Cowboys & Aliens

Cowboys & Aliens
Originaltitel: Cowboys & Aliens – Erscheinungsjahr:2011 – Regie: Jon Favreau



Darsteller:
Olivia Wilde, Harrison Ford, Daniel Craig, Sam Rockwell, Paul Dano, Clancy Brown, Walton Goggins, Ana de la Reguera, Keith Carradine, Noah Ringer, Adam Beach, David O’Hara

Filmkritik: Mitten in der Wildnis Arizonas des Jahres 1873 erwacht eines Morgens ein Mann (Daniel Craig) ohne Erinnerungen an seine Vergangenheit. An seinem Handgelenk ist eine metallene Apparatur befestigt. Es sieht aus wie ein Armband oder ein Teil einer Handschelle.
Er begibt sich in die nächstgelegene Stadt die auf den Namen Absolution hört. Absolution wird vom eisenharten Viehbaron Dollarhyde (Harrison Ford) und seinen Männern kontrolliert. Im Saloon der Stadt trifft der Fremde nicht nur auf eine geheimnisvolle Reisende (Olivia Wilde), er erfährt auch, dass er ein steckbrieflich gesuchter Postkutschenräuber namens Jake Lonergan sein soll.
Doch es steht noch viel Schlimmeres bevor. Denn offenbar starten Außerirdische einen Angriff auf die Erde und attackieren die Menschen und Tiere in der Umgebung rund um Absolution. Um zu überleben, müssen sämtliche verfeindete Parteien der Stadt plötzlich zusammenarbeiten. Und so reiten Indianer, Gangster und das Gesetz Seite an Seite um die technologisch weit besseren Invasoren zurückzuschlagen. Und dann wären da noch die Erinnerungen von Jake die langsam wieder zurückkommen…

Für Fans von knackigen Titeln gibt es dieses Jahr kein Vorbeikommen an „Cowboys & Aliens“. Ähnlich wie damals „Snakes on a Plane“ beschreibt der Titel den Inhalt des Films bereits sehr gut. Freunde von Western-Settings werden wohl ebenfalls den Weg ins Kino antreten und Blockbuster-Junkies sowieso. Ist „Cowboys & Aliens“ also wirklich mal was für alle?

„Cowboys & Aliens“, das ist der neuste Streich des Regisseurs und Schauspielers Jon Favreau, der mit den 2 „Iron Man“ Filmen bereits bewiesen hat das Blockbuster auch heute noch mehr können als bloß Krach Bumm. Doch die Idee hinter dem ulkigen Titel klingt bereits gewöhnungsbedürftig. Cowboys treffen auf Aliens. Beides sind keine allzu zugkräftigen Attribute mehr. Western sind seit Jahren aus der Mode und auch die gute alte Sci-Fi kommt nur noch spärlich ins Kino, beides völlig zu Unrecht. Doch eine Vermischung dieser beiden Zutaten klingt wie ein Giftcocktail für den Kinosaal.

Dabei ist der Film selbst gar nicht mal so verkehrt. „Cowboys & Aliens“ fängt stimmig und sehr klassisch an. Ein namenloser erwacht mit einem seltsamen Metallarmband irgendwo im tiefsten Westen der USA. Wo, wer, was? Alles nicht bekannt. Doch wenige Sekunden später muss er sich schon gegen 3 Bösewichte erwehren und haut diese ganz ansehnlich vom Ross.
Man merkt schnell, der Film versucht die klassischen Tugenden des Westerns bzw. des Spaghetti Westerns mit den althergebrachten Elementen des Sci-Fi zu vermischen. Es gibt einen gelungenen Score (der aber leider mit der Zeit immer schwächer wird), lange Kameraeinstellungen, Nahaufnahmen von Gesichtern und jede Menge mehr Zutaten die „Leone-Hommage“ schreien.

Doch trotzallem kommt das Westernsetting nie über ein „sieht aus wie eine Attraktion im Disneyland“ hinaus. Alles wirkt unecht, nicht ausgereift und glatt poliert. Der Westernstadt sieht man seine Herkunft aus einem Studiokeller schnell an und auch die zahlreichen namhaften Darsteller versuchen sich mehr schlecht als recht in ihren Rollen als Western-Bewohner. Eine wirkliche Stimmung will so einfach nicht entstehen. Der dreckige Westen ist hier nicht viel mehr als „style“.

