Der Sandmann

Der Sandmann
Originaltitel: Der Sandmann – Erscheinungsjahr:1995 – Regie: Nico Hofmann

Darsteller: Götz George, Karoline Eichhorn, Barbara Rudnik, Martin Armknecht, Jürgen Hentsch, Rudolf Kowalski, Michael Schenk, Matthias Fuchs, Michael Brandner, Wolfgang Pregler, Alexa Surholt, Ilka Teichmüller

Filmkritik: Henry Kupfer (Götz George) saß lange Zeit wegen Mordes hinter Gittern. Nun kehrt er als Autor des Buches "Der Kannibale" zurück ins Rampenlicht. In einer Fernsehshow, in der er sein Buch vorstellt wird, kritisiert dieses die Moderatorin (Barbara Rudnik) vernichtend. Die Redakteurin stellt Kupfer provozierende Fragen, denn sie hält ihn für mehr als nur einen Schreibtischtäter. Zur gleichen Zeit ist die Polizei auf der Suche nach einem bestialischen Frauenmörder….

„Der Sandmann“ hat mich vor allem natürlich wegen Götz George interessiert, der mir besonders in diesen düsteren, bedrohlichen Rollen extrem gut gefällt.
Auch in „Der Sandmann“ gibt er eine sehr gute Vorstellung ab. Die Figur die im Film in immer wieder neuen Mustern angelegt wird und nie so ganz zu durchschauen zu sein scheint, spielt der erfahrene George genau mit dem von ihm gewohnten Gespür für Präzision.

Doch genau diese Präzision und besonders die Feinsinnigkeit, gehen leider dem gesamten Drehbuch des Films fast völlig ab. „Der Sandmann“ ist überraschend plakativ und trägt ständig enorm dick auf. Die Glaubwürdigkeit wird damit sehr schnell zu Grabe getragen. Das erste Aufeinandertreffen zwischen der Reporterin, gespielt von Karoline Eichhorn, und der Figur von Götz George, lässt im Film auch nicht lange auf sich warten. Die zu erwartenden Leichen im Keller werden ebenfalls nicht nur angedeutet, die Reporterin und der Zuschauer werden sogleich mit der Nase drauf gestoßen. Dem Drehbuch fehlt es einfach an den richtigen Stellen an etwas mehr Feingefühl. Es wird ständig der Holzhammer ausgepackt und mit viel Kraft auf der Leinwand geschwungen.

Doch wieso funktioniert „Der Sandmann“ trotz dieser plakativen Inszenierung recht gut? Dies liegt vor allem daran, dass sich zumindest Götz George, trotz der überlebensgroßen Figur die er spielt, recht vornehm zurückhält. Das Karoline Eichhorn als sein Gegenüber zudem seltsam durchschnittlich spielt, führt gar dazu das seiner Figur noch mehr Beachtung zuteilwird. Darüber hinaus ist „Der Sandmann“ durch sein enormes Tempo ein durchweg spannender und äußerst kurzweiliger Thriller geworden, der auch ganz gut funktioniert, wenn man sich denn erst einmal mit dem doch sehr seichten, gar simplen Niveau des Films angefreundet hat.

Auch die restlichen Darsteller des Films, bzw. sind hier mehr die Figuren an sich Schuld, sind derart eindimensional angelegt, das es einen stellenweise einfach nur schaudert. Die Angestellten des Fernsehsenders, der ermittelnde Polizist, alle kommen über den Rang eines Statisten kaum hinaus, sind aber mehr oder minder noch recht wichtige Figuren für die Handlung. Doch leider bröckelt diese eben durch die seltsamen Figuren immer mal wieder auseinander. Der Leim der die Brocken wieder zusammenflickt heißt Götz George, aber alles kann er nun auch nicht retten. Auch die allzu offensichtliche Medienschelte wird in der Schlusshälfte und besonders in den letzten Szenen mit dem Trichter eingeflößt nach dem Schema „Friss oder Stirb“. Logik wird verdammt kleingeschrieben.

Götz George ist Fix- und Ruhepunkt dieses Killer-Thrillers aus deutschen Landen. Der Film wandelt klar auf den Spuren von „Silence of the Lambs“ ohne zu irgendeinem Zeitpunkt dessen auf den Punkt inszenierte Klasse zu erreichen. Doch obwohl der Film seinem größten Vorbild hinterherhinkt, kann er sich mit den meisten ähnlichen Thriller-Klonen dann doch problemlos messen. Zwar ist die Geschichte viel zu einfach und beinahe jede Figur verstörend flach ausgearbeitet, aber der Film legt ein beachtliches Tempo vor und hangelt sich so von Schlüsselszene zu Schlüsselszene. Längen in der Inszenierung sind bei „Der Sandmann“ ein Fremdwort und so bleibt während des Films zum Glück kaum Zeit sich mit den Problemen des Drehbuchs zu beschäftigen. Was bleibt ist ein spannender, flotter Thriller den man sich als George-Fan definitiv ansehen sollte. Wunder sollte man aber nicht erwarten.

Filmbewertung: 7/10