Crazy Heart

Crazy Heart
Originaltitel: Crazy Heart Erscheinungsjahr:2010 – Regie: Scott Cooper


Darsteller: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal, Colin Farrell, Robert Duvall, Beth Grant, Sarah Jane Morris, Tom Bower, Luce Rains, Annie Corley

Filmkritik: Jeff Bridges ist einer dieser Ausnahme-Schauspieler, leider aber auch einer von denen die oft eher unbemerkt die großen Rollen haben. Seine berühmteste Performance dürfte die vom „Dude“ sein im Coen-Film „The Big Lebowski“. Aber er spielte noch viele andere starke Rollen z.B. an der Seite von Clint Eastwood 1974 in „Thunderbolt and Lightfood“. Insgesamt wurde sein Schaffen schon mit 4 Oscar-Nominierungen honoriert und mit der Rolle des Country-Sängers Bad Blake im Film „Crazy Heart“ stehen die Chancen für eine erneute Nominierung wieder sehr gut, sogar so gut, dass es auch wahrscheinlich ist, dass er die begehrte Statue endlich einmal in den Händen halten darf.

In „Crazy Heart“ geht es um den abgehalfterten Country-Sänger Bad Blake(Jeff Bridges). Er spielt den klassischen tragischen Antihelden. Blake ist 57 Jahre alt und tourt weiterhin mit seinen alten Nummer 1 Hits durch die USA. Er tritt auf Bowlingbahnen und in drittklassigen Bars vor einer Handvoll Zuschauer auf. Sein grölendes Publikum ist so alt wie er, die Groupies die er nach dem Konzert abschleppt ebenfalls. Er wird in ein paar Jahren völlig vergessen sein, oder sein Körper wird sich an ihm für die jahrelange Alkoholsucht rächen. Doch eines Tages trifft er auf die Reporterin Jean Craddock(Maggie Gyllenhaal). Die allein erziehende Mutter Anfang 30 ist genau sein Typ und Hals über Kopf landen die beiden in der Kiste. Doch für Bad war das diesmal kein One Night Stand, er hegt Gefühle für Jean, die von ihr auch erwidert werden. Zur gleichen Zeit klopft sein Manager an die Tür und eröffnet Bad, dass er bei seinem Protegé Tommy Sweet(Colin Farrell als erfolgreicher Country Sänger) auf der aktuellen Tour bei einem Konzert als Vorband auftreten kann. Alles scheint momentan gut zu laufen für Bad, der sich selbst eigentlich schon lange abgeschrieben hatte. Doch seine Alkoholsucht wird allmählich zum Problem, vor allem für Jean….

Die Einführung des Charakters Bad Blake könnte genialer nicht sein. Wie er aus seiner Schrottkarre aussteigt, einen Urinkanister entleert, seine Hose zumacht und anschließend auf die Bowlingbahn geht wo er später spielen soll, muss man gesehen haben um es zu glauben. Das er sich gegen Ende des Konzerts auch noch in eine Mülltonne übergeben muss, dass war irgendwie sogar fast klar. Aber hinter der abstoßenden Seite dieses Sängers, verbirgt sich auch eine liebenswerte Seite. Er ist kein schlechter Mensch und behandelt auch niemanden abfällig, er ist sein Leben einfach nur satt, und das nicht erst seit gestern. Schnell wird klar Jeff Bridges ist dieser Sänger. Bei den anderen Rollen im Film merkt man irgendwie im Unterbewusstsein noch, dass es Schauspieler sind, aber Jeff Bridges kauft man den abgetakelten Sänger jederzeit zu 100% ab. Ohne Bridges wäre der Film wohl nur halb so gut, wobei es aber sicher Schauspieler gibt die ähnliches vollbracht hätten. Aber die Nebenrollen, auch wenn sie natürlich im Schatten von Bridges stehen, sind trotzallem ebenfalls sehr gut besetzt und geschrieben. Colin Farrell passt einfach perfekt auf den schnieken Country-Star und auch Maggie Gyllenhaal nimmt man die Mutter mit Hang zu alternden Country-Sängern ebenfalls meist ab.

Die Mischung aus Romantik, Tragik und Humor funktioniert sehr gut, auch wenn man dem Film an einigen Stellen vorwerfen kann etwas zu langatmig und unaufgeregt zu sein. Die Story ist an vielen Stellen zwar altbekannt und birgt größtenteils keine Überraschungen, doch wird toll und atmosphärisch sehr dicht erzählt. Der Film lebt aber vor allem von der Darstellung des Charakters Bad Blake. Die stärkste Szene ist wohl eine gegen Ende des Films. Blake geht mit dem vierjährigen Sohn von Jean in die Stadt und anschließend in eine Bar um sich einen Whiskey zu genehmigen. Doch kurz nicht aufgepasst, ist das Kind schon verschwunden und Blake hat nicht die blasseste Ahnung wo der Kleine ist. Verwirrt irrt er durch die Straßen und sucht Hilfe. Eine unglaublich tragische, traurige Sequenz, von Bridges sehr gut rübergebracht. Dadurch das Bad Blake keine existierende Figur ist, der Film also keine Biografie ist sondern ähnlich aufgebaut ist wie „The Wrestler“, ist Drehbuchautor und Regisseur Scott Cooper          nicht gezwungen gewesen bestimmte Station im Leben des Stars einzubauen, sondern kann sich so ganz auf die wichtigen Szenen und eben ganz auf seinen Charakter konzentrieren. Dies macht den Film einfach sehr dicht.

Sehr gut gefielen mir auch die Songs im Film, komponiert von T Bone Burnett und Stephen Bruton(der 2009 verstarb und dem der Film gewidmet ist). Spitzen Country-Songs mit schönen Texten. Die Songs geben dem Film einfach das gewisse Extra.

Insgesamt ist „Crazy Heart“ ein äußerst geruhsames Werk. Die erste halbe Stunde ist durchzogen von Szenen aus dem kaputten Alltag von Bad Blake und dient neben der Charaktereinführung vor allem der Unterhaltung. Anlehnungen zu „The Big Lebowski“ kann man am Anfang ebenfalls finden. Später wird der Film dann zum ruhigen Drama, mit einigen starken Szenen aber auch einigen etwas trockenen Passagen. Immer wieder für Auflockerung sorgen hier die tollen Countrysongs. Für Country-Fans und Freunde von tollen Schauspielleistungen führt an „Crazy Heart“ dieses Jahr kein Weg vorbei. Knappe:

Filmbewertung: 8/10