The World’s End

The World’s End
Originaltitel: The World’s End – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Name Edgar Wright

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Darsteller: Rosamund Pike, Martin Freeman, Simon Pegg, Nick Frost, Paddy Considine, David Bradley, Eddie Marsan, Julian Seager, Thomas Law, John Duggan, Jasper Levine, Zachary Bailess

Filmkritik: Erst kam „Shaun Of The Dead“. Dann kam „Hot Fuzz“ und nach einem Schlenker über „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ kommt nun mit „The World’s End“ Regisseur Edgar Wrights Abschluss seiner „Cornetto-Trilogie“, die stets Simon Pegg und Nick Frost in den Hauptrollen hatte und derweil die Beiden zu Weltstars gemacht hat. Hat sich das warten gelohnt? Ist dieser Film der absolute Höhepunkt der Saga? Da wir hier beim Moviegeek jeweils oben über den Reviews bereits die vergebenen Punkte – SPOILER-Alarm: 10 von 10! – angeben, fällt die Antwort denkbar einfach aus: Ja! Wobei… Aber fangen wir mal zu erst bei der Geschichte an:

Gary King (Pegg) seines Zeichens ewig Junggebliebener und Drogenkonsument will die alte Gang (Frost, Freeman, etc.) wieder zusammenführen, um das zu schaffen, was sie in ihrer „besten Zeit“ nicht auf die Reihe gekriegt haben: Eine Tour durch sämtliche 12 Pubs ihres Heimatdorfes! Nach einigen Überredungskünsten treffen die zumeist entfremdeten Jugendfreunde wieder aufeinander, doch während sie so durch die Pubs ziehen, gehen nicht nur ein ums andere Mal die Emotionen mit den Guten durch, sondern sie müssen auch entdecken, dass ihre ehemalige Heimatstädte anscheinend von Roboter – oder was auch immer – übernommen wurden. Aber das geht natürlich nicht an und die immer besoffener werdende Gruppe versucht sich einen Plan auszudenken dagegen vor zu gehen. Dass auch noch Garys alte Flamme (Rosamund Pike) auftaucht, verkompliziert die Sache noch zusätzlich…

Die Welt geht unter … mit einem Lachen

Das nur einmal so sehr grob als Inhaltsangabe, denn das interessante ist, wie facettenreich und clever einmal mehr die von Wright und Co. geschriebenen Figuren sind. Nachdem in den Vorgängern Pegg stets der etwas gesetztere und Frost der überzogenere Charakter war, wird bei „The World’s End“ nun diese Dynamik komplett auf den Kopf gestellt. Mit Bravur, denn auch wenn Gary kein wirklich sympathischer Charakter ist, so kann man von der ersten Minute die Faszination aller an ihm sehr gut nachvollziehen. Überhaupt erscheint nicht nur Garys Weltsicht dabei teils nostalgisch verklärt, sondern dieses Gefühl überträgt sich ebenfalls unweigerlich auf den Zuschauer. Alle Figuren sind absolute Archetypen: Der Aufgedrehte, der Gesetze, der Zurückhaltende, der Verräter, die Frau die man nicht kriegen konnte, etc. etc.

Dabei gebührt dem inspiriert geschriebenen Drehbuch nicht nur ein Preis dafür, dass die Veränderungen der Heimat wunderbar mit dem SciFi-Plot zusammenpassen, sondern dass darüber hinaus die jeweiligen Figuren mehr als nur die Summe ihrer Teile sind. Nicht damit zufrieden allen Protagonisten Motivation, Handlung und Sinn innerhalb des Geschehens zu geben, haben alle kleine Macken, Eigenheiten und unwiderstehliche Momente spendiert bekommen, die sie trotz des überzogenen Inhalts schlicht ganz menschlich und vor allem ganz real erscheinen lassen. Genau so, als würde man sich selbst an die wilde Jugendzeit – mein Gott, fühle ich mich gerade alt, während ich das schreibe – erinnern. Nur halt mit Aliens und Krawall. Überraschend viel Krawall!

Die Welt geht unter … mit überraschend viel Action!

Ist einmal der SciFi-Plot im Geschehen verankert, häufen sich überraschenderweise die ausgezeichnet inszenierten und mit fantastischer, aber geerdeter Choreographie inszenierten Kampfsequenzen, die man als brutale Übersteigerung der beliebten Kneipenschlägereien verstehen kann. Dabei bluten die sehr leicht zermatschbaren Ersatzmenschen stets blau und verlieren Arme, Beine und Köpfe en masse. Interessanterweise erinnert die damit verbundene Splatter-Ästhetik, ebenso wie der Lens-Flare-Look der Wesen an die Manga-Verfilmung „Gantz“ sowie dessen Fortsetzung. Bei Edgar Wright stets sie noch ein wenig mehr im Kontrast zur vorher alltäglich erscheinenden Optik, was das Andersweltige noch einmal sehr schön betont, ohne dabei zu sehr aus dem Geschehen zu reißen.

Die Welt geht unter … mit einer fabelhaften Inszenierung!

Aber jenseits der ausgezeichneten Darsteller – für deren einzelne Lobpreisung ich jetzt schlicht zu faul bin – sowie der gut strukturierten und actionreichen Geschichte, ist vor allem Edgar Wrights Inszenierung einfach nur großartig. Wie bereits erwähnt sind die Actionsequenzen dynamisch, aber unverwackelt und übersichtlich eingefangen worden. Daneben beweißt er einmal mehr, dass er es versteht ruhige Szenen, genauso wie pointierte Humor-Momente passend im Bild-Ton-Schnitt umzusetzen. Einmal langsam geschnitten und mit ruhiger Hand bebildert, während das andere mit flotten Montagen und etlichen visuellen Running-Gags überzeugt. Als absolute Krönung ist der Soundtrack des Films dieses Mal so wichtig wie bei keinem anderen Wright-Streifen. Nicht nur, dass dieser perfekte Atmosphäre schafft, sondern oftmals von einer Szene in die nächste und dann möglicherweise auch noch direkt in den eigentlichen Dialog vom Text her überleitet. Besser kann man das Medium Film mit seinen Möglichkeiten nicht ausnutzen. Und deshalb gibt es an dieser Stelle ohne Umschweife die Ansagen: 1.) GUCKT EUCH DAS IM KINO AN! und 2.) GUCKT EUCH DAS WENN MÖGLICH IM O-TON AN! Genug gesagt.

Filmbewertung: 10/10

P.S.: Ein schockierendes Erlebnis war die Pressevorstellung. Nicht nur, weil der Streifen leider nur in Deutsch lief, sondern zusätzlich, weil nachher bei der Diskussion ein Kritiker den Inhalt rigeros als „schon zig Mal dagewesen“ beschrieben hat, da „die ganzen Versatzstücke ja bekannt sind. Aliens, Roboter und so, das gab es ja alles schon“, da sei dieser Streifen angeblich wie „Prakti.Com“ mit Wilson und Vaughn, denn „auch dessen Versatzstücke (anscheinend das Lieblingswort der Stunde) gab es bereits. Die beiden Sachen stehen also auf einer Stufe.“ Auf die Frage hin, ob denn die inspirierte Regie, die originelle Verarbeitung eben jener Elemente in Kombination mit den guten Darstellern nichts zähle und das auf eine Stufe stellen mit einem 90 minütigen Google-Werbespot – keine Sorge, das Review zu „Prakti.Com“ folgt noch – nicht etwas überzeugen sei, war die Antwort: „Naja, aber die Versatzstücke….“ Wie sagt man so schön? „Eine Kommunikation mit dem Betreffenden war nicht mehr möglich.“ Naja, so viel dazu. Vielleicht sind 10 von 10 auch etwas überschwänglich – 9 von 10 wären vielleicht auch ok – aber besser als das ganze „Prakti.Com“ sind bereits die ersten zehn Minuten von „The World’s End“.