Academy Awards 2018 – Die Show

Und wieder ist eine Oscar-Nacht zu Ende gegangen. Die mittlerweile 90. Verleihung hatte keinen leichten Stand. Musste sie doch gegen den absoluten Supergau aus dem letzten Jahr antreten. Wir erinnern uns: Der „Best Picture“ Oscar wurde fälschlicherweise erst an „La La Land“ übergeben obwohl eigentlich „Moonlight“ gewonnen hatte. Das war ein Skandal der bis heute nach hallt.

Aber zur aktuellen Ausgabe. Zunächst mal hat wie immer Pro Sieben vom roten Teppich übertragen. Steven Gätjen war wieder auf aussichtsreicher Position zwischen namhaften US-Sendern am Teppich, der Modeheini und seine Assistentin standen wieder irgendwo auf einer Brücke über dem Teppich und sorgten dafür das man laufend umschalten musste. Nicht so gedacht aber kaum anders zu ertragen.

Steven hingegen war wieder mal in guter Form und hat einige Stars wie Allison Janney (Nominiert für „I, Tonya“), Laura Dern, Gary Oldman und Sandra Bullock für ein Interview bekommen. Allerdings waren es scheinbar weniger als sonst. Die großen Stars die sonst bei Steven standen (weil sie seinen US Kollegen kennen) fehlten dieses Jahr beinahe komplett. Das lag wohl an verschiedenen Sachen. Zum einen ist das Klima in Hollywood nach einigen Skandalen angespannt. Einige Stars geben gar keine Interviews mehr und gehen über die „Express-Lane“ direkt in den Veranstaltungsort oder gar durch einen Backstage Eingang. Zum anderen beginnt die Veranstaltung diesmal eine halbe Stunden früher, 2 Uhr statt 2:30 deutscher Zeit bzw. 17 Uhr Ortszeit. Dadurch ist scheinbar weniger Zeit als sonst auf dem roten Teppich gewesen weswegen viele Stars schlicht keine Zeit mehr hatten für viele Interviews. Insgesamt zwar schade da es immer lustig war mit Steven, andererseits viel verpasst hat man nicht, es ist ja im Grunde doch nur viel Bla Bla. Eine halbe Stunde früher anfangen ist ein guter Schritt.

Heute kein „Celebrity Street Fights with Mario Lopez“

Um 2 Uhr ging es dann los mit den „90th Annual Academy Awards“. Und alles begann mit diesem Screen:

Die beliebte Show „Celebrity Street Fights with Mario Lopez“ wurde heute Abend leider verschoben, stattdessen werden die Oscars gezeigt. Schade aber auch, darauf hatte ich mich doch ein Jahr gefreut. Das komplette Intro der Show wurde in Schwarz/Weiß und in zeitgenössischer Aufmachung inszeniert. Inkl. verzerrter Stimme (durch ein altes Mikrofon) von Jimmy Kimmel der hier bereits einige Gags auf die Gäste einbaute. Der Spaß dauerte leider nur knapp zwei Minuten und kam nicht an die klassischen Sketch Intros von Billy Crystal und Co. heran, war aber auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung.

Nun folgte noch der bekannte Monolog. Auch dieser hatte einige nette Spitzen, u.a. gegen Price Waterhouse and Cooper (PWC), die Firma welche Jahrelang die Umschläge verwaltete und im letzten Jahr so übel patzte. Die Firma ist weiterhin dafür verantwortlich, lediglich die beiden Verantwortlichen die letztes Jahr den Patzer verschuldet haben sind nicht mehr dabei. Aber auch die beiden arbeiten weiterhin für PWC. Laut Kimmel hat PWC gesagt, der Fokus dieses Jahr liegt darauf sich darum kümmern, das der richtige Umschlag da ist. Da fragt Kimmel zu recht was denn der Fokus die restlichen 89 Jahre war. Auch Harvey Weinstein wird kurz erwähnt, weil er von der Academy verwiesen wurde. Der einzige der jemals sonst verwiesen wurde war Carmine Caridi, weil er seine Screener von Oscar Filmen (zur Ansicht nur für Mitglieder) anderen Leuten zur Verfügung gestellt hatte.

