Slacker

Slacker
Originaltitel: Slacker- Erscheinungsjahr: 1991 – Regie: Richard Linklater

Darsteller: Richard Linklater, Rudy Basquez, Jean Caffeine, Jan Hockey, Stephan Hockey, Mark James, Samuel Dietert, Bob Boyd, Terrence Kirk, Keith McCormack, Jennifer Schaudies, Dan Kratochvil

Filmkritik: Das Erstlingswerk von Regisseur Richard Linklater hört auf den Namen „Slacker“ und der Titel ist hier auch Programm. „Slacker“ ist ein Film über die typischen Bummel/Drückeberger/Faulenzer (Englisch: Slacker) in den USA Anfang der 90er. „Slacker“ ist weniger ein Film als eine Aneinanderreihung von schrillen Typen und vielen kleinen Episödchen.

Anti-Artist: “Uh, I don’t do much really, I just read, and work here, and, uh, sleep and eat, and, uh, watch movies.”

Der Film beginnt mit einem Typen (später im Abspann als „Should Have Stayed at Bus Station“ betitelt), gespielt von Linklater selbst, der während des Vorspanns in einem Bus sitzt. Auf der anschließenden Taxifahrt erzählt er dem Taxifahrer in einer ausufernd langen Sequenz, dass er glaubt das jede kleine Entscheidung im Leben ein Paralleluniversum erschafft mit den Konsequenzen der anderen Möglichkeiten die man nicht genutzt hätte. Wäre er nicht ins Taxi gestiegen sondern wäre am Bus-Bahnhof geblieben, hätte er evtl. die Frau fürs Leben treffen können. Kurze Zeit später steigt er aus dem Taxi aus und trifft auf einem Autounfall. Die Geschichte von „Should Have Stayed at Bus Station“ ist abgeschlossen, es geht zum nächsten Typen, „Hit-and-Run Son“, der soeben seine Mutter überfahren hat…

Hitchhiker: “I may live badly, but at least I don’t have to work to do it.”

Nach diesem Muster hangelt sich Linklater so von Typ zu Typ. Irgendwer trifft irgendwen der wieder irgendwen irgendwo trifft. Bei all diesen Typen handelt es sich um typische Slacker, mal mehr und mal weniger. Aber sie haben alle gemeinsam, dass sie mit wenig Arbeit in den Tag hineinleben, über das Leben, Verschwörungstheorien oder kompletten Bullshit philosophieren und damit soweit ganz gut zurechtkommen. Zumindest Anfang der 90er. Nicht ohne Grunde wünschen sich viele Fans einen „Slacker – 20 Years Later“.

Dostoyevsky Wannabe: “Who’s ever written a great work about the immense effort required in order not to create?”

Man sieht, eine echte Handlung hat „Slacker“ nicht und ein „normaler Film“ ist er wohl auch nicht. Regisseur Linklater beweist mit „Slacker“ aber sein absolut begabtes Händchen einen Film mit gut geschrieben Dialogen und interessanter Kameraarbeit auf den Zuschauer loszulassen und diesen damit zu fesseln. Man weiß „Slacker“ zunächst gar nicht zu fassen, aber nach einigen Begegnungen mit diesen schrägen Typen ist man voll drin im Leben eines Slackers.

Die Werke von Richard Linklater sind recht breit gefächert. Von absolut großartigen Ausnahmefilmen wie „Dazed and Confused“ oder „Before Sunrise“ geht es auch mal hin zu recht Massenkompatiblen Filmen wie „The School of Rock“, die sich aber auch immer noch durch eine besondere Machart oder eine ausgezeichneten Soundtrack auszeichnen. „Slacker“ ist – der Natur der Sache geschuldet – aber definitiv sein ungeschliffenster Film. Wären hier nicht mehrere Male diese enorm langen Kamerafahrten (der ganze Film hat 163 Schnitte, ein normaler Film hat 500-1000) die definitiv einiges an Planung voraussetzen müssen, man würde meinen hier lief irgendwer mit einer Kamera durch Austin und hat einfach merkwürdige Typen aufgenommen.

Ziemlich sicher basiert vieles aus „Slacker“ einfach aus Erfahrungen und Erlebnissen von Linklaters Leben, aber all diese Figuren zusammen in einem Film unterzubringen, geschliffene Dialoge zu entwickeln die nicht völlig überheblich sondern einfach nur gut klingen und das Ganze mit einer solch professionellen Kameraarbeit zu garnieren, das verdient doch einfach Respekt, erst recht für ein Erstlingswerk. Und ganz nebenbei ist „Slacker“ halt auch einfach ein witziger Film.

Filmbewertung: 8/10