Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
Originaltitel: Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull Erscheinungsjahr:2008 – Regie: Steven Spielberg

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Darsteller: Harrison Ford, Cate Blanchett, Karen Allen, Shia LeBouf, Ray Winstone, John Hurt, Jim Broadbent

Filminhalt: Das Franchise Ausgraben geht munter weiter. Viele Jahre gab es Gerüchte, dass es einen vierten Teil zur erfolgreichen 80er Jahre Abenteuer Reihe „Indiana Jones“ gibt und dieses Jahr war es dann endlich soweit. Neben „Stirb Langsam 4“ freute ich mich wohl auf keinen Film so sehr, wie auf den vierten Teil dieser, zu Recht, überaus erfolgreichen Reihe (~1,1Milliarden $).
Je älter Harrison Ford wurde desto unwahrscheinlicher wurde ein erneutes Sequel zwar, aber als es dann doch hieß „Er kommt!“, waren alle aus dem Häuschen. Ein wenig Schade, dass das erprobte Gespann aus Teil 3 zerrissen wurde, da Sean Connery momentan keine Filme mehr dreht sondern lieber Golf spielt (O-Ton Ford), aber ich war zuversichtlich, dass auch der jetzige Cast den Film gut schaukelt. Dazu die beiden Giganten Steven Spielberg und George Lucas im Hintergrund. Was kann da noch schief gehen? Zum Inhalt:

Der Film beginnt 1957 in Nevada. Indiana Jones (Harrison Ford) und sein Kollege Mac (Ray Winstone) wurden in Mexico von Sowjetischen Agenten gefangen genommen, angeführt von der harten und skrupellosen Irina Spalko (Cate Blanchett). In einer riesigen Lagerhalle, vermutlich ein Teil der Area 51, soll Indy den Russen helfen eine magnetische Kiste aufzuspüren. Darin befindet sich das Alien was 1947 in Roswell abgestürzt ist. Sobald die Russen mit dem Inhalt der Kiste beschäftigt sind, versucht Indy zu entkommen. Dumm nur das sein Freund Mac ein russischer Doppelagent ist. Doch ihm gelingt trotzdem eine wilde Flucht wobei die halbe Lagerhalle in Schutt und Asche gelegt wird. Nach dieser Sache wendet sich das FBI an Indy, und da er von nun an unter kritischer Beobachtung steht plant er, erst einmal nach London zu reisen und den Rest hinter sich zu lassen. Aber kurz vor knapp wird er vom jungen Wilden Mutt Williams (Shia LeBouf) gestoppt. Er hat Informationen, über den in Peru verschollenen Professor Oxley(John Hurt), den Indy auch kennt und hat Obendrein eine Karte, die die zwei direkt auf die richtige Spur bringt, nämlich nach Peru. Dort treffen sie neben den Russen vom Anfang auch Mutts Mutter Marion(Karen Allen) die auch Indy noch sehr gut kennt…

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Das geht mir nicht oft so in Reviews und ist in diesem Falle wohl eher ein schlechtes Zeichen. Beginnen wir einfach von Vorne. Der Film beginnt toll. Man fühlt sich irgendwie direkt zurückversetzt in einen typischen Indiana Jones Film. Der Film ist zu Anfang unglaublich detailversessen. Das Oldschool Paramount Logo verwandelt sich, wie im ersten Teil, in einen Berg, bzw. genauer dann doch nur in einen Erdmännchen Hügel. In der oben erwähnten Lagerhalle, die, wie Fans sicher wissen, die Halle aus dem Ende von Teil 1 ist, findet man in einer kurzen Szene die Bundeslade aus „Jäger des verlorenen Schatzes“. Später ist sogar Sean Connery ist auf einem Foto vertreten. Die Autoren klammern sich also, wie man merkt, vornehmlich an Teil 1 und auch an 3, was nicht schlecht ist, nein das ist sogar gut. Teil 1 war der Vorreiter und in den Augen vieler der beste Indiana Jones Film und Teil 3 ist ein überaus gelungener „Abschluss“.

Zu Anfang muss man aber auch direkt eine dicke Pille schlucken. Indy landet bei seiner Flucht von der Lagerhalle in einem Atombomben-Test-Dorf, und der Test steht kurz bevor. Er steigt in einem Kühlschrank und harrt der Dinge die da kommen. Wie man sich denken kann, überlebt er die Explosion und den anschließenden Flug im Kühlschrank recht unbeschadet. Gut, Indiana Jones war immer ein wenig abgedreht und ich hätte dem Film diese eine Szene locker verziehen, aber das ist ja leider nicht dabei geblieben. Aber erstmal weiter mit den guten Seiten.

Die knappe erste Stunde des Films ist einfach schön. Ford agiert sogar angenehm mit dem „Sidekick“ LeBouf. Die beiden fangen in der ersten Zeit langsam an sich gut zu ergänzen und passen doch, nach anfänglicher Skepsis, ganz gut zusammen. Einfach alles am Anfang(ja, bis auf die „Kühlschrank Sache“) stimmt. John Williams verzaubert die Szenen mit seinem typischen Indiana Jones Soundtrack und es ist einfach herrlich und macht sehr viel Spaß. Das ungewohnte 50s Setting passt ebenfalls wunderbar, es gibt tolle Sets mit vielen Statisten und tollen Kulissen. Sogar eine witzige Prügelei zweier Jugendbanden im 50s Stil ist vorhanden.

