Academy Awards 2014 – Die Show

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In der Nacht vom 2. auf den 3. März wurden in Los Angeles zum 86. Mal die Oscars verliehen, der wichtigste Filmpreis der Branche. Wie immer im „Dolby Theater“ (vormals „Kodak Theater“) treffen sich Stars und Sternchen zur Verleihung des Preises. Moderiert wurde die Veranstaltung in diesem Jahr von US-Talkshow-Host Ellen DeGeneres, welche bereits im Jahr 2007 durch die Veranstaltung geführt hat. Nach dem starken Auftritt von Seth McFarlane („Ted„) im letzten Jahr definitiv ein adäquater Ersatz, war die Veranstaltung 2007 doch bereits ein witziges Highlight mit ihr.

Wie die Jahre zuvor übertrug Pro 7 die Veranstaltung wieder im deutschen TV. Ab 00:40 Uhr ging es los mit der Übertragung und Annemarie Carpendale mit Unterstützung von Steven Gätjen übertrugen Live aus Los Angeles vom roten Teppich. Nach der üblichen Vorstellung der Nominierungen, die jeder Oscar-Fan ja bereits zu genüge kennen sollte, begab sich Steven um 1 Uhr direkt an den roten Teppich und hat versucht einige Promis ans Mikro zu zerren. Durch Wetter-Umstände (starker Regen) verzögerte sich die Anreise der Stars allerdings, was dazu führte das diese noch weniger Zeit als ohnehin schon für Interviews haben. So kamen leider nicht viele Gespräche zu Stande, aber Steven konnte unter anderem „12 Years a Slave“ Regisseur Seve McQueen und Naomi Watts vors Mikro bekommen. Highlight war zudem „Nebraska“ Hauptdarsteller Bruce Dern, der mit dem deutschen Kommentator direkt voll mit ging und wild über den FC Bayern München gesprochen hat. Insgesamt wie immer ein ziemlich unterhaltsamer Auftritt am Teppich den Steven mit Filmwissen, guten Englisch-Kenntnissen und viel Freude am Job gemeistert hat.

Ab 1:30 begann dann wie üblich die Übertragung direkt vom US-Sender „ABC“, welche sich seit Jahren durch lahme Interviews mit rhetorischen 08/15 Fragen auszeichnet. Da ist einem ein spritziger deutscher Moderator, der auch mit Hintergrundwissen glänzt, allemal lieber. Aber naja, man kann es sich halt nicht aussuchen. Mit langsamen Schritten wurde es dann auch langsam 2:30 Uhr, Oscar-Time!

Pünktlich um 2:30 schritt Ellen DeGeneres auf die Bühne im wie immer gut gefüllten „Dolby Theater“ und begann ganz klassisch mit einer Runde Stand-Up Comedy, in denen die nominierten Stars ihr Fett wegbekommen. Barkhad Abdi, aus „Captain Phillips“ beispielsweise wird aufgrund seiner Somalischen Wurzeln als „sommelier“ bezeichnet, also als Weinkenner. Die anwesende Liza Minelli wird von ihr mit den Worten „I have to say, one of the most impressive Liza Minnelli impersonators I’ve seen in my life. Really, seriously, good job, sir.“ vorgestellt, was sich wohl nicht nur auf die kosmetischen Veränderungen bezieht, die Liza an sich hat durchführen lassen.

Witzig auch der folgende Monolog: „One of the nominees this year is Her, and by Her I mean Meryl Streep“. Streep, die bereits zum 18 (!) mal nominiert war, bekommt traditionell jedes Jahr zu spüren wie absolut irre diese Anzahl an Nominierungen ist. Herrlich auch der Seitenhieb auf Jonah Hills Penis-Szene in „The Wolf of Wall Street„:„I honestly have to say, you showed us something in that film that I haven’t seen for a very long time.“

Richtig eingeschossen hatte sich Ellen aber in diesem Jahr auf die Gewinnerin des letzten Jahres, die hinreißende Jennifer Lawrence („Silver Linings Playbook„). Sie erwähnte noch einmal den berühmten Sturz von ihr auf dem Weg zur Bühne letztes Jahr, deutet dann an dieses Missgeschick nicht mehr groß erklären zu wollen und beginnt dann doch alles nochmal haarklein zu beschreiben, will sogar ein kurzes Video davon zeigen und erwähnt sogar noch, dass Jennifer vor der Veranstaltung in diesem Jahr ebenfalls gestolpert sei. Sie verspricht, sollte Jennifer in diesem Jahr erneut gewinnen, würde Ihr der Oscar an den Platz gebracht werden. Eine wahrlich gute Aktion, die Jennifer Lawrence von Minute zu Minute peinlicher wird, da sie immer wieder denkt sie sei erlöst gewesen.

