Filth – Drecksau

Drecksau
Originaltitel: Filth – Erscheinungsjahr: 2013 – Regie: Jon S. Baird

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Darsteller: Imogen Poots, James McAvoy, Joanne Froggatt, Jamie Bell, Shirley Henderson, Jim Broadbent, Eddie Marsan, Pollyanna McIntosh, Iain De Caestecker, Emun Elliott, Shauna Macdonald, Kate Dickie, Martin Compston, David Soul

Filmkritik: Detective Sergeant Bruce Robertson (James McAvoy) ist depressiv, intrigant, versoffen und korrupt. Er schnupft Kokain und vögelt die Gattin seines Kollegen. Was soll die Polizei von Glasgow bloß mit einer Drecksau wie ihm machen? Befördern! Zumindest träumt er davon. Denn wenn er den jüngsten Mordfall löst und dadurch die Karriereleiter hochfällt, kehrt seine Frau zu ihm zurück. Bestimmt. Denkt er. Doch ist das Leben tatsächlich so leicht? Und ist Bruce wirklich der coole Typ, für den er sich hält? Die Antwort kennt nicht mal sein Psychiater…

„Filth“ basiert auf einem Roman von „Trainspotting“ Autor Irvine Welsh. In Deutschland ebenfalls unter dem Titel „Drecksau“ erschienen gilt das Buch an manchen Stellen als Grenzüberschreitend aber gleichzeitig wird es auch unter Kritikern sehr geschätzt. Kann der Film diesem Ruf gerecht werden?

Was James McAvoy („Wanted“) in „Filth“ in der Rolle von Bruce Robertson für eine Show abliefert kann schlicht als sensationell bezeichnet werden. Angesiedelt in Schottland darf der schottische Darsteller mit breitestem Akzent und ohne Sinn für Recht und Unrecht komplett die Sau raus lassen. Bruce ist ein Ekel, ein Widerling. Aber er ist auch irgendwie so verdammt cool. Und genau das schafft James McAvoy ab der ersten Minute perfekt zu vermitteln.

Die Story von „Filth“ ist zunächst nur schwer zu greifen. In erster Linie geht es darum die tiefsten Tiefen der schwarzen Seele des Hauptdarstellers zu ergründen. Dies ist gar nicht so einfach, wenn dieser von einem Alkohol und Drogenrausch zum nächsten stolpert, mit Frauen von Kollegen vögelt und sich beim Höhepunkt die Luftröhre abdrehen lässt. Dazwischen spielen immer wieder kurze Halluzinationen rein, Bruce sieht sich selbst als Mensch mit Elefantenkopf, andere Menschen werden zu Hexen oder anderen Tieren. In traumähnlichen Sequenzen sieht man seine Frau, welche damit kokettiert das sie zu ihm zurück kommen würde, wenn er in seinem Job eine Beförderung bekommen würde. Doch statt mit ihm scheint sie in diesen Szenen nur mit dem Zuschauer zu reden.

„Filth“ ist an vielen Stellen wirr und schräg, aber gerade deswegen auch wirklich interessant und vielschichtig. Der Film kann seine Andersartigkeit gut verkaufen und seinen ungewöhnlichen Protagonisten wunderbar in Szene setzen.
Dabei wurde wie so oft scheinbar auf manche Aspekte des Buchs verzichtet. Eine Szene welche sich um Sex und einen Hund dreht fehlt ebenso wie der Aspekt, dass scheinbar große Teile des Buchs aus der Sicht von einem Bandwurm geschildert werden, den Bruce in seinen Eingeweiden trägt. Bis auf ein Bild eines Bandwurms in der Praxis seines Psychiaters, welche dazu ungewöhnlich stark an „den einen Raum“ aus „2001: A Space Odyssey“ erinnert, gibt es dazu keine Bezüge.

In den Nebenrollen bleiben die meisten Protagonisten leider blass. Kein Wunder bei der großen Präsenz von James McAvoy. Einzig Shauna Macdonald („The Descent: Part 2“) als Bruce‘ Frau und Eddie Marsan („The World’s End“) als gutmütiger Kollege von Bruce können noch überzeugen.

Um zwischen all den unflätigen Ausdrücken, dem Sex, Alkohol und den Drogen-Exzessen den Überblick zu behalten und hinter die Fassade des Protagonisten zu blicken erfordert schon einiges an Aufmerksamkeit. Schnell kann man „Filth“ sonst als schwarze Polizei-Komödie mit Twist-Ende ansehen. Das macht den Film zwar wahrscheinlich nicht viel schlechter, aber bestimmte Nuancen die „Filth“ erst wirklich gut machen würden verlorengehen. Doch allein für die One Man Show von James McAvoy, der hier auf den Spuren von Harvey Keitel in „Bad Lieutenant“ wandert lohnt sich die Sichtung des Films bereits.

Filmbewertung: 7/10