Hotel Transylvania – Hotel Transsilvanien

Hotel Transsilvanien
Originaltitel: Hotel Transylvania – Erscheinungsjahr: 2012 – Regie: Genndy Tartakovsky



Stimmen (O-Ton):
Adam Sandler, Andy Samberg, Selena Gomez, Kevin James, Fran Drescher, Steve Buscemi, Molly Shannon, David Spade, CeeLo Green, Jon Lovitz, Brian George, Luenell, Brian Stack, Chris Parnell, Jackie Sandler u.A.

Filmkritik: Was könnten wir nicht alles für tolle Familienfilme in den letzten Jahren bekommen haben, wäre da nicht die typische Kinderfilmkinderkrankheit: Die Hibbeligkeit! „Hotel Transsilvanien“ ist einmal mehr ein Paradebeispiel sowohl dafür, als auch für die Tatsache, wie krampfhaft manches Mal Jugendkultur in Familienfilme gepackt wird, damit man auch ja „hip“ ist. Aber alles der Reihe nach.

Willkommen im Hotel der Monster

Dracula, seit Ende des 19. Jahrhunderts aufopfernder Vater, lies ein Hotel bauen in den tiefsten Tiefen Transsilvaniens. Nicht nur, damit seine Monsterfreunde dort sicher sind vor den ach so gefährlichen Menschen, ihren Mistgabeln und Fackeln, sondern auch, um ein besorgtes Auge auf seine Tochter Mavis zu haben, denn anders als ihre Mutter soll sie niemals den bösen Menschenhorden zum Opfer fallen.
Mehr als hundert Jahre später, pünktlich zu Mavis 118. Geburtstag, sind nicht nur einmal mehr alle Monster im Hotel versammelt, um diesen Freudentag entsprechend zu feiern, sondern mit dem Backpacker Jonathan verirrt sich erstmalig ein Mensch in die Gefilde der Ghoule. Guter Rat ist da natürlich teuer, erst recht als Mavis und Jonathan ein Auge aufeinander werfen. Dracula bleibt nichts anderes übrig als den Menschen als Monster auszugeben („Frank, er ist ein Cousin, eh, ein Cousin des ursprünglichen Besitzers deines linken Armes!“). Aber auf die Dauer kann das natürlich nicht gut gehen…

So weit, so eine tolle Vorraussetzung hier einen schönen Familiengrusel draus entstehen zu lassen. Die Monster werden dabei schon überzeichnet. Etwa der Wolsmensch ist nun ein gefrusteter Familienvater mit viel zu vielen Kindern, Frankenstein der typische „coole Onkel“ Charakter, die Mumie darf den Klischee-Dicken geben und der Unsichtbare sorgt für die typischen Kaulauer. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Auftritte von obskureren Monstern, sogar ein, zwei „Fiend Without A Face“-Kreaturen fliegen da durch die Gegend. Sehr hübsch! Das Problem dabei? ALLESPASSIERTAUFEINMAL! Alles. Auf. Einmal! Besonders in der ersten Hälfte des Geschehens gibt es so kaum einen ruhigen Moment. Ständig kracht, zappelt, rummst (oder, ja, furzt) irgendwas, es wird geflitzt, gezuckelt, gerannt und geflogen im Eiltempo. Chaos pur.

Anstatt diese Elemente gekonnt und teils auch zaghafter einzusetzen, etwa wenn eben gerade alle Monster im Hotel ankommen, oder später beim großen Durcheinander, als die Geheimnisse aufgedeckt werden, regiert hier zu großen Teilen das ständig herumzappelnde ADHS-Feeling den Film. Kurze Momente in denen das Geschehen mal ruhig ist, werden zu Oasen des Wohlbefindens.
Und noch schlimmer: Der Film hätte all dies gar nicht nötig! Die Geschichte ist gut vorbereitet und etliche Gags sind durchaus gelungen, aber durch die stets unruhige Erzählweise fällt viel des Charmes einfach nur durch das Aufmerksamkeitsraster.

Wenn dann zwischendurch auch noch krampfhaft Jugend-Pop, „coole Mucke, yo“ und ähnliches eingearbeitet wird und man zum Ende hin gar Dracula rappen hören darf, verdrehen sich die Augen der über Sechsjährigen wohl schon einmal zombiehaft gen Decke.