Am besten schlagen sich von den Schauspielern noch erfahrene Genre-Figuren wie Keith Carradine, der bereits in „Deadwood“ oder Walter Hills „The Long Riders“ den Cowboy gegeben hat. Verschenkt und verschwendet hingegen sind Charakterdarsteller wie Sam Rockwell („Moon“) oder Paul Dano („There Will Be Blood“) die aus ihren platten, unwichtigen Figuren auch nicht viel mehr machen können. So erfreut man sich vor allem an Nebendarstellergesichtern die man immer wieder gerne in Filmen sieht. Clancy Brown („Pet Sematary 2“) oder Walton Goggins („The Shield“) erweisen sich erneut als sichere Bank.

Über die Hauptrollen kann man nicht viel mehr sagen als „okay“. Daniel Craig und Harrison Ford überanstrengen sich wahrlich nicht, wobei Craig die Rolle des namenlosen Outlaws noch wirklich gut steht und er doch einiges rausholt. Ford andererseits spielt beinahe wie auf Urlaub. Olivia Wildes Figur ist, abgesehen davon das auch ihr Charakter im Endeffekt ziemlich nutzlos ist, immerhin erneut ein verdammt nettes Eye-Candy.

Nachdem sich der Film eine ganze Weile lang in seinem Nachmittags-Western Setting aufhält und immer wieder kleine Alien-Prisen einstreut, kippt das Ganze nach etwas mehr als der Hälfte der Spielzeit dann doch zusehends in Richtung Sci-Fi. Dieser Umschwung klappt ganz gut, und die Szenen in denen Cowboys irgendwann Ende des 19. Jahrhunderts auf Aliens treffen sind gelungen. Leider verhageln konsequent dunkle Sets und eine leichte Wackelkamera einige der ansonsten sich nicht unspaßigen Actionszenen. Teile des ganz gelungenen Showdowns und auch ein paar Szenen zuvor passieren aber auch tagsüber und sich gut zu erkennen.

Zum Fallstrick wird dem Film leider sein Verzicht auf Humor. Zwar wäre es wirklich löblich gewesen das Thema ernst anzugehen, keine Frage, aber dafür ist der Film an einigen Stellen dann doch zu comichaft überzeichnet und einfach harmlos, was natürlich auch dem PG-13 Rating geschuldet ist. Immer wenn es wirklich witzig wird, meint der Film dies leider tot ernst. „Geh da auf den Berg und wenn du jemanden siehst rudere mit den Armen“, „Als ich so alt war wie du war das hier alles Mexico“ und andere Sprüche wirken derart platt und skurril, dass man sich manchmal fragt ob das Drehbuch nochmal Korrektur gelesen wurde, oder ob das alles nur an der Synchro liegt. „Cowboys & Aliens“ ist zwar nicht komplett humorlos, einige Späße sind definitiv Absicht und zünden auch, aber der Spagat zwischen comichaftem Westernsetting und düsterem Aliensetting mit fiesen Operationsszenen gelingt nur bedingt.

Insgesamt ist „Cowboy & Aliens“ somit kein Flopp, aber man merkt während der Abspann läuft dann doch, wieso der Film kein Top-Hit geworden ist. Das Westernsetting wurde weder mit viel Liebe noch mit Fachkenntnis erstellt sondern dient lediglich als platte Kulisse um einen Blockbuster mit Stars abzubrennen. Die Sci-Fi Elemente sind erfreulich düster gehalten und hätten es verdient noch weiter vertieft zu werden. Doch auch hier bleibt der Film zu oberflächlich. Insgesamt tut der Film in seinen knapp 2 Stunden nicht weh, aber auf dem Weg zum Finale merkt man schon, dass das ganze irgendwie inhaltsleer und flach daherkommt und keinem der beiden Genres irgendetwas neues abgewinnen kann. Schade, Chance vertan.

Filmbewertung: 6/10