Der Opener wurde dann mit einem Gag abgeschlossen, der locker dazu führen kann das man sich am Popcorn verschluckt:
„Anything can happen, so many different possibilites. Possibility number one: 12 Years a Slave wins Best Picture. Possibility number two: You’re all racists“

Los ging es in diesem Jahr mit dem Oscar für den Besten Nebendarsteller. Klarer Favorit war hier Jared Leto für seine Rolle in „Dallas Buyers Club„, der den Oscar schließlich auch von Anne Hathaway überreicht bekommen hat. Er gibt eine hörenswerte Dankesrede über seine Familie, welche ehrlich und nicht aufgesetzt rüberkommt.

Das Theme des Abends war „Heroes In Hollywood“ was im Rahmen der Show mit einigen kurzen Einspielern unterstrichen wurde, die in der Regel aus wundervoll zusammengestellten Videos aus den besten Filmen der letzten 100 Jahre bestand. Hier übertreffen sich die Produzenten jedes Jahr aufs neues, diese Videos sind einfach stark.

Ellen DeGeneres führte im weiteren Verlauf souverän, aber nur noch mit wenigen echten Highlights durch den Abend. Eine recht kreative aber leider nur wenig witzige Idee war es, für einige Stars im Saal Pizza zu bestellen. Während einer Moderation nimmt sie die Bestellungen auf, bei der nächsten sind die Pizzas bestellt und werden von einem Delivery-Boy gebracht und verschiedene Stars bedienen sich an den Pizza-Schachteln. In der dritten Nummer sammelt sie mit einem Hut von Pharrell Williams Geld von den verschiedenen Stars für die Pizzas ein.
Die Idee an sich ist lustig, allerdings verbraucht sie damit ganze 3 Moderations-Blöcke welche man evtl. dann doch besser mit etwas Stand-Up oder evtl. einer Gesangs- und/oder Tanznummer hätte füllen können. Ihre Starken Auftritte sind daher zumeist die kleinen, feinen Gags. Wenn sie z.B. nach einer der zahlreichen Werbeblöcke neben Schauspieler Jonah Hill steht und sagt:
„No, I don’t want to see it“
in Anspielung auf den Penis-Witz im Anfangs-Monolog, lacht man mehr als in der gesamten Pizza-Nummer.

Die 5 nominierten Songs für „Best Music (Original Song)“ wurden dieses Jahr wieder Live aufgeführt. So sieht man während der Veranstaltung so illustre Sänger auf der Bühne wie Pharrell Williams, der „Happy“ singt und damit den Saal belebt, oder „U2“, welche den etwas pathetischen Song „Ordinary Love“ präsentieren. Insgesamt sind die Musik-Auftritte dieses Jahr aber in jedem Fall ein Highlight.

Die Überraschungen des Abends waren eher rar gesät. Wenig überraschend z.B. räumt „Gravity“ alle Technik-Oscars ab über Sound, Kamera und Editing bis hin zu den visuellen Effekten.

Die Überraschung Nr. 1 allerdings ist, das „Gravity“ Regisseur Alfonso Cuaron auch den Oscar für die Beste Regie mit nach Hause neben darf. Unter dem Gesichtspunkt, das er damals fürs „Children of Men“ bereits übergangen wurde eine richtig tolle Sache. Überreicht wurde der Preis von Angelina Jolie und einem sichtlich angeschlagenen Sidney Poitier („Sneakers„), dem das mit seinen 87 Jahren aber auch jeder nachsieht.

Überraschung Nr. 2: „The Great Gatsby„, lediglich zwei Mal nominiert, räumt beide Oscars ab („Best Costume Design“, „Best Production Design“) was eine beachtliche Leistung darstellt da er Favoriten wie „12 Years a Slave“ oder „American Hustle“ locker hinter sich lässt.

Überraschung Nr. 3: Lupita Nyong’o bekommt den Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ für ihre Leistung in „12 Years a Slave“. Eine Kategorie, welche dieses Jahr recht schwach besetzt war, da sich keine der Nominierten wirklich herausragend ausgezeichnet hat. Glückwunsch an Lupita! Überreicht wurde der Award von Christoph Waltz („Django Unchained„).