Mehr Ruhe hätte hier einen richtigen Kracher entstehen lassen können

Der Zwischentitel ist Programm, denn, wie bereits erwähnt, sind eigentliche alle Zutaten, bis vielleicht auf die manches Mal extrem krampfhaft eingebaut wirkendenden Pop-Kultur-Momente, für sich genommen sehr schmackhaft, versauen hier aber wie bei so vielen Köchen durch ihr extremes vorkommen den Gesamtgeschmack ordentlich. „Weniger ist manchmal mehr“ ist da der Spruch des Tages, welchen man den Machern auf die Stirn tätowieren sollte.

Aber bei aller Meckerei über die Hibbeligkeit: Die Figuren sind schön herausgearbeitet, die Hintergrundgeschichte, in welcher ein Elternteil auch einfach mal umgebracht wird von den Menschen, ist emotional packend und die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Mavis und Jonathan ist schön putzig gehalten. Ebenso werden besonders Freunde der klassischen Monster extrem viel Spaß an all den kleinen oder großen Gags im Vorder- und Hintergrund haben, die bekannte Monsterklischees auf die Arme nehmen oder gar lustvoll ausleben.
Ganz besonders die Zombie-Gags, denn jene Untoten sind quasi die Bediensteten von Dracula, welche die ganzen „Scheißjobs“ machen, sind immer wieder köstlich anzuschauen. Zombie-Slapstick der besten Sorte und, Überraschung, funktionieren abgesehen von ein paar typischen Zombielauten komplett im Stillen ohne viel Krach-Bumm-Peng-Schreierei-Gezetere.

Der Abspann verdient noch eine spezielle Betonung, denn gerade wenn alles vorbei ist (nach einem kurzen Zeichentrick-Abspann für die „größten Namen“), setzt der eigentlich normal ablaufende Abspann ein. Dieser ist im Hintergrund mit wunderbar atmosphärischen Konzeptzeichnungen hinterlegt, welche den etwas generischen CG-Look des Streifens absolut übertrumpfen UND darüber hinaus gibt es zahlreiche atmosphärerische Stücke des Soundtracks zu hören, die manches Mal gar anklang an den alten Universal Monsterklassikern nehmen, auf deren Monsterkreationen der Streifen eben (zum großen Teil) aufbaut. Wieso konnte in dieser Richtung nicht der gesamte Film angegangen werden? Irgendwie hat man da das Gefühl, dass irgendwo mehrere ganz kreative Menschen bitterlich weinen, da ihre ursprüngliche Herzensangelegenheit des Erschaffens dieses Films irgendwo während der Produktion von anderen Leuten übernommen wurde, die eine schnelle Mark machen wollten. „Denn mit viel Krach und so und cooler Mucke, dann kommen doch die Kinder, nicht wahr?!?“

Zur Verteidigung der Kinder muss man da nur betonen, dass diese im Kino während den ruhigen Sequenzen witzigerweise besser aufgepasst und mehr ihre Klappe gehalten haben, als während den ADHS-Sequenzen. Aber kein Wunder, dass man dadurch hibbelig wird, denn so etwas schlägt sich halt nicht nur auf Menschen im Alter zwischen sechs und zehn nieder…

Im Endeffekt kann man ruhigen Gewissens einen Besuch im „Hotel Transsilvanien“ buchen, wenn man selber Spaß an den klassischen Monstern hat und wenn man die Geschichte an und für sich interessant fand. Das unweigerliche „Da hätte man noch etwas deutlich besseres draus machen können!“ Gefühl im Hinterkopf wird man allerdings trotz allem unweigerlich nach dem Verlassen des Kinos haben. Schad drum.

Filmbewertung: 6/10

P.S.: Der Film wurde auf Deutsch und in 3D gesehen. Letzteres war für einen computeranimierten Film wie so oft ziemlich gut, wenn auch zu keinem Moment berauschend oder durch allzu viele Tiefenmomente in den Fokus gerückt. Der andere Punkt, die Synchro: Diese war gut gelungen, auch wenn nach einem Blick auf die O-Ton-Sprecherliste auf jeden Fall noch eine Sichtung im O-Ton ansteht.
Deshalb die Ansage, dass es vielleicht in Zukunft zu jener noch ein kurzes Wort gibt. Wenn nicht, dann ändert sich auch nicht weiter etwas an der Bewertung, was allerdings auch nicht zu vermuten ist.