Jetski statt Dankesrede

Das Highlight aber war folgendes: Die Dankesreden sind jedes Jahr ein Thema. Wie lang dürfen sie sein? Soll Musik gespielt werden wenn sie zu lang gehen? Dafür hatte Jimmy eine sehr gute Idee. Derjenige mit der kürzesten Dankesrede kann dieses Jahr einen Jetski gewinnen im Wert von 17.999€ gewinnen. Stilecht präsentiert mit „Der Preis ist Heiss“ Musik und Jetski-Girl Hellen Mirren. Was will man mehr? Wenn das nicht Ansporn genug sein sollte, dann weiß ich auch nicht.

Im Anschluss ging es dann direkt weiter mit dem ersten Award, „Best Actor in a Supporting Role“. Wenig überraschend konnte Sam Rockwell gewinnen für seine Rolle in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. Danach kam dann direkt die erste (von wie immer viel zu vielen) Werbepausen. Jedes Jahr aufs neue denkt man das es mehr als letztes Jahr war.

Danach ein kleiner Sketch mit Jimmy Kimmel. Nochmal nimmt er Bezug auf die Dankesreden. Dieses Jahr soll es keine Musik geben wenn eine Rede zu lang ist, stattdessen soll folgendes passieren:

Sehr lustige Idee. Leider wurde es später nicht umgesetzt. Ein paar mal kam wieder die Musik-Peitsche zum Einsatz.

Eigentlich wie immer oder?

Nun ging es gewohnt weiter durch den Abend. Nach ein paar Awards kam immer mal wieder Kimmel zu Wort. Allerdings haben sich weitere Comedy Einlagen extrem in Grenzen gehalten. Scheinbar meinte er es ernst als er vor der Show sagte, dass er 1000 Gags gehabt hätte aber nur 30 davon nutzen konnte. Kleine One Liner wie der Hinweis  an der 45 Minuten Marke, dass in der Zeit „Black Panther“ schon wieder 48 Millionen Dollar eingefahren hätte gab es immer mal wieder. Größere Aktionen allerdings nicht. Bis auf eine, die sich sehr ähnlich anfühlte wie im letzten Jahr. Im Chinese Theater nebenan wurde ein ganzer Kinosaal mit „Normalos“ überrascht indem Jimmy mit einer Hand voll Stars hinein marschierte und diese so überrascht hat. Immerhin wurde diesmal auch eingebaut wieso die Stars zu völlig fremden ins Kino gehen: Es wurde eine Vorpremiere von „A Wrinkle in Time“ gezeigt, für die sich vermutlich angemeldet werden musste und die Leute so vorher geprüft werden konnten.

Wie schon im letzten Jahr war die Aktion ganz okay aber ein großer Spaß wurde daraus nicht. Zumindest für die Zuschauer. Klar werden sich die Kinobesucher gefreut haben und die Stars hatten scheinbar auch Spaß. Jimmy hat dann noch einen Glücklichen auserkoren der den nächsten Laudator für einen Preis ansagen durfte.

Sein größter Verdienst war wohl wirklich die ganze Jetski Nummer, da das Thema auch immer wieder in der einen oder anderen Dankesrede eingebaut wurde.

Starke Frauen

Bei den Laudatoren lag der Fokus dieses Jahr unübersehbar darauf starke Frauen zu präsentieren. Neben aktuellen Vertretern wie „Wonder Woman“ Gal Gadot oder Greta Gerwig wurden auch einige alte Eisen wieder reaktiviert wie die 93 Jährige Eva Marie Saint die noch verdammt gut drauf war für ihr Alter. Weitere Urgesteine war Rita Moreno („West Side Story“) die mit ihrem Dress aus dem Jahr 1962 aufgetreten ist, Jane Fonda und Hellen Mirren. Jodie Foster kam auf Krücken rein, zusammen mit Jennifer Lawrence.

Lustiges Duo waren Tiffany Haddish und Maya Rudolph welche mit schnoddriger Art und ohne Schuhe einen Preis vergeben haben. Zudem gab es laufend Anspielungen auf die wenig anspruchsvollen Filme in denen die beiden in der Regel mitspielen.

Auch waren es wohl die ersten Oscars bei denen zwei verschiedene Schauspielerinnen der Rolle „Santanico Pandemonium“ aus „From Dusk Till Dawn“ auf der Bühne standen. Recht früh am Abend vergab Eiza González aus der „From Dusk Till Dawn“ Serie zwei Preise. Später dann noch Urgestein Salma Hayek.

