Shape of Water – Das Flüstern des Wassers

Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Originaltitel: The Shape of Water – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Guillermo del Toro

Erscheinungstermin: Ab dem 15. Februar 2018 im Kino

Darsteller: Sally Hawkins, Michael Shannon, Richard Jenkins, Doug Jones, Lauren Lee Smith, Michael Stuhlbarg, Octavia Spencer, David Hewlett, John Kapelos, Nick Searcy, Cyndy Day, Morgan Kelly

Filmkritik: Der meisterhafte Geschichtenerzähler Guillermo del Toro inszeniert mit „The Shape of Water“ eine poetische Liebesgeschichte, die circa 1963 vor dem Hintergrund des Kalten Krieges in Amerika spielt. Im versteckten Hochsicherheitslabor der Regierung arbeitet die einsame Elisa (Sally Hawkins) als Putzfrau. Gefangen in einem Leben der Stille und Isolation. Elisas Leben ändert sich für immer, als sie und ihre Kollegin Zelda (Octavia Spencer) ein als geheim eingestuftes Experiment entdecken.

Zum Blockbuster und wieder zurück

Nach seinem Ausflug in die Blockbuster-Ecke mit dem „Monster gegen Roboter“ Film „Pacific Rim“, kehrt Regisseur Guillermo del Toro nun zu seinen einfühlsamen Wurzeln zurück. „The Shape of Water“ ist eine Mischung aus Monsterfilm und Liebesgeschichte, wie man sie sich so nur von wenigen Regisseuren heutzutage vorstellen kann. Und einer davon ist eben Guillermo del Toro.

Das fängt schon beim Setting des Films an. Eine geheime US Forschungseinrichtung im kalten Krieg. Düstere Gänge, Labore, große Wasserbecken und ein seltsames Wassermonster. Aber auch ein menschliches Monster in der Gestalt von Michael Shannon, der einmal mehr Einblick in eine sehr dunkle, kaum noch menschliche Seele gibt.

Da haben sich zwei gefunden

Doch der Hauptfokus des Films liegt auf Elisa. Als sie ein Baby war bereits ihrer Stimme beraubt, kann sie zwar alles hören aber sich nur mit Zeichensprache verständigen. Sie lebt neben der Wohnung des Homosexuellen Giles (Richard Jenkins) und ist Putzfrau in besagter Forschungseinrichtung.

So entwickelt sich nicht nur eine tragische Geschichte, sondern zwei. Während Elisa in der seltsamen Unterwasserkreatur im Labor ihren Seelenverwandten findet, versucht Giles seinerseits den Mann fürs Leben zu finden. Doch in der Welt der 60er Jahre stößt er dabei nur auf Ablehnung und Verachtung. Die Monster in „The Shape of Water“ haben viele Gesichter.

Der krasse Kontrast gegen die beiden Hauptfiguren: Michael Shannon als Richard Strickland. Eine Figur die genau so gut aus Del Toros „El laberinto del fauno“ stammen könnte. Irgendwie versucht er das Bild der heilen Familie zu verkörpern, mit Frau, Kindern und Wackelpudding-Torte (in grün!). Er hat alles erreicht was die Gesellschaft an Errungenschaften vorgibt. Doch in ihm manifestiert sich in „The Shape of Water“ das Böse. Das geht so weit, dass sogar seine Finger an der Hand schwarz werden und abfaulen. Er wird im Laufe des Films immer abstoßender.

Bekannte Zutaten, neues Gericht

Regisseur Guillermo del Toro greift in „The Shape of Water“ bewusst auf viele etablierte Zutaten zurück. Das en gros der Handlung ist keine große Überraschung. Die von der Gesellschaft ausgestoßenen gegen die etablierten, bösen Figuren. Es ist vielmehr das Setting, die Stimmung die hier erzeugt wird und den Film trägt. Von den hervorragenden Kulissen (mehr als 90% des Films wurde im Studio gedreht) über den herrlichen Soundtrack und die wohl dosierten Film-Referenzen („Follow the Fleet“, „The Little Colonel“). Trotz der begrenzten Sets (oder gerade deswegen) wird eine perfekte 60er Jahre kalter Krieg Stimmung erzeugt.

Aber auch wenn sich die Handlung dann im Finale zuspitzt, werden nicht viele Überraschungen geliefert. Alles passiert in mehr oder weniger vorhersehbaren Wegen. Das mag etwas enttäuschend wirken, doch der Film lebt nicht von Überraschungen, sondern von den seiner ganzen Erzählung. Wie die Story und das Setdesign eins werden mit den Schauspielern und dem Soundtrack. Diese nahezu perfekte Symbiose ist es, die „The Shape of Water“ zu einem schönen Film werden lässt. Eine Art Märchen (die typischen Komponenten sind alle dabei), aber eben auch mit dieser speziellen düsteren Del Toro Note. Es wäre ein leichtes gewesen, den Film auf PG-13 zu kürzen, aber die kleinen Gewaltspitzen machen in den jeweiligen Szenen einfach Sinn. Danke an Fox dafür, dieses Wagnis zu riskieren. Bereits bei den Golden Globes wurde es mit einigen Preisen zurückgezahlt.

Der Lohn des Wagnisses

Es ist offensichtlich, dass die jeweiligen Rollen für Sally Hawkins und Michael Shannon geschrieben worden. Besonders Hawkins zeigt eine sinnliche Performance welche einfach treffsicher ist. Ihr Sprach-Defizit mag im ersten Moment aufgesetzt wirken, ist dann aber ebenfalls eine gute Storytelling-Entscheidung. Shannon spielt zwar die für ihn typische Figur, aber dem Charakter wird in einigen Szenen trotzdem genügend Substanz vermittelt, sodass er niemals zum flachen Bösewicht verkommt.

Weniger verständlich hingegen erscheint die Golden Globe Nominierung der Oscar Gewinnerin Octavia Spencer. Sie spielt eine Figur die wie eine Mischung aus ihren Rollen in „The Help“ und „Hidden Figures“ wirkt. Der nötige Hintergrund der Figur wird erst im Finale teilweise nachgeliefert. Bis dahin ist sie lediglich Mittel zum Zweck der Hauptfigur. Dafür eine Nominierung?

Doch am Ende ist „The Shape of Water“ ein wunderschön aussehendes, inhaltlich wenig überraschendes aber trotzdem überzeugendes Monster-Märchen geworden. Etwas überraschend sind die zahlreichen Golden Globe Nominierungen dann doch. Jedoch enthält der Film gegen Ende dann eine Szene die etwas „out of context wirkt“ und wie „Oscar-Bait“ wirkt. Sollte dies wirklich den Ausschlag gegeben haben? Schwer vorzustellen.

Filmbewertung: 8/10