The Three Musketeers – Die Drei Musketiere

Die Drei Musketiere
Originaltitel: The Three Musketeers – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Paul W.S. Anderson



Darsteller:
Milla Jovovich, Logan Lerman, Orlando Bloom, Juno Temple, Luke Evans, Ray Stevenson, Christoph Waltz, Matthew Macfadyen, Mads Mikkelsen, Til Schweiger, James Corden, Freddie Fox

Filmkritik: Wir befinden uns im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Der Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) hält in Frankreich die politischen Zügel in der Hand, während König Louis XIII lediglich eine Marionette darstellt und sich mehr um die neusten Modetrends kümmert. Da dem Kardinal die Musketiere, eine Leibgarde des Monarchen, zu sehr auf den Leib rücken, lässt er sie kurzerhand auflösen.
Als der junge Heißsporn D´Artagnan (Logan Lerman) nach Jahren des Trainings mit seinem Vater endlich nach Paris kommt und in die Musketier-Fußstapfen seines Vaters treten will, findet er lediglich die desillusionierten alten Recken Porthos (Ray Stevenson), Aramis (Luke Evans) und Athos (Matthew MacFayden) vor.
Nach ersten Annäherungsschwierigkeiten die in einer großen Auseinandersetzung mit den Soldaten des Kardinals mündet, schließen sich die Vier zusammen.
Kurz darauf müssen die 4 dann auch schon einen drohenden, vom machtgierigen Kardinal perfide eingefädelten Krieg zwischen Frankreich und England verhindern. Der Trumpf des Kardinals ist dabei die verführerische Lady deWinter (Milla Jovovich), die als Doppelagentin fungiert und auch bereits die Musketiere einmal an der Nase herumgeführt hat…

Bereits der erste Trailer zur neuen Version der berühmten Drei Musketiere, die einst in Frankreich um Ruhm und Ehre gekämpft haben, lies viele Kinogänger mit einem Stirnrunzeln verharren. Paul W.S. Anderson will also nach seinen zweifellos recht kurzweiligen „Resident Evil“ Filmen mit dem Selben Konzept auch den Mantel und Degen Film auf die Leinwand bringen. Zum Einsatz kommt die bereits im letzten Teil der Zombie-Reihe verwendete 3D-Technik. Das Anderson zudem noch in einem Interview meinte, das es das selbe wäre einen Sci-Fi Film oder einen Mantel und Degen Film zu machen, sprach bereits im Vorfeld Bände und warf kein gutes Licht auf den Film. Aber musste es denn wirklich so schlimm kommen?

Auf kaum einen Film passt der etwas deftige Internet-Ausdruck „CGI-Gewichse“ dieses Jahre wohl besser als auf „The Three Musketeers“. Anderson hat einen absolut seelenlosen, völlig sterilen und langweiligen Film erschaffen, der Szene an Szene hängt aber sich nicht nur einen Hauch darum schert überhaupt ein homogenes Ganzes darzustellen.

Dabei sind die ersten 10 Minuten, die zwar in modernem Gewand daherkommen aber doch noch ganz stimmig sind, wirklich nicht schlecht, nein sogar recht gut gelungen. Die Musketiere und andere Figuren werden mit einer Guy Ritchie mäßigen Namenseinblendung eingeführt und zeigen zudem was sie am besten können. Tauchen, Schleichen, Prügeln, Verführen. Das erinnert ein klein wenig an ein Heist-Movie im „Ocean’s Eleven“ Stil. Doch von alldem ist der Film wenige Szenen nach der Einführung bereits wieder Lichtjahre entfernt.