Weitere Laudatoren-Highlights waren u.a. 3 Darsteller aus „The Last Jedi“. Einer davon war Mark Hamill der mit seiner bekannten „I don’t care what this is“ Attitüde viel Spaß machte. Als er dann den Umschlag öffnete um den Sieger zu präsentieren murmelte er noch ein „Don’t say La La Land, don’t say La La Land“ vor sich hin. Herrlich.

Und dann gab es noch das Weinstein Trio. Annabella Sciorra, Ashley Judd und Salma Hayek haben ebenfalls alle drei Weinstein beschuldigt und durften nun zu dritt einen Preis vergeben. Das kann man wohl als deutliches Zeichen verstehen.

Best Picture Reloaded

Und der „Best Picture“ Preis wurde wie letztes Jahr von „Bonnie und Clyde“ vergeben. Da sollte Wiedergutmachung her, nach dem Fiasko. Herrlich wie Warren Beatty den Umschlag ähnlich unbeholfen wie letztes Jahr öffnet und fast genau so guckt wie damals.

Die 5 „Original Songs“ wurden wieder jeweils quasi komplett gespielt. Das waren alle keine echten Highlights für den „Normalo“. Nicht der beste Teil der Show aber alle Optimierungen der letzten Jahr an dieser Präsentation erwiesen sich ebenfalls als schlecht, von daher muss man es wohl dabei belassen.

Auch „In Memoriam“ war wie jedes Jahr ein trauriges Highlight. Untermalt diesmal von Eddie Vedder der einen Song („Room at the Top“) des zu früh verstorbenen amerikanischen Idols Tom Petty gespielt hat. Sehr passender Song.

Wirklich klasse waren aber wiedermal die zusammen geschnittenen Collagen vor einigen Kategorien. Vor den großen Kategorien aber auch vor kleineren Awards und auch mal so zwischendurch zu anderen Themen (Kriegsfilme und „Thank our Troops“) wurden kurze Einspieler gezeigt aus 90 Jahren Hollywood. Da war für jeden was dabei. Hier sitzen immer Profis am Werk und schneiden die Schnipsel perfekt zusammen. Klasse.

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https://youtu.be/WuC2r8OMt0c

Überraschungen? Naja

Was waren die Überraschungen? Nun ja viele gab es nicht. Allison Janney als beste weibliche Nebenrolle war nicht 100% sicher aber eine hohe Wahrscheinlichkeit die dann auch eintrat und die einfach voll verdient ist. Super Rolle und generell tolle Frau. Bestes Originaldrehbuch für Jordan Peele. Das war schon eine Überraschung. Wie viel Politik da jetzt drin steckt weiß man nicht, aber eine herausragende Qualität hat das Drehbuch auf jeden Fall. Visuelle Effekte ging an „Blade Runner 2049“ und somit auch teilweise nach Deutschland da einer der Verantwortlichen aus Deutschland kommt. Seine Rede wurde leider im Keim erstickt weswegen nur noch „Dankeschön Germany Thank You Great“ kam. Nunja, besser als 50 Namen die man nicht kennt war das schon. Die Kameraführung ging auch an „Blade Runner 2049“ was wohl passend ist, denn ein Film kann inhaltlich nicht jedem gefallen aber die Kamera kann ja trotzdem sehr gut sein. Und dann war da noch Gary Oldmans Sieg. Auch verdient für „Darkest Hour“. Sehr schön. Frances McDormand hat ihren zweiten Preis gewonnen. War auch wenig überraschend wobei ich eher auf Margot Robbie oder Saoirse Ronan gehofft hatte.

Am Ende wurde dann noch der Jetski vergeben. Mit 36 Sekunden räumt hier Mark Bridges ab, Kostümdesigner von „Phantom Thread“.

Doch echte Highlights fehlten dieses Jahr irgendwie. Kein Gag bleibt lange im Kopf. Kein Preis war so richtig überraschend. Alles war sehr auf Political Correctness ausgelegt. Nunja, vielleicht kommen ja mal wieder andere Zeiten in Hollywood.

Weitere Clips der Show gibt es direkt bei ABC auf Youtube