The Graduate – Die Reifeprüfung

Die Reifeprüfung
Originaltitel: The Graduate- Erscheinungsjahr: 1967 – Regie: Mike Nichols



Darsteller:
Anne Bancroft, Dustin Hoffman, Katharine Ross, William Daniels, Murray Hamilton, Elizabeth Wilson, Buck Henry, Brian Avery, Walter Brooke, Norman Fell, Alice Ghostley, Marion Lorne

Filmkritik: Benjamin Braddock (Dustin Hoffman) kommt, knapp Volljährig, von der Uni und weiß, wie viele seiner Altersgenossen noch nichts mit seinem Leben anzufangen. Bis jetzt lebte man für die Uni, hatte Ziele immer automatisch vor Augen und wurde von seinen Eltern geführt. Als sich in seiner Findungsphase die Gelegenheit ergibt, fängt er ein Verhältnis mit der Frau des Chefs seines Vaters, Mrs. Robinson (Anne Bancroft) an.
Als er jedoch auf Druck seiner Eltern mit Elaine Robinson (
Katharine Ross), der Tochter, ausgeht, wird die zwar kühle aber nie gemeine Mrs Robinson zur eifersüchtigen Furie. Doch Ben hat sich in Elaine verliebt und gibt nun alles dafür um sie vor seinem durch die Eltern verplanten Lebensweg zu bewahren.

Von „The Graduate“, den Film über die Verführung eines jungen Mannes durch eine wesentlich ältere Frau namens Miss Robinson, hat wohl so ziemlich jeder einmal gehört. Und sei es nur durch den überaus populären Song „Mrs. Robinson“ der Band Simon and Garfunkel.

„I just want to say one word to you. Just one word. Plastics.“

„The Graduate“ stellt praktisch den ersten Film dar, der sich ganz dem Genre des Coming of Age hingibt. Benjamin, herrlich gespielt von Dustin Hoffman, ist nach Abschluss seiner Bildung, ziellos und ohne rechte Idee, was er mit seinem Abschluss nun anfangen soll bzw. was nun kommt. Doch er ist sich auch bewusst, dass diese Entscheidung bedeutet, dass ein Teil seines Lebens nun für immer abgeschlossen ist, sein Leben eben weitergeht.
Da kommt Mrs. Robinson gerade recht. Die Affäre mit ihr wird von ihm zunächst etwas kritisch beäugt, doch schließlich treibt ihn die Neugierde dazu auf die Situation einzugehen.

„Mrs. Robinson, you’re trying to seduce me. Aren’t you?“

„The Graduate“ lebt ganz von seinen Darstellern, der glaubwürdigen und jederzeit gut geschrieben Geschichte und dem tollen Soundtrack. Doch auch die Kameraarbeit ist an einigen Stellen unglaublich gut. So ergeben sich herrliche Kollagen und butterweiche Schnitte, die mit der bezaubernden Musik von Simon and Garfunkel unterlegt werden.

Der Film driftet stellenweise immer wieder ins abstruse ab ohne den Faden komplett zu verlieren. Vielmehr überspitzt „The Graduate“ einige Szenen mit viel Geschick so sehr, dass man einfach Lachen muss obwohl die Geschichte doch immer tragischere Züge annimmt. Die besten Beispiele sind wohl das Finale, in dem Dustin Hoffman eine aufgebrachte Hochzeitsgesellschaft mit einem großen Kruzifix abwehrt wie eine Meute Zombies oder auch das etwas eigenwillige Geschenk seiner Eltern, welches er sogleich im Hauspool ausprobieren soll: Einen Taucheranzug.

„The Graduate“ kommt gemessen an seinem Alter auch heute noch recht zeitlos daher. Der Film vermeidet die meiste Zeit eine zeitliche Einordnung. Der Vietnamkrieg oder ähnliche Ereignisse werden nicht angesprochen und nur wenige Dialoge können, abgesehen natürlich vom generellen Setdesign, eine Zuordnung zu den 60er Jahren schaffen. Dies kommt dem Film sehr zugute.

Insgesamt hält „The Graduate“ alle Erwartungen die man an den Film haben konnte im Anbetracht seines Rufs. Der Film bietet tolle Schauspieler und eine fesselnde Story sowie einen Soundtrack der stellenweise fast etwas mystisch daher kommt. Ein rundum gelungener Klassiker.

Filmbewertung: 9/10