Was folgt ist ein Machwerk, dass sich weder um Rhythmus noch ein gutes Zusammenspiel kümmert, sondern lediglich einen sterilen Handlungsort an den nächsten reiht, dabei mit CGI und Zeitlupen völlig überfrachtet wird und komplett am Thema vorbei gefilmt wurde. Eine dynamische Geschichte, etwas Situationskomik oder sympathische Figuren? Fehlanzeige. Die titelgebenden Musketiere verkommen nach der Einführung zu Statisten in ihrem eigenen Film. Dabei versprühten die Darsteller um den kernigen Ray Stevenson noch die meiste Spielfreude. Doch der weitere Film entwickelt sich um einen chronisch unterforderten Christoph Waltz, einen schlichtweg talentlosen Logan Lerman und eine völlig fehlbesetzte Milla Jovovich. Dazwischen chargiert Orlando Bloom derartig hochnäsig bescheuert, das seine komplett überzeichnete Darstellung noch mit am meisten Spaß macht. Ein kompletter Witz ist der typische Dicke Sidekick, der abgesehen von den sattsam bekannten „Ich muss was Essen“ Witzen gar nichts auf die Reihe bekommt.

Kein Witz zündet, keine Actionsequenz weiß zu fesseln und die Story verfügt weder über einen funktionierenden Spannungsbogen noch werden die Actionsequenzen sinnvoll in die Handlung eingearbeitet. Und wer das Finale eines Mantel und Degen Films auf zwei Luftschiffen in 1000 Meter Höhe inszeniert, hat das Genre komplett nicht begriffen. Man wundert sich geradezu, dass die Black Pearl mit Johnny Depp nicht noch vorbeigeflogen kommt.

Es ist schon etwas unheimlich, wie wenig der Film aus seinen guten On-Set-Locations macht. Ein Schloss in Deutschland und die authentischen alten deutsche Städte machen schon einiges her und die Drehorte in „The Three Musketeers“ sind wirklich wunderschön und glaubhaft. Man fühlt sich meist wie im alten Paris.
Umso verstörender, wie selten der Film diese Stärken ausspielt. Mit immenser Beharrlichkeit wird sich stattdessen auf den Elementen ausgeruht, die bereits im Drehbuch nicht funktioniert haben können.

Was bleibt vom Film noch übrig? Die typische Hans Landa Nummer von Waltz ist erneut als ganz gelungen zu bezeichnen. Die wenigen Szenen bei denen man die echten Musketiere in Aktion sieht, versprechen zudem einen ganz annehmbaren Film. Leider gehören diese Sequenzen aber zur absoluten Ausnahmeerscheinung. Zudem kann der 3D-Effekt, wie auch im letzten Teil der „Resident Evil“ Reihe, weitestgehend überzeugen. Es gibt zwar nur wenige „In Your Face“-Effekte, aber der Film bietet eine konstante Darstellung der verschiedenen Ebenen auf der Leinwand und wirkt so durchweg plastisch und greifbar.

Was genau der Grund war wieso ein Hollywood-Produzent meint die Musketier-Geschichte bräuchte einen weiteren Film, ist nicht überliefert. Wieso zudem der leider immer schwächer werdende Anderson für die Regie besetzt wurde ist ebenso unklar. Beides stellt sich aber als krasse Fehlentscheidung heraus.
Wer eine gute Verfilmung der Thematik sehen will muss sowieso einige Jahrzehnte zurück gehen und die Beliebtheit des Stoffes hält sich bei der neuen Zuschauerschaft wohl auch eher in Grenzen. Anderson wäre mit einem Sci-Fi Film wohl wirklich besser beraten gewesen, als ein ganzes Genre mit Füßen zu treten.
Dabei hätte der Film als durchweg spaßige Nummer wirklich Potential gehabt zwar kein Arthouse-Werk zu werden, aber zumindest kurzweilig und unterhaltsam zu sein. Aber das völlig misslungene Drehbuch und die durchweg leblose und gelangweilt sowie überfordert wirkende Regie, fahren den Film voll vor die Wand und so gestaltet sich "The Three Musketeers" zu einem einzigen Krampf.
Das offene Ende treibt einem da glatt den Angstschweiß auf die Stirn…

Filmbewertung: 3/10