Roger Dodger – Sex für Anfänger

Sex für Anfänger
Originaltitel: Roger Dodger- Erscheinungsjahr:2002 – Regie: Dylan Kidd



Darsteller:
Campbell Scott, Jesse Eisenberg, Isabella Rossellini, Elizabeth Berkley, Jennifer Beals, Mina Badie, Ben Shenkman, Chris Stack, Morena Baccarin, Lisa Emery, Flora Diaz, Stephanie Gatschet

Filmkritik: Auch wenn man kein Fernsehen schaut, lohnt es sich doch immer wieder mal in die TV-Zeitung zu schauen. Meist sieht man da zwar nur ständig Filme die man auf DVD/Blu-ray hat, aber manchmal lernt man auch neue Filme kennen die man so wohl nie oder zumindest erst viel später gesehen hätte. „Roger Dodger“ ist solch ein Film.

“You drink that drink! Alcohol has been a social lubricant for thousands of years. What do you think, you’re going to sit here tonight and reinvent the wheel?” Roger

„Roger Dodger“ ist das Drehbuch- und Regie-Debut von Dylan Kidd. Wem der Name nun nichts sagt, keine Angst, Mr. Kidd ist leider nicht allzu bekannt, da er nach seinem Debut nicht besonders viel gemacht hat. Doch die Tatsache, dass in seinem Debut Jesse Eisenberg eine der Hauptrollen spielt und ebenfalls sein Kino-Debut gibt, sollte zumindest dafür sorgen, dass der Film nun etwas bekannter wird, denn verdient hat er es allemal.

“Sex is everywhere!” Roger

„Roger Dodger“ spielt praktisch fast nur an einem Nachmittag und einer Nacht. Der aalglatte Roger (Campbell Scott) wurde gerade von der seiner Chefin aus der gemeinsamen Affäre und einer großen Party ausgeschlossen und ist stinksauer auf dem Weg zurück zu seinem Arbeitsplatz, da wartet sein 16 jähriger Neffe Nick (Jesse Eisenberg) an seinem Arbeitsplatz. Da er gehört hat, sein Onkel sei ein Schwerenöter ist er als Noch-Jungfrau ziemlich wissbegierig. Und da Roger grad ebenfalls in Stimmung ist einen drauf zu machen, nimmt er den 16 jährigen auf eine Nacht mit die dieser nie vergessen wird. Die erste Station ist ein edler Nachtclub. 2 heiße Damen sind schnell gefunden und Roger zeigt umgehend was er im Bereich der Damenwelt so alles an Tricks und Kniffen drauf hat…

„Roger Dodger“ ist ein Drehbuch bzw. Dialogfilm durch und durch. Ohne geschliffene Dialoge und gute Darsteller die etwas mit diesen messerscharfen Zeilen anfangen können, würde hier gar nichts gehen. Zum Glück bietet der Film beides. Dylan Kidd hat ein Drehbuch entworfen, an welchem man bereits sehr schnell begierig mit den Ohren dran klebt um die nächste gesprochene Zeile abfeiern zu dürfen. Vorgetragen werden die starken Zeilen vor allem von einem herrlich glatt spielenden Campbell Scott als titelgebendem Roger.
Aber der Film hat auch noch andere sehr interessante Rollen im Petto. Die beiden Damen im ersten Nachtclub werden gespielt von „Flashdance“-Jennifer Beals und „Showgirls“ Elizabeth Berkley und seine Chefin, deren Party Roger zusammen mit Nick im Laufe der Nacht natürlich auch noch einen Besuch abstattet, wird von niemand geringer als Isabella Rossellini (Blue Velvet) gespielt. Wow.

Das Geheimnis der Dialoge und des Films ist vor allem, das man den nächsten Schritt nur schwer erahnen kann. Bereits in der ersten Bar kann man die knisternde Erotik in der Luft schon spüren und könnte meinen, das Nick bereits hier mehr von seinem Onkel lernt als er sich erträumt hat, doch Autor Kidd spielt geschickt mit der Erwartungshaltung und hält hübsch im Vorbeigehen den Daumen drauf.

Zwar ist Location Nummer 1 und der anschließende Ausflug in einen kleinen Park mit den 2 hübschen Damen aus dem Absatz zuvor eindeutig das uneinholbare Highlight des Films, aber auch Location 2 und 3 haben es noch in sich, Dialog- aber auch storytechnisch.
„Roger Dodger“ ist einer dieser Filme die oberflächlich betrachtet eindimensional daherkommen, aber unter dessen Oberfläche einiges verborgen liegt was nur bei etwas näherer Betrachtung hervorsticht. Allein die verschiedenen Facetten von Roger und das unsichere vorantasten von Nick sind immer wieder ein Quell der Information.

Das Ende wirkt etwas aufgesetzt, denn der Film geht nach der eigentlichen Abschlussszene noch 5-10 Minuten weiter. Ob dies immer so geplant war kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, so ganz in den Kontext passt es aber irgendwie nicht. Witzig und verdammt cool ist es aber trotzdem.

„Roger Dodger“ ist für Fans von guten Drehbüchern, die nicht von Wendungen aber vom toll gesprochenen Wort leben, ein wahres Festmahl.

Filmbewertung: 9/10