand erzählt wurde, wird dieser nicht nur unspektakulär plötzlich gefunden, sondern nach seinem ersten und einzigen Einsatz direkt vom Bösewicht geklaut. Auf nimmer Wiedersehen, Fantasy-Action!
Ein starkes Stück ist dann auch der Schluss, bei dem weniger als hundert „gute Soldaten“ übrigbleiben, die in einem engen Tunnel sich der Übermacht von König Hyperion stellen müssen. Das Geschehen dabei sieht so extrem nach „bitte das Gleiche von 300 noch einmal!“ aus, dass es schon wieder komische Züge annimmt. Nicht, dass einzelne, lange Einstellungen nicht gut inszeniert seien, viel mehr ist es die Tatsache, dass, nachdem einmal die in Gold gekleideten und eigentlich komplett uncharakterisierten Götter vom Olymp treten um Rabatz zu machen, die „normalen“ Krawallsequenzen deutlich unspannender wirken. Ganz abgesehen davon, dass bei all der teils ziemlich harschen Gewalt, kleineren Liebesmomenten oder seltenen Götterszenen der „Krieg der Götter“ nie seinen eigenen Rhythmus findet.

Aber es ist auch schon ziemlich vermessen seinen Film „Immortals“ zu nennen, bei dem die titelgebenden Unsterblichen dann schlicht hinter altbekanntem Kisch und Co. in die zweite Reihe verbannt werden. Das zwischendurch diese Überwesen für eine halbe Stunde etwa sogar komplett aus dem Geschehen verschwinden, ist dann nur noch unverständlicher. Aber vielleicht wollte Tarsem mit dem Titel auch auf die Sagenbildung von Theseus anspielen? Darauf würde dann der Epilog schließen lassen, der aber inszenatorisch wenig rund, sondern schlicht wie der Teaser zur Fortsetzung wirkt.

So setzt sich am Ende der „Krieg der Götter“ zwischen alle Stühle. Schauspieler und Charaktere sind viel zu flach, selbst für einen schlichten Actionstreifen, die Optik ist zwar schön, aber oftmals entweder zu abgedreht oder insgesamt nicht außergewöhnlich genug.
Das Alles hört sich nun natürlich ziemlich vernichtend an, aber für Fans von „300“ wäre Tarsems Streifen vielleicht doch einen Blick wert, denn so gibt es dann wieder etwas Futter im aktuellen Big-Budget-Antik-Fantasy-Epos-Untergenre, um die Zeit bis zur (hoffentlich besseren) Fortsetzung von „Kampf der Titanen“ zu überbrücken oder gar bis zu „300 Teil 2“, oder wie immer das angepeilte Sequel dort nun heißen soll.

Im Endeffekt ist der „Krieg der Götter“ vor allem eines, nämlich einer jener Filme, die man sich wohl am besten nachher auf BLU-Ray kauft, damit man dann einfach ganz nach eigenem Belieben zu den „guten Stellen“ vorspielen kann. Und nach dreißig Minuten hat man bei diesem 110 minütigen Werk dann auch durchaus alle gesehen…

Filmbewertung: extrem knappe 5/10

Zum 3D: Vielleicht lag es an der Projektion, aber das Bild des nur in 3D konvertierten Streifens war fast die ganze Zeit immer eine gute Spur zu dunkel, um sämtliche Effekte komplett ausmachen zu können. Verschiedene Tiefenebenen sind aber konsequent sichtbar gewesen. Eine Empfehlung für dieses Format bekommt das Werk in dieser Form nicht, vielleicht wird die 3D BLU-Ray ja etwas besser. Es ist aber wohl ohnehin nicht so, dass Leute die den Film sehen wollen, eine andere Chance als die 3D-Variante bekommen werden.