American Hustle

American Hustle
Originaltitel: American Hustle – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: David O. Russell

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Darsteller: Christian Bale, Bradley Cooper, Amy Adams, Jeremy Renner, Jennifer Lawrence, Louis C.K., Jack Huston, Michael Peña, Shea Whigham, Alessandro Nivola, Elisabeth Röhm, Paul Herman, Saïd Taghmaoui

Filmkritik: Ende der 70er im schillernden New York: Irving Rosenfeld (Christian Bale) besitzt mehrere Waschsalons, aber sein Geld verdient er mit dubiosen Geldgeschäften und Kunstfälschungen. Mit Hilfe seiner Geschäftspartnerin und verführerischen Geliebten Sydney Prosser (Amy Adams) hat er es zu einem kleinen Vermögen gebracht. Als der überambitionierte FBI-Agent Richie DiMaso(Bradley Cooper) den beiden brillanten Trickbetrügern auf die Schliche kommt, lässt sich das Gaunerpaar auf einen ungewöhnlichen Deal ein: DiMaso setzt die beiden als Lockvögel auf die Politikprominenz New Jerseys an. Vor allem auf den Bürgermeister von Camden, Carmine Polito (Jeremy Renner), hat er es abgesehen. Hinter dessen Saubermann-Image vermutet er Korruption und Mafiaverbindungen. Am Ende könnte es allerdings Irvings unberechenbare und eifersüchtige Ehefrau Rosalyn (Jennifer Lawrence) sein, die die gesamte Operation zum Platzen bringt…

David O. Russell ist momentan wohl ohne Frage einer der angesagtesten Regisseure und Drehbuchautoren. 2011 mit „The Fighter“ 2 Oscars gewonnen, 2013 mit „Silver Linings Playbook“ einen der Goldjungen und 2014 nun mit „American Hustle“ gleich 10-mal nominiert und wohl min. 1-2 der Trophäen sicher.
Man merkt „American Hustle“ diesen plötzlichen Erfolg an, denn Russels neustes Werk ist nur schwer mit seinem bisherigen Schaffen zu vergleichen. Vollgepackt mit bekannten Darstellern und einer Story, für die man erst mal ein Studio finden muss was diesen Stoff verfilmen will, wirkt „American Hustle“ wie ein „ich kann tun was ich will, lasst mich machen“ Film. Schadet dies dem Film oder hat David O. Russell mit seinem neusten Werk erneut einen echten Überraschungshit gelandet?

„American Hustle“ ist schwer in eine Schublade zu stecken. Im Kern ist es ein Con-Artist-Krimi-Drama in den 70er Jahren in New York. Doch wie erwartet läuft hier nichts auf, denn der Glamour des 70s New York kommt in „American Hustle“ nur selten durch. Und spektakuläre Betrügereien wie man sie in einem Hollywood Film mit diesem Hintergrund erwarten würde, gibt es ebenfalls nicht. Das ist sowie auch ein gutes Zeichen, denn von übertriebenen Gauner-Filmen im Stil von „Now You See Me“ hat man langsam auch die Nase voll.
Die Story orientiert sich lose an dem wahren Fall um den „Arab scam“ bzw. „Abscam“, eine FBI Operation die einst mehr oder weniger gut lief.
Leicht könnte man daraus wohl eine lockere 70s Krimi-Komödie machen, doch das wäre dann doch etwas zu simpel. David O. Russell versucht hingegen seine bewährten Charakter-Modelle in diese Story zu verpflanzen, doch auch das sieht leider nicht immer wirklich glücklich aus.

Daran ist allerdings in erster Linie die Story schuld, welche sich oftmals ziemlich wichtig und gewitzt vorkommt, auf den zweiten Blick aber leider sehr träge, schwerfällig und unspektakulär daherkommt. Da verwundert es kaum, dass Russel am Set zu Christian Bale gesagt haben soll, nachdem dieser unsicher war ob die ständigen Improvisationen des Casts nicht die Story zu sehr verändern würden:“Christian, I hate plots. I am all about characters, that’s it.“

Die Charaktere sind für sich genommen erneut ziemlich stark geschrieben und gespielt. Da ist Christian Bales Figur, der die ganze Zeit mit seinem Schmierbauch umher stolziert und denkt er sei der Größte. Oder Amy Adams, welche allein schon durch ihre tiefen Dekolletees in jeder ihrer Szenen massiv auffällt aber auch eine hochintelligente, intrigante Frau spielt, die sich das aber fast nie anmerken lässt. Praktisch jede Figur im Film hat eine mehr oder weniger große Macke oder wohl einfach einen Dachschaden (Jennifer Lawrence Figur passt wohl in dieses Schema) und entspricht damit dem Charakterbild, dass David O. Russell in fast jeden seiner Filme einbaut und für das er so geschätzt und geliebt wird. Doch das Problem ist, dass diese Figuren nicht so recht in ein Con-Artist-Krimi-Drama in den 70er Jahren hineinpassen. Bzw. zumindest nicht in dieses, denn der Rest des Drehbuchs ist für diese Charaktere einfach nicht geschaffen.

Während des Films verliert man durch die wenig spektakuläre Story, die immer wieder Wendungen antäuscht, ohne diese dann auch in die Tat umzusetzen, immer wieder das Interesse. Zwar schimmert in regelmäßigen Abständen durch bestimmte Szenen dann immer wieder die eigentliche Genialität der Macher durch, z.B. durch die Besetzung von Stand Up Comedian Louis C.K. in einer völlig unpassend erscheinenden Rolle die er aber mit Bravur meistert, doch insgesamt wird man durch die Vorschusslorbeeren und die letzten Filme von David O. Russell doch etwas mehr erwartet haben als diesen, größtenteils zu unspektakulären Film, der sich durch Einzelszenen und gute Charaktere sowie Schauspieler immer wieder ins Rampenlicht spielt, der aber als Ganzes betrachtetet klar hinter den Erwartungen hinterherhinkt.

Filmbewertung: 7/10