Überraschung Nr. 4: „Frozen“ schlägt „Mandela: Long Walk to Freedom“ in der Kategorie „Best Music“.

Überraschung Nr. 5: „American Hustle“ geht (zu Recht) völlig leer aus. 10x nominiert, nichts gewonnen.

Mini-Überraschung: „12 Years a Slave“ bekommt den „Best Picture“ Award, obwohl „Gravity“ kurz zuvor „Best Director“ bekommt. Brad Pitt hat damit seinen ersten Oscar, herzlichen Glückwunsch!

Weniger überraschend aber trotzdem (bzw. deswegen) einfach toll:
– Spike Jonze bekommt einen Oscar für das Drehbuch zu „Her“, welches zweifelsohne das kreativste Werk dieses Jahr bei den Oscars war.
– Cate Blanchett bekommt ihren zweiten Oscar für die zweifelsfrei beste Leistung der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ im Film „Blue Valentine“ in einer ebenfalls dieses Jahr eher schwach besetzten Kategorie.

Einer der schönsten Momente: Bill Murray ehrt als Laudator der Kategorie „Best cinematography“ seinen kürzlich verstorbenen Kollegen Harold Ramis:
„Oh, we forgot one, Harold Ramis, for Caddyshack, Ghostbusters and Groundhog Day.“, schiebt er ein, nachdem die eigentlichen Nominierten bereits vorgestellt wurden. Seit ihrem letzten gemeinsamen Film „Groundhog Day“ haben die bis dahin langjährigen Freunde wegen eines Disputs kein Wort mehr miteinander gesprochen. Eine überraschende Szene, auch für seine Laudatoren-Kollegin Amy Adams, die ein recht erstauntes Gesicht macht.

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https://youtu.be/_eIeEjrJYhE

Bill Murrays Ansprache auf Youtube

Witzig war der (geglückte) Versuch von Ellen Twitter lahm zu legen. Dazu versammelte sie eine ganze Schar an Stars um sich und hat mit ihrem Handy einen „Selfie“ gemacht und ins Netz gestellt. Anschließend wurden die Zuschauer aufgefordert, das Bild zum „most retweeted“ Beitrag zu machen. Nach kurzer Zeit war Twitter dann in der Tat nicht mehr zu erreichen. Ellen dazu:„So this is true. We crashed Twitter. We just got an email, and we crashed and broke Twitter … See, Meryl, what we did, you and I?“

Oscars-2014-Stars-Selfie-Ellen-DeGeneres
Selfie von Ellen DeGeneres and Friends der Twitter platt gemacht hat

Wirklich erschreckend war hingegen der Auftritt von Schauspielerin Kim Nokav. Novak, die einst im Alfred Hitchcock Klassiker „Vertigo“ James Stewart den Kopf verdreht hat ist bereits stolze 81 Jahre. Doch anstatt in Würde zu altern hat sie sich über die Jahre allem Anschein nach immer wieder unters Messer gelegt. Herausgekommen ist etwas, was man nur noch schwer als natürlich bezeichnen kann:

Kim Novak Oscar 2014
Kim Novak bei den Oscars 2014

Die letzten 30 Minuten der Show bzw. die letzten 4-6 Preise zogen sich wie die Jahre zuvor erneut wie Kaugummi. Nach jedem Award gab es einen Werbeblock, welcher ein ums andere Mal den Flow aus der Show nahm. Immerhin gab es zwischen den letzten beiden Preisen, „Best Actor“ und „Best Picture“ keinen Werbeblock mehr. „Best Picture“ wurde überraschend von Will Smith überreicht, der sich einen Tag vorher noch einen Schwall goldener Himbeeren abholen durfte für seinen Reinfall „After Earth„. Unter diesem Gesichtspunkt und seiner zudem seltsamen Filmauswahl in den letzten Jahren eine seltsame Entscheidung. Mit Hinblick auf den Gewinner der Kategorie aber andererseits wohl auch die logische Schlussfolgerung.

Insgesamt war es dieses Jahr wieder eine sehr unterhaltsame Veranstaltung. Ellen war ein angenehmer Gastgeber, welcher nicht ganz den Humor-Durchsatz von Seth McFarlane erreicht hat, andererseits aber auch etwas klassicher war als dieser. Die Preise wurden gut verteilt und mit klaren Gewinnern und desaströsen Verlierern, war dieses Jahr eigentlich wieder alles vertreten was zu einer guten Oscar-Nacht dazu gehört.