Stephen King’s Es (2017)

Stephen King’s ES
Originaltitel: Stephen King’s It – Erscheinungsjahr: 2017 – Regie: Andy Muschietti

Erscheinungstermin: Jetzt im Kino

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Darsteller: Bill Skarsgård, Jaeden Lieberher, Finn Wolfhard, Chosen Jacobs, Sophia Lillis, u.A.

Filmkritik: Wow. Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich doch anscheinend die TV-Adaption STEPHEN KING’S ES von 1990 in den Köpfen der Leute festgesetzt hat. Die haben nämlich nun dem Remake dazu verholfen, der erfolgreichste Horrorfilm aller Zeiten zu werden. Irgendwo zwischen Horror-Clown-Paranoia, Vergangenheitsvergoldung und Stephen-King-Revival muss man sogar sagen, dass Regisseur Andy Muschietti hier durchaus gute Arbeit abgeliefert hat.

„Immer noch eine bessere Alternative als Daddy, oder?“

Der Regisseur, die Trailer: Kann das was werden?

Nachdem Muschietti den ziemlich mittelmäßig-wenig-bis-gar-nicht-gelungenen MAMA (2013) auf die Menschheit losgelassen hatte und der erste Trailer von ES ein absolutes Jump-Scare-Fest war, war die Sorge schon groß. Und, ja, in verschiedenster Hinsicht ist Muschiettis Neuauflage absolut ein Produkt seiner Zeit geworden. Dies fängt bereits damit an, dass die Handlung der Kinder, die gegen den dämonischen Clown kämpfen von 1958 nach 1988 und erinnert dabei stark an die Serie STRANGER THINGS. Diese hatte ihrerseits ja bereits sehr, sehr viel bei King geborgt. So kommt nun alles wieder zurück.

Nachdem Muschietti bei MAMA sich stark am Stil des produzierenden Guillermo Del Toro angebiedert hatte, kopierte er nun für ES den 80er-Jahre-Stil von Steven Spielberg. Viele Einstellungen erinnern an POLTERGEIST (1982) oder E.T. (1982). (Und ja, POLTERGEIST wurde ja angeblich von Tobe Hooper gemacht, aber komm schon, du kennst die Geschichten auch, oder?)
Muschietti gelingt es sogar, seine eigene, an aktuelle Geisterstreifen erinnernde Schock-Effekt-Inszenierung mit den Spielberg-Elementen effektiv zu kombinieren und … sogar so etwas wie eine Art persönlichen Stil zu entwickeln? Wow! Gut gemacht, Muschi!

Die Zeit vor Smartphones und Co …

Das Herz des Horrors

Das Herz von STEPHEN KING’S ES sind jedoch die jugendlichen Darsteller, die allesamt gut bis erstklassig agieren. Hier gibt es gar keinen schauspielerischen Ausfall, auch wenn leider das Skript manchen Charakteren ein Beinchen stellt. So ist nun der dicke Junge nicht nur ein Bücherwurm, sondern auch derjenige, der von der Vergangenheit der Kleinstadt fasziniert ist. Dies macht durchaus Sinn, doch anstatt die Figuren zusammenzulegen, ist nach wie vor das schwarze Kind mit Teil der Gruppe, das vorher eben der Expositionscharakter war. Was darf er nun tun? Jetzt ist das schwarze Kind derjenige, der sich – mehr oder weniger – eine Knarre vom Vater besorgt. Äh, ok, so viel zur politischen Korrektheit.

Dafür wird mehr auf die inzestuösen Elemente der jungen Beverly eingegangen. Etwas, das vorher in der TV-Adaption subtiler angedeutet wurde. Apropos tiefer eingegangen: Die Schock- und Splatter-Effekte sind nun – R-Rating sei Dank – gleich auf einer ganz anderen Ebene. Was da teilweise für Kreaturen und Illusionen über die Leinwand fegen, das ist schon nah am Gold-Standard des Horror-Genres.

Bill Skarsgård als Horror-Clown Pennywise hat dadurch, dass seine verschiedenen Terror-Inkarnationen nun effektiv umgesetzt – wenn auch manches Mal für den Kinofilm geändert  – wurden, nicht mehr ganz so oft im Bild zu sehen wie zuvor. Dennoch schafft auch er es eine unglaublich intensive Darstellung abzuliefern. Wahrscheinlich macht seine etwas spärlichere Screentime seine Interaktionen mit den Kindern sogar noch interessanter, als Tim Currys stets präsente Darbietung in der TV-Adaption.

Im Hintergrund: Das freakigste Ding des gesamten Films

Kleine Probleme und große Erschrecker

Insgesamt braucht Muschietti etwa zwanzig Minuten, um sich in einen richtigen filmischen Rhythmus einzufühlen. Davor gibt es bereits einige Schock- und Schreck-Momente, doch im Anschluss wird das Weitere ausgewogen mit zahlreichen figurenbezogenen Sequenzen präsentiert.

Die Ansage, dass sogar noch ein etwa 15 Minuten längerer „Director’s Cut“ folgen soll ist ebenfalls schön zu hören. Die lange Kinofassung war zu keiner Sekunde langweilig und könnte noch ein paar Sequenzen aus dem Buch vertragen, die man bislang noch nicht gesehen hat. (Nein, nicht die bizarre Kinder-Orgie aus der Vorlage, die wird man sicherlich niemals außerhalb von Serbien im Kino sehen.)

Was die eigentliche Umsetzung des Romans angeht, so gibt es – abgesehen von der Sache mit dem schwarzen Kind – die meisten Probleme im Finale. Dieses ist etwas forcierter, als noch im Original und lässt einige Elemente vermissen. Hier machen die Kinder ihre Schwächen weniger zu stärken, sondern werden einfach sauer und prügeln so richtig auf Pennywise ein. Vielleicht ist das dann ja auch ein cleverer Seitenhieb auf den Fantasieverlust der Jugend? Aber ich bezweifle es …

Pennywise, bald auch in ihrem Projektor!

Fazit: Die Neuauflage von STEPHEN KING’S ES ist ein überraschend gelungener Streifen geworden, der zwar einige Elemente vereinfacht, aber dennoch ein effektiver Schocker ist. Der Streifen hat das Potential unter Fans einen ähnlich hohen Stellenwert zu erreichen wie der Erstling und ist bereits jetzt ein Teil der Popkultur geworden. Gar nicht so übel für die erneute Adaption eines Romans aus den 80er Jahren und ein halbes Remake einer 27 Jahre alten TV-Produktion.

Filmbewertung 8 von 10 (wobei 7 von 10 wahrscheinlich passender wäre, aber das ist ein Fall für eine Zweitsichtung)