Young Adult

Young Adult
Originaltitel: Young Adult – Erscheinungsjahr: 2011 – Regie: Jason Reitman



Darsteller:
Charlize Theron, Patrick Wilson, Elizabeth Reaser, Patton Oswalt, J.K. Simmons, Emily Meade, Collette Wolfe, Brady Smith, Louisa Krause, Asun Ortega, Brian McElhaney, Ella Rae Peck

Filmkritik: Drehbuchautorin Diablo Cody zählt ohne Frage zu den besten jungen Autoren die Hollywood derzeit zu bieten hat. Ihr ehrlicher, meist ziemlich losgelöster Schreibstil brachte ihr 2007 für ihr erstes Drehbuch zum Film „Juno“ direkt den Oscar ein. Darauf folgten dann allerdings Rückschläge. Der durchweg schwache „Jennifer’s Body“ und die zwar exzellente aber leider nur wenig Zuschauer findende Serie „United States of Tara“ hatten beide nicht ganz den Erfolg, den „Juno“ damals hervorgerufen hatte. Für „Young Adult“ tat sie sich nun wieder mit Jason Reitman zusammen, der ihr Drehbuch auch bei „Juno“ schon so erfolgreich verfilmte.

Man merkt schnell, dass sich hier zwei gefunden haben. Die ersten paar Minuten in „Young Adult“ versprühen schon mehr Charme und Leben als der komplette „Jennifer’s Body“. Dabei ist die Prämisse des Films gar nicht mal so etwas Besonderes. Im Prinzip versteckt sich hinter dem etwas seltsamen Titel eine typische Homecoming-Story. Den feinen Unterschied machen wieder einmal die pfiffigen Charaktere, allen voran natürlich die glänzend aufspielende Charlize Theron.

Man fragt sich ja schon alle paar Jahre mal, was wohl aus den „coolen Leuten“ oder den „Schlampen“ aus der Schulzeit geworden ist. Eben die, die lieber mal eine Schulstunde ausfallen ließen um hinter dem Schulgebäude einen drauf zu machen. Mavis Gary (Charlize Theron) in „Young Adult“ solch ein Gewächs. Dabei hat sie es wohl noch ganz gut erwischt. Zufällig rutschte sie als Ghost-Wirterin einer Kinderbuchreihe auf die Erfolgsschiene. Doch als der Erfolg der Reihe langsam ausbleibt verfällt Mavis in Depressionen. Alkohol, Drogen und Sex helfen ihr dadurch, aber sie betäubt damit nur den Schmerz. In den stillen Momenten denkt sie wehmütig an die Schulzeit zurück und wie einfach damals noch alles war, als die schönen und coolen die Größten waren. Ausgerechnet in dieser Zeit flattert eine Email von ihrer Ex-Highschool-Flamme Buddy Slade (Patrick Wilson) ins Postfach. Es hat Nachwuchs gegeben. Da platzt all der angestaute Frust mit einem Mal aus Mavis heraus. Sie packt ihre Klamotten und entschließt sich einige Tage in der alten Heimat zu verbringen. Das Ziel: Buddy Slade zurückerobern. Ihre erste Station im alten Heimatdorf in Minnesota ist aber die lokale Bar. Dort trifft sie den Krüppel Matt Freehauf (Patton Oswalt). Eine dieser Figuren, die sie damals nur verächtlich von oben herab betrachtet hat. Randvoll weit sie ihn in ihren perfiden Plan ein und macht sich Tags drauf auf zum ersten Treffen mit Buddy…

Die Herangehensweise von „Young Adult“ ist eine etwas andere als bei den meisten anderen Homecoming-Filmen. Die Phase wo man sich freut wieder in der alten Heimat zu sein, wird hier fast völlig ausgespart. Kein Glanz, kein Golria. Gezeigt wird die kühle Seite der Heimat. Erinnerungen an eine bessere Zeit gibt es fast keine. Denn Mavis fehlen auch die Weggefährtinnen mit denen sie diese teilen könnte. Alte Freunde? Fehlanzeige. Stattdessen bewegt sie sich alleine umher, ständig auf dem schmalen Grad zwischen Alkoholsucht und Depression. Erst nach und nach sieht man die wahre Seite von Mavis, die verletzliche, falsch verstandene Seite.
Immer wieder zeigt Regisseur Jason Reitman in Großaufnahme wie sich Mavis Schicht um Schicht an Make-Up ins Gesicht klatscht um die tiefen Augenränder zu übertünchen, um so auszusehen wie damals in der Highschool als alle auf sie flogen. Und um eine Schutzschicht vor sich aufzubauen, damit keiner merkt was aus ihr wurde. Sie sieht nicht ein, dass die damaligen Zeiten längst vorbei sind.

Obwohl der Charakter der Mavis Gary keine liebenswerte Figur ist, fällt es dem Zuschauer nicht schwer sich mit der Figur anzufreunden, ja sogar zu identifizieren. In erster Linie empfindet man in vielen Szenen allerdings Mitleid. Das konsequente anbiedert an Buddy, das völlige ignorieren und falsch interpretieren seiner Reaktionen und die Verhaltensweisen gegenüber anderen Mitmenschen. Selbst Freehaus behandelt sie keinen Deut besser als vor 20 Jahren in der Schule. Und jetzt ist er der einzige Rückhalt den sie noch hat. Wahrhaben will sie das allerdings nicht.
Autorin Diablo Cody hält die Szenen die den Fall von Mavis zeigen gekonnt in der Waage mit einigen wunderbar deftigen Späen und spart sich sogar schöne Momente zwischen Mavis und Freehauf auf, mit denen man so zunächst nicht gerechnet hätte.

Am Ende kommt es dann, wie zu erwarten war, zum großen Knall bei dem Mavis einsehen muss, dass die Vergangenheit nun einmal Vergangenheit ist. Aber eine nicht minder wichtige Information ihrer eigenen Vergangenheit mit Buddy wurde bis zum Finale konsequent ausgespart, und die sich zum Zeitpunkt der Enthüllung wie ein deftiger Schlag in den Unterleib anfühlt.

Für Freunde des Schreinstils von Diablo Cody ist „Young Adult“ Pflichtprogramm. Und auch Regisseur Jason Reitmann zeigt seinem Vater Ivan wieder einmal auf, wie man heutzutage Filme inszeniert. Vor dem völlig angestaubt wirkenden „No Strings Attached“ muss sich „Young Adults“ gewiss nicht verstecken. Dafür sind allein die einzelnen Qualitäten schon viel zu gut. Drehbuch, Regie und Hauptrolle stimmen hier einfach wie die Faust aufs Auge und erschaffen einen wunderbare Dramödie. Anschauen!

Filmbewertung: 8/10