Der Film hätte ein echtes Meisterstück werden können, wäre da nicht dann irgendwann die zweite Filmhälfte hervorgekrochen. Der Film entwickelt sich mit fortschreitender Spieldauer zu einem Indiana Jones Stelldichein bei den Jungs von Akte X. Wer auf die Idee kam Außerirdische Artefakte und Außerirdische Leichen als Haupthandlung in diesen Film hineinzuschreiben, sollte auf ewig in den Autorenstreik treten!

Aber das ist nicht alles was mir ab dann aufstieß. Im späteren Verlauf kommen mehr Szenen, ganz im Stil der erwähnten „Kühlschrank Sache“. Mal ein Beispiel: Es gibt einen Fechtkampf auf zwei durch dichten Dschungel fahrenden Autos (LeBouf auf der Ladefläche des einen und Blanchett auf dem anderen Wagen), der quasi damit endet das sich LeBouf in die Bäume stürzt und sich wie Tarzan an Lianen durch den Urwald schwingt, um sich dann später auf das Auto der Russen zu schwingen, verfolgt von einer Armee Affen die sich dann um die Russen kümmern. Und die Szene ist noch nicht die letzte wo man beide Augen zudrücken muss um da nicht schreiend davonzulaufen. Ein echter Klopper kommt kurz danach noch, aber der sei hier nicht mehr verraten.
Man konnte Regelrecht sehen wie die tolle erste Hälfte sich total von der zweiten Unterschied. Jeder, und ich denke wirklich jeder Indy Fan hat sich bei einem erneuten Treffen von Marion und Indiana gewünscht, dass sie ihm wie im ersten Film eine zimmert wenn sie ihn sieht, aber nichts dergleichen. Immerhin wurde aber seine Schlangenphobie noch herrlich witzig eingebaut.

Schauspielerisch stimmt, zumindest in der Synchro-Fassung, weitgehen alles, was auch nicht verwunderlich ist bei dem edlen Cast. Ford gibt den gealterten aber immer noch fitten Indy wie eh und je. Auch Shia LeBouf ist okay, auch wenn sein „Haare-Kämmen –Running-Gag“ beim dritten Mal schon nervt und der wirklich bis zur letzten Szene des Films durchgezogen wird. Cate Blanchett mimt eine geniale Widersacherin. Tolles aussehen, toller Blick, bei ihr stimmt alles. Perfekt besetzt und quasi im Stil der Indy Nazi Schergen aus den Vorfängern. Der Karen Allen Auftritt war gut gemeint, um noch mehr Verweise auf den ersten Teil zu haben und die Fans zu erfreuen, er wurde aber zu Steifmütterlich behandelt, als das er nötig gewesen wäre.

Kameratechnisch und auch in der Ausstattung der Sets gibt es ebenfalls so gut wie keine Abstriche. Die Kamera ist so ruhig wie selten in letzter Zeit. Bei Kämpfen, Verfolgungsjagden oder dergleichen erkennt man in fast allen Fällen immer genau was passiert. Das hat aber auch zum Nachteil, dass man bei der erwähnten Szene mit den beiden Autos im Urwald ständig sieht, dass es sich nur um Bluescreen-Aufnahmen handelt. Dies waren aber auch schon die einzigen Szenen wo digitale Effekte bewusst wahrgenommen wurden. Alle anderen Szenen und Sets waren herrlich dekoriert und immer recht echt wirkend. Besonders die Stadt-Szenen der ersten Hälfte im Stil der 50er sind, wie schon erwähnt, wunderbar gelungen.

Es lag also wohl tatsächlich am Drehbuch und einigen wirklich haarsträubenden Szenen. Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Story mäßig hatte ich eigentlich am wenigsten bedenken, da vertraute ich ganz auf eine gute und zugleich doch schlichte Idee. Ein einfacher Schatz oder etwas Mystisches im Stile der Bundeslade war den Schreibern wohl zu wenig. Das es dann eine Handlung vom anderen Stern (bzw. wird am Ende sogar von einer anderen Dimension gesprochen) sein muss, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Wer sowas in einem Indy Film erwartet oder sehen will, würde ich gerne mal wissen. Auch, dass die abgedrehte Action gegen Ende stellenweise zu sehr dominiert ist schade, aber das war eher zu befürchten, da der Film zwar augenscheinlich Oldschool ist, aber trotzdem auch heutige Jugendliche ansprechen muss, denn er soll ja auch sein Geld einspielen. Mit dem 81er „Raiders of the Lost Ark“ bekommt man die Jugend wohl eher nicht mehr von der Playstation weg.

Mit den Erwartungen, die man hat wenn man den Film sieht(zumindest ich hatte einige), kann man ihn als Enttäuschung betrachten, obschon er ja nicht wirklich hundsmiserabel ist. Aber die Rahmen-Handlung musste ich während des Abspanns und auf der Fahrt nach Hause erstmal verdauen. Da fängt der Film so toll an, er hatte mich wirklich schon vollkommen auf seiner Seite, und zieht einem dann plötzlich den Boden unter den Füßen weg, wovon man sich nur langsam und auch nur mit weiterem Misstrauen erholt. Schade…

Filmbewertung